Die Trinity-Anomalie (German Edition)
könnte Sie auf der Stelle festnehmen, Daniel, aber das würde Ihren Onkel auch nicht retten – und vor allem würde es New Orleans nicht retten.« Er trank sein Bier aus. »Denken Sie darüber nach, was wir gesagt haben, und geben Sie ihm unserAngebot weiter.« Dann stand er auf. »Wenn wir bis Mitternacht nichts von Ihnen hören, ist das Zuckerbrot vom Tisch, und was bleibt, ist die Peitsche.«
Nachdem die FBI-Agenten gegangen waren, herrschte eine Zeit lang Schweigen. Schließlich sagte Pat: »Ich verwette meinen Arsch, dass du jetzt einen Peilsender am Wagen hast. Ein kleines Geschenk von unseren neuen Freunden. Ich setze dich an einer Bushaltestelle ab, und den Wagen entsorge ich irgendwo auf einem Parkplatz. Wir treffen uns dann später wieder auf der Ranch.«
»Okay.« Daniel nahm einen Schluck Bier und sie saßen noch eine Weile wortlos da. Aber das Schweigen wurde unangenehm, bedeutungsschwanger. Daniel sagte: »Na, komm, lass es schon raus.«
»Du willst es ja doch nicht hören.«
»Darauf hast du doch noch nie Rücksicht genommen.«
»In Ordnung. Wenn die Regierung beschließt, ihn lebenslang wegzusperren, dann machen die das auch, glaub’s mir. Ich weiß, wie diese Leute arbeiten. Die hängen ihm irgendwas an und sorgen dafür, dass er verknackt wird.« Daniel antwortete nicht. Pat nahm einen Schluck Ingwerbier. »Du musst deinen Onkel dazu bringen, ihr Angebot anzunehmen.«
Daniel schüttelte den Kopf. »Das bringt nichts, Mann, vergiss es. Er ist bereit, morgen zu sterben. Meinst du, da kann man ihm mit dem Knast Angst machen? Ich habe ihm deutlich genug gesagt, dass er ein wahnsinniges Risiko eingeht. Er versteht es ja.«
»Und was hat er gesagt?«
»Dass wir mit allen Mitteln versuchen sollen, ihn da oben aufs Podium zu kriegen, und was dann geschieht, ist eben Vorsehung. Er war total fatalistisch. Und um ehrlich zu sein, nach allem, was passiert ist, hat er wahrscheinlich recht.«
»Aber was hat er denn davon? Selbst wenn er keine Kugel in den Kopf bekommt, schnappt ihn sich das FBI, bevor er das Podium überhaupt erreicht hat.«
»Na ja, das muss ich eben verhindern.«
»Und wie willst du das anstellen?«, fragte Pat.
Daniel bedeutete dem Barmann, dass er zahlen wollte. »Keine Ahnung.«
77
Die Glocke läutete, als Daniel den Voodoo-Laden betrat. Die Priesterin stand an der Kasse und kassierte ein nervöses Paar aus dem Norden ab. Sie blickte zu Daniel hinüber, wandte sich dann wieder ihren Kunden zu und gab dem jungen Mann sein Wechselgeld. »Auf dass es Ihnen wohltue«, sagte sie.
Die junge Frau hielt eine Papiertüte in der Hand und sagte: »Das wird es ganz bestimmt.« Dazu kicherte sie unnötigerweise.
Sie gingen an Daniel vorbei und verließen den Laden. Hinter ihm läutete die Glocke, und er war allein mit Angelica.
»Soll ich Ihnen die Karten lesen, Sir?«, scherzte sie. »Oder wie wär’s mit einem Liebestrank? Ein bisschen Geldpulver vielleicht? Oder ein Mojo, das Sie vor Feinden schützt?«
Das hatte er verdient, was er auch mit einem Nicken quittierte. »Schon gut«, sagte er. »Sie haben ja recht.« Sie erwiderte sein Lächeln nicht. Aber sie sah eher besorgt aus als verärgert.
»Haben Sie die letzten Nachrichten gesehen?«, fragte sie.
»Was ist denn jetzt schon wieder? Noch eine Prophezeiung, die sich erfüllt hat?«
»Nein, es ging um Memphis, die Zeltstadt im Riverside Park. Nachdem Tim gestern Abend auf CNN bekannt gegeben hatte, dass er in New Orleans ist, waren die Leute in Memphis total enttäuscht. Und als heute die Temperatur anstieg, schlug die Stimmung um und … na ja, die Situation eskalierte. Dann kam Polizei dazu, in voller Kampfmontur. Und was die veranstaltet hat, dagegenwar das Geknüppel bei den Vietnamdemos achtundsechzig der reinste Kindergeburtstag.«
»Ach du meine Güte!«
Angelica erschauerte sichtlich. »Wenn man die Szenen im Fernsehen gesehen hat, ist es ein Wunder, dass es nicht mehr Tote gab. Vier- oder fünfzehn, heißt es.«
Agent Hillborns Androhung klang in Daniels Ohren:
Tim Trinity hält keine öffentlichen Reden mehr, morgen nicht, übermorgen nicht und auch nicht nächste Woche oder nächstes Jahr.
»Ich weiß, es ist dreist von mir, Sie um einen Gefallen zu bitten, Mama Anne«, sagte er. »Aber wir brauchen wirklich Ihre Hilfe.«
Angelica sah ihn einen Moment lang an und schenkte ihm dann ein freundliches Lächeln, das nur von einem Hauch Widerwillen überschattet war. »Wir gehen diesen Weg gemeinsam«, sagte
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