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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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Sendetermin und nahm die entsprechende Niederschrift aus dem Aktenordner. In Giuseppes Niederschrift benutzte Trinity das Wort »sintflutartig« nicht … denn da kündigte er Sonnenschein an. Und dies sollte eine von den Vorhersagen sein, bei denen Trinity sich geirrt hatte.
    Aber Trinity hatte nicht Sonnenschein prophezeit, sondern Regen.
    Ein kalter Schauer lief durch Daniels Arm, als er die Akte durchblätterte und Trinitys nächste falsche Voraussage herausnahm.

    Zwei Stunden später versuchte Daniel immer noch, aus der Sache klug zu werden. Er überprüfte alles doppelt und dreifach, las, lauschte und lauschte immer wieder. Er suchte im Internet nach Wetterberichten, Sportergebnissen und was Trinity sonst noch vorhergesagt hatte.
    Seine bisherigen Prophezeiungen hatten sich bewahrheitet.
    Allesamt.
    Vielleicht hatte Trinity ja einen Meteorologen vom Wetteramt auf seiner Gehaltsliste … aber wie waren die vorhergesagten Sportergebnisse zu erklären? Die Spiele konnten doch unmöglich alle manipuliert worden sein, oder? Und was war mit den Verkehrsunfällen? Daniel dachte lange darüber nach. Dann schrieb er eine Antwort an Gerry.
    Von
: [email protected]
    An
: [email protected]
    Betreff
: RE: Unsere Ergebnisse …
    Gerry,
    vielen Dank für Ihre Hilfe. Trinitys Sendungen unter der Woche sind Wiederholungen, aber jeden Sonntag wird eine neue ausgestrahlt. Könnten Sie die von morgen aufzeichnen und entschlüsseln? Die Niederschrift kann ich selbst erledigen. Wenn Sie mir einfach nur die Audio-Datei mit den umgekehrten Zungenreden schicken könnten, das würde mir schon sehr weiterhelfen.
    Nochmals vielen Dank,
    D.
    Daniel klappte seinen Laptop zu und versuchte, sich einen Reim auf die Sache zu machen. Jedoch fielen ihm mehr Fragen als Antworten ein. Allem Anschein nach standen aber zwei Dinge fest:
    Trinity sagte die Zukunft jedes Mal richtig voraus, auch wenn unklar war, wie er das anstellte.
    Und die Niederschriften des Vatikans waren verändert worden, um genau diese Tatsache zu verschleiern.

18
    Die Fernsehkirche war brechend voll mit Leuten in Sonntagskleidung. Tim Trinity, ganz souverän auf der Bühne, sonnte sich im Applaus und ließ seine perlweißen Beißerchen blitzen. Die Musik wurde langsam ausgeblendet, und er legte die Hände wie zum Gebet zusammen. Die Menge verstummte.
    Daniel saß in der hintersten Reihe und beobachtete die Szene. Er musste zugeben, sein Onkel war nicht einfach nur gut – er war ein Meister. Er hatte bei den Zeltgottesdiensten vielen begabten Schwindlern bei der Arbeit zugesehen und außerdem unzähligen Fernsehpredigern, aber keiner hatte eine solche Bühnenpräsenz wie Tim Trinity.
    Trinity ließ die Stille eine Weile lang wirken, dann schlug er die blaue Bibel auf, die vor ihm auf dem Rednerpult lag. Seine Stimme dröhnte bis in den letzten Winkel des Studios: »Jesus hat gesagt, so steht es bei Matthäus 13,45: ›Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.‹«
    Er nahm die Bibel in die Hand, grinste in die Menge und kratzte sich in gespielter Ratlosigkeit am Kopf. »Eine kostbare Perle? Was zum Henker
meint
er denn damit?«
    Die Zuschauer lachten.
    »Diese Perle, meine lieben Freunde, ist die
Erlösung
. Erlösung ist die kostbarste aller Perlen.« Trinity begann, auf der Bühne hin und her zulaufen, und in der Menge ertönte hie und da ein Amen.»Aber einige unter euch sind wie der reiche Mann, der zu Jesus kam und fragte, welche gute Tat er begehen müsse, um in den Himmel zu kommen. Ihr erinnert euch an die Geschichte. Der Mann war bereits sehr tugendhaft und befolgte alle Gebote Gottes, also sagte Jesus, er solle all seine Besitztümer verkaufen und sein Jünger werden. Und der reiche Mann ging fort und grämte sich, denn er hatte viele Besitztümer. Eins jedoch begriff er nicht – und das
solltet
ihr alle begreifen –, nämlich dass Erlösung alle irdischen Güter mit sich bringt, die ihr euch jemals erhoffen könntet! Erlösung ist – immer und in jeder Hinsicht – die kostbarste aller Perlen. ›Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.‹«
    Daniel rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her und dachte:
Jetzt geht’s los …
    »Also habt keine Angst, das Wenige, das ihr habt, dem Herrn zu geben, denn er wird es euch vergelten, hundertfach.«

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