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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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funktioniert, man vergab ihm. Aber drei Jahre später, als die Polizei ihn wegen einer geringfügigen Verkehrswidrigkeit anhielt, wurde der spirituell geläuterte, neue und verbesserte Bruder Swaggart wieder mit einer Nutte erwischt.
    Aber trotz seines dummen Verhaltens war Swaggart ein kluger Kopf. Er wusste, er konnte nicht einfach noch einmal im Fernsehen auftreten, vor der Kamera losheulen und um Vergebung betteln. Die Masche funktioniert nur einmal. Nein, als Swaggart zum zweiten Mal mit heruntergelassener Hose erwischt wurde, wandte er sich in einem Fernsehauftritt direkt an seine Kritiker, schaute in die Kamera und sagte schlicht: »Der Herr hat mir gesagt, das geht euch ganz einfach nichts an.«
    Ganz schön mutig. Verdammt mutig sogar. Aber es hatte Swaggarts Kirche gerettet. Natürlich war seine Gemeinde empfindlich zusammengeschrumpft, aber er hatte überlebt, und achtzehn Jahre später trat er immer noch als Fernsehprediger auf und zog den Leuten Millionen aus der Tasche. Sicher hätte er mehr Zaster machenkönnen, wenn er mit seinen Nutten ein bisschen vorsichtiger gewesen wäre, aber er hatte immer noch ein sehr gutes Auskommen.
    Trinity fuhr an den Mädchen an der Ecke vorbei, ohne langsamer zu werden, und gratulierte sich selbst dafür, dass er in allem, in dem Swaggart so leichtsinnig gewesen war, überaus vorsichtig war. Er wusste, wenn man ihn je erwischte, würde kein Mensch ihm die Wahrheit abnehmen.
    Wofür haben Sie die Prostituierte bezahlt? Ja, alles klar …
    Deshalb musste er einfach vorsichtig sein.
    Er fuhr weiter Richtung Norden über den Saluda River, drosselte dann beim Stripclub Dreammakers das Tempo, hielt aber nicht an. Drei Blocks weiter fuhr er auf den Parkplatz eines Waffle House, wo viele Stripperinnen nach ihrer Schicht essen gingen.
    Trinity stellte den Motor ab. Er griff in seine Brusttasche, holte einen verbeulten Edelstahl-Flachmann heraus, nahm einen kräftigen Schluck Bourbon und schraubte ihn wieder zu. Dann drehte er den Flachmann in der Hand und suchte wie immer nach der Inschrift auf der nach außen gewölbten Seite. Im Lauf der Jahre war der Flachmann so oft benutzt worden und hatte so viele Taschen durchwandert, dass die Gravierung schon ganz abgewetzt war. Er musste ihn leicht schräg halten und das Licht einfangen, damit er sie lesen konnte.
    Für Pops zum 41. Geburtstag – in Liebe, Danny
    Die Jahre hatten die Inschrift nicht auslöschen können, ebenso wenig wie sie ihm den Schmerz hatten nehmen können, den er immer noch verspürte, weil der Junge, den er wie einen Sohn liebte, nichts mehr von ihm wissen wollte. Wie oft schon hatte er sich vorgenommen, den Flachmann wegzuwerfen? In wie vielen berauschten Nächten hatte er das verdammte Ding tatsächlich in den Müll geworfen, nur um es verkatert im grellen Morgenlicht wieder herauszufischen?
    Tim Trinity wischte sich die Augen und steckte den Flachmann wieder weg.
    Ach, Scheiße.
    Er sah auf seine Uhr. Es war fast halb zwei morgens. Dreammakers machte um eins zu. Er zündete sich eine Zigarette an, stieg aus und lehnte sich an die Tür wie jemand, der die Zeit totschlagen und Geld loswerden wollte.
    »Suchst du Gesellschaft?« Sie hatte blondierte Haare mit zwei Zentimeter langem dunklen Ansatz und kaute Kaugummi, was das silberne Kruzifix zwischen ihren Brüsten zum Hüpfen brachte.
    »Könnte schon sein …« Trinity lächelte vielversprechend. »Aber zuerst möchte ich eines gern wissen.«
    Das Mädchen seufzte. »Wichsen fünfundzwanzig, blasen fünfzig, hundert für …«
    »Das meinte ich nicht«, sagte Trinity.
    »Ach.« Das Mädchen schaute ihn skeptisch an. »Und was möchtest du wissen?«
    Trinity deutete mit seiner Zigarette auf ihre Kette.
    »Glaubst du an Gott?«

    »Wie viel willst du ausgeben?«, fragte das Mädchen, als sich die Moteltür hinter ihnen schloss. Trinity holte eine Rolle Scheine aus der Tasche und zählte fünf ab. Hunderter. Das Mädchen wich zurück. »Einen Moment«, sagte sie.
    Trinity hielt die Hände hoch – 
ich erklär’s dir
, sollte das heißen – und setzte sich auf die Bettkante. »Du behältst deine Sachen an und ich auch. Kein Sex. Ich werde dich nicht mal anfassen.«
    Das Mädchen schielte auf das Geld, und als sie wieder Trinity anschaute, war in ihren Augen mehr Neugier als Angst zu sehen. Im Licht des Motelzimmers konnte er den Bluterguss unter ihrem linken Auge erkennen, den sie notdürftig mit Schminke abgedeckt hatte. Ihre Fingernägel waren bis

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