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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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»Wuff!« Er schaute gebannt auf eine Stelle rechts von der Anlegestelle, wo Pats Propellerboot festgemacht war. Die leicht gekräuselte Wasseroberfläche verriet das Herannahen eines Alligators.
    »Bleib hier«, sagte Pat und stand in einer flinken Bewegung auf, schwang seine Flinte in Zielposition und pumpte eine Patrone in die Kammer, während er zum Wasser lief. Knapp zwei Meter vor dem Ufer blieb er stehen. Auch der Alligator hielt inne und verharrte etwa zwei Meter vom Ufer entfernt. Nur Augen und Schnauzenspitze ragten aus dem Wasser. Sie starrten einander fest in die Augen.
    »Komm nur einen Zentimeter näher und du endest als Handtasche«, sagte Pat zum Alligator. Nach ein paar Sekunden drehte die Echse ab und glitt durch den Sumpf davon. »Das kannst du auch deinen Freunden bestellen«, rief Pat ihm hinterher. Er sicherte die Flinte wieder und kehrte an den Tisch zurück. »Tim, zum metaphysischen Aspekt Ihres Problems kann ich nichts sagen«, sagte er.»Vielleicht wurden Sie ja von Gott berührt, vielleicht sind Sie aber auch nur vollkommen durchgeknallt. Das ist nicht mein Spezialgebiet. Meine Spezialität ist es, Bösewichten das Leben schwer zu machen, und glauben Sie mir, ohne Not nach New Orleans zu fahren, das ist taktisch extrem unklug.«
    »Das lasse ich mir nicht ausreden«, sagte Trinity.
    Pat sah Hilfe suchend Daniel an.
    Daniel zuckte mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Er hatte eben diese Vision.«
    »Nun gut …« Pat wandte sich wieder an Trinity. »Darf ich davon ausgehen, dass Ihre Vision mir nicht verbietet mitzukommen, um Sie zu beschützen?«
    Trinity lächelte und wollte gerade etwas sagen …
    »Nein«, kam Daniel ihm zuvor. »Pat, ich habe dich nicht gebeten …«
    »Ach, halt die Klappe«, sagte Pat. »Ohne dich wäre ich vor vier Jahren draufgegangen. Wenn dein Uri Geller hier nichts dagegen hat, bin ich dabei.«
    Nach kurzem Überlegen sagte Daniel: »In Ordnung. Danke.«
    »Du brauchst mir nicht zu danken.«

64
    Auf dem Wecker leuchteten die Ziffern 01:30. Aber Tim Trinity lag immer noch wach. Daniels Schnarchen, obwohl nicht sehr laut, half ihm auch nicht gerade beim Einschlafen. Außerdem gaben Frösche und Grillen gemeinsam mit sämtlichen anderen nachtaktiven Sumpfbewohnern direkt vor ihrem Fenster ein chaotisches Konzert. Trinity stand auf und ging auf Zehenspitzen hinaus in den Flur. Aus der Küche fiel ein Lichtschein in den Flur, sodass er sehen konnte, wohin er lief, und Kaffeeduft stieg ihm in die Nase.
    Pat saß am Küchentisch, einen Kaffeebecher mit dem Abzeichen der Navy Seals in der Hand. Auf dem Tisch war eine Straßenkarte der Innenstadt von New Orleans ausgebreitet und darauf die Route ins French Quarter rot markiert. Auf der Karte lag ein Roman von John le Carré.
    »Ich kann nicht schlafen«, sagte Trinity. Pat deutete auf den Stuhl ihm gegenüber und er setzte sich. »Haben Sie Bourbon?«
    Pat schüttelte den Kopf. »Ich trinke nicht.«
    »Ehrlich nicht?«
    »Ich rühre das Zeug nicht an.«
    »Nicht zu fassen.« Trinity lachte leise. »Ein abstinenter Söldner. Wahnsinn …«
    Pat lächelte. »Ganz so brav bin ich auch nicht. Ab und zu rauche ich gern mal einen Joint. Aber Alkohol vertrag ich einfach nicht.« Er stand auf und ging mit seinem Becher zur Kaffeemaschine.»Apropos Drogen, wollen Sie eine Tasse? Oder lieber Tee?«
    »Ach, was soll’s, ich nehme einen Kaffee. Ich kann sowieso nicht schlafen«, sagte Trinity. »Schwarz, einen Löffel Zucker.«
    Pat schenkte Kaffee in einen Becher mit dem gold-violetten Logo der LSU Tigers und reichte ihn Trinity.
    Der Kaffee war stark, aber mit Zichorie vermischt und schmeckte nach Heimat. »Sie glauben das alles sicher nicht, oder? Ich meine, dass das, was mit mir gerade passiert, irgendwas mit Gott zu tun hat.«
    »Sie gehen anscheinend davon aus, dass ich an Gott glaube. Ich war schon überall auf der Welt, und was ich gesehen habe, war Grund genug,
nicht
an Gott zu glauben. Trotzdem halte ich immer noch nach ihm Ausschau, aber …«
    »Ich verstehe nicht, wie Sie dazu fähig sind«, sagte Trinity. »Ich verurteile Sie nicht, ich verstehe es einfach nur nicht. Sie verdienen Ihr Geld damit, Menschen zu töten. Ich würde begreifen, wenn Sie es im Dienst einer großen Sache täten, etwas, an das Sie glauben … aber wenn Sie an nichts glauben …«
    »Ich bin kein Nihilist«, sagte Pat. »Mein Beruf ist es, Menschen zu beschützen, und ich töte jeden, der meinem Auftraggeber etwas anhaben will.

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