Die Trinity-Anomalie (German Edition)
meine Kreditkartenabrechnungen angesehen? Darf ich mal die richterliche Anordnung sehen?«
»Brauchen wir nicht«, sagte Agent Robertson. »Und wenn Ihnen das nicht passt, können Sie sich ja an Ihren Kongressabgeordneten wenden und verlangen, dass der Patriot Act aufgehoben wird … wenn Sie unbedingt ausgelacht werden wollen.«
»Die Entfernung von Gadsden nach Greenville beträgt zweihundertachtzig Kilometer«, sagte Agent Hillborn. »Um zehn Uhr fünfzehn hat ein Mr Daniel Byrne das Geld abgeholt. Trinity ist knapp vier Stunden später zusammen mit diesem Mann bei dem Zeltgottesdienst in Greenville aufgetaucht.« Er zuckte mit denSchultern. »Vielleicht haben sie ja auch nur angehalten, um was zu essen.« Er schob das Foto näher zu ihr und sagte mit betont ruhiger Stimme: »Der Spaß ist vorbei, Julia. Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder Sie behindern weiter unsere Ermittlungen – aber in dem Fall werden Sie morgen nicht in New Orleans über die größte Story Ihres Lebens berichten, sondern in einer Zelle landen, während Ihr Anwalt verzweifelt versucht, Sie auf Kaution freizubekommen, aber nicht vor nächster Woche.« Er reichte Julia eine Liste ihrer eigenen Telefonate. »Die Alternative: Sie erzählen uns alles, was Sie über Daniel Byrne wissen und was er mit Tim Trinity zu tun hat.«
»Ich bin’s, Julia.«
»Wer sonst?« Daniel schaltete das Radio aus. »Außer dir hat niemand meine Nummer.«
Dann ein kurzes Schweigen, bevor Julia sagte: »Es tut mir leid.«
»Wer?«
»Zwei FBI-Agenten, sie haben mich ziemlich unter Druck gesetzt. Ich hatte keine rechtliche Möglichkeit, mich zu weigern … und außerdem muss das FBI doch in der Sache ermitteln. Es tut mir leid«, sagte sie noch einmal.
»Schon okay, Julia.«
»Sie hatten eine Liste meiner Handygespräche. Vielleicht haben sie auch mitgehört. Deshalb bin ich, sobald sie weg waren, zur nächsten Telefonzelle gerannt.«
»Was haben sie denn gesagt?«
»Sie glauben, dass Trinity sich mit irgendwelchen üblen Gestalten eingelassen hat, und für den Fall, dass er kooperiert, bieten sie ihm ein Zeugenschutzprogramm an. Sie wissen, dass ich dir Geld geschickt habe, und wollen jetzt wissen, welche Rolle du in der Angelegenheit spielst. Das Wesentliche habe ich ihnen erzählt … dass du katholischer Priester bist und der Vatikan dich geschickt hat, um die Sache zu untersuchen, und dass du mir erklärt hast,wie man die Zungenreden entschlüsselt. Ich habe ihnen auch deine Handynummer gegeben, also …«
»Also werden sie uns anhand des Handys orten und, bis sie uns erwischen, sicher meine Gespräche abhören.«
»Danny, ihr sollt euch stellen. Sie wollen euch verhören. Je länger ihr euch versteckt, desto schlimmer wird’s. Denk doch mal darüber nach. Das FBI kann euch wenigstens beschützen. Und wenn Trinity unschuldig ist, warum …«
»Wir reden schon zu lange«, sagte Daniel. »Unter dieser Nummer bin ich nicht mehr zu erreichen und ich rufe auch dein Handy nicht mehr an.«
»Wie soll ich …«
»Erinnerst du dich an unser erstes Date?«
»Was?«
»Als wir zum ersten Mal allein ausgegangen sind, weißt du noch, wo wir uns da verabredet haben?«
»Ja.«
»Okay, sei jeden Tag um fünfzehn Uhr dort. Wenn ich nicht komme, versuch’s am nächsten Tag wieder. Wir treffen uns um fünfzehn Uhr. Und ich werde so pünktlich sein wie immer.«
Julia ließ ein besorgtes, aber warmes Lachen hören. »Ich erinnere mich.«
»Gut. Danke für die Warnung.« Dann klappte er sein Handy zu.
»Gibt’s Ärger?«, fragte Trinity.
»FBI.« Daniel fuhr vom Highway ab und auf einen Rastplatz.
»Lass mich raten: Die glauben, ich hätte die Raffinerie in die Luft gejagt und die Lottoziehung manipuliert.«
»Auf jeden Fall glauben sie, dass du weißt, wer dahintersteckt.«
»Das weiß ich auch: Gott. Aber das werden sie mir wohl kaum abnehmen.«
»Wohl kaum«, sagte Daniel. Er fuhr langsam neben einen Pick-up, der bei den Tanksäulen parkte, warf das Handy auf dessen Ladefläche und fuhr davon.
63
Daniel machte einen weiten Bogen um New Orleans, fuhr am Nordufer des Pontchartrain-Sees entlang, dann hinunter ins Cajun-Land, an LaPlace und Houma vorbei und kaufte unterwegs an einer Tankstelle ein neues Prepaid-Handy und eine Baseballmütze der LSU Tigers. Wieder im Wagen, warf er Trinity die Mütze zu.
»Los, Tigers!«, rief Trinity, als er die Mütze aufsetzte.
Sie fuhren weiter nach Süden, immer tiefer ins Sumpfland. Die Straße wurde
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