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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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aufgestellt.
    NUR ZU UNTERHALTUNGSZWECKEN
    Und für Fremde traf das auch zu. Die konnten höchstens ein paar Freispiele gewinnen. Aber für die Einheimischen, die Eingeweihten, war es ein richtiges Gewinnspiel.
    Die Mafiatypen hatten Buddy eine Geldkassette dagelassen, aus der er Gewinne über zwanzig Dollar auszahlen konnte, und sie zahlten eine monatliche Pacht für die Stellfläche. Natürlich war es illegal, aber es war im ganzen Süden gang und gäbe, und Buddy war auf das Geld angewiesen. Die Gefahr, dass deswegen sein Geschäft zugemacht würde, war relativ gering, denn der Mann, der jede Woche vorbeikam, um die Automaten zu leeren, war Deputy Sheriff Bam Price.
    Buddy sah zu, wie Bam drei prall gefüllte Leinensäcke zu seinem Polizeiwagen schleppte. Nachdem er die Säcke sicher im Kofferraum verstaut hatte, kam er zurück zur Tankstelle.
    »Wie sieht’s aus, Buddy? Brauchst du mehr Geld?«
    »Nein, es geht schon«, sagte Buddy. »Keine großen Gewinne diese Woche.«
    »Okay.« Bam legte ein Foto auf den Tresen. »Sieh dir mal diese Typen an.«
    Buddy sah sich das Foto an. »Die kenne ich.«
    »Du kennst sie?«
    »Ja, aus dem Fernsehen. Alle Welt sucht nach denen.«
    Bam schmunzelte. »Ja, also wenn sie dir mal in echt über den Weg laufen, dann sag mir Bescheid.«
    Buddy setzte die Lesebrille auf, die an einer Kette um seinen Hals hing, und sah sich das Foto genauer an. »Ich glaube es nicht«, sagte er. »Den Jüngeren habe ich doch heute erst gesehen!«
    »Bist du sicher?«
    »Sicher bin ich sicher. Er hat ein Handy und eine Mütze gekauft.«
    »Wann denn?«
    »Vor zwei Stunden vielleicht. Da saß noch ein Mann in dem Pick-up. Weiß nicht, ob das der Prediger war. Sie sind Richtung Süden weitergefahren.«

    Gegen Abend wurde es etwas kühler. Pat Wahlquist hatte einen großen Topf Flusskrebse gekocht und sie aßen im Freien: Haufen von würzigen Krustentieren und Maiskolben waren auf Zeitungspapier auf einem Picknicktisch im Garten ausgebreitet. Die Hälfte des Gartens war abgepfercht, circa sechs mal sechs Meter. Maschendraht war an Stahlpfosten entlang gespannt und deckte den Pferch auch von oben ab. Darin befanden sich eine Hundehütte, ein Fußball, ein alter Reifen und ein aus einem verknoteten, gelben Seil hergestelltes Kauspielzeug.
    »Edgars Laufstall«, sagte Pat und kratzte seinen Coonhound am Ohr. Ein prächtiges Tier, schwarz-weiß gefleckt, mit ausdrucksvollen braunen Augen. Pat steckte sich einen Krebsschwanz zwischen die geschürzten Lippen und beugte sich vor. Edgar nahm ihn vorsichtig mit den Zähnen an und verdrückte ihn. »Na, wo ist denn mein verwöhntes Hündchen?«, sagte Pat in Babysprache. »Na, wo ist denn mein Kleiner?« Edgar leckte ihm quer über den Mund, drehte sich einmal im Kreis und legte sich seinem Herrchen zu Füßen. Auf der anderen Seite lehnte eine Mossberg-Pumpgun, Kaliber 12, an Pats Bein.
    Daniel knackte noch einen Flusskrebs, saugte den Kopf aus, warf ihn in einen kleinen Eimer in der Tischmitte und trank einen Schluck süßen Tee. Er sah auf und erschrak wieder, als er Trinitys neuen Look sah.
    Trinity hatte sich anfangs geweigert, aber Pat hatte ihm versichert, dass sich die Farbe auswaschen ließ. Trinitys dichtes, silbernes Haar war einfach zu auffällig. Also hatte er sich widerwillig die Haare braun gefärbt. Währenddessen hatte Daniel für Pat die Ereignisse der Reise zusammengefasst und ihm erklärt, dass Trinityunbedingt ins French Quarter musste, um dort eine Frau zu treffen, und möglichst auch heil wieder herauskommen sollte. Pat hatte ihnen Kleider geliehen und ihnen ein Gästezimmer mit zwei Betten gegeben. Dann hatten sie sich frisch gemacht, während er das Essen zubereitete.
    Mit den gefärbten Haaren sah Trinity dem Onkel aus seiner Kindheit noch viel ähnlicher. Es war geradezu surreal. Nicht wirklich unangenehm, aber äußerst seltsam, als wäre die Zeit aus den Fugen geraten, wie bei Billy Pilgrim, dem Held des Romans von Kurt Vonnegut, den Daniel als Jugendlicher so toll fand.
    Daniel aß noch einen Flusskrebs, und als er merkte, wie voll er war, verkündete er, dies sei sein letzter.
    »Es wäre vielleicht besser, wenn ihr hierbleibt«, sagte Pat jetzt wieder in ernstem Ton. »Ich kann doch hinfahren und die Frau herholen.«
    »Auf gar keinen Fall«, sagte Trinity. »Ich sage doch, ich hatte eine Vision. Ich stand vor ihrem Haus. Eine Vision … Ich muss selbst hinfahren.«
    Edgar sprang auf, neigte seinen Kopf Richtung Ufer und sagte:

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