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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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Schluck nehmen, aber sein Arm gehorchte ihm nicht.
    Er wollte seinen Blick von dem Flammenmeer abwenden, aber er konnte nicht einmal mehr blinzeln.
    Es schien ihm wie das Feuer der Hölle. Der Hölle auf Erden. Am Vorabend im Bildregieraum hatte er die Prophezeiung aus seinem eigenen Mund gehört.
    Wie war das überhaupt möglich?
    Tim Trinity stand lange bewegungslos da und starrte auf den Bildschirm. Ohne zu blinzeln.
    Da begann er zu glauben.

TEIL 2
    28
    Daniel trat voll auf die Bremse und kam schlitternd vor der Villa seines Onkels zum Stehen. Er hämmerte mit dem rechten Handballen gegen die Haustür. Die Tür wurde geöffnet. Trinity sah ihn mit trübem Blick an und ging zurück ins Haus. Daniel folgte ihm durch das Marmor-Entree in einen Raum mit großem Ledersofa und riesigem Fernseher.
    Im Fernsehen lief CNN ohne Ton.
    Trinity nahm eine Flasche Bourbon vom Beistelltisch und genehmigte sich einen Schluck. »Ja, ich habe mich volllaufen lassen«, sagte er, »und wenn du nur ein bisschen Verstand hast, dann tust du’s mir nach.«
    »Was hast du getan?« Daniel streckte anklagend den Zeigefinger zum Fernseher. »Was zum Teufel hast du nur getan?«
    »Das ist doch nicht
meine
Schuld.« Trinity war wirklich betrunken, aber immer noch ziemlich klar. »Bis vorgestern dachte ich, ich hätte nur ein psychisches Problem. Die Frage ist doch: Was hast
du
getan?«
    Das traf Daniel wie eine Faust in den Magen. »Ich habe versucht, es zu verhindern.«
    »Offensichtlich hast du dir nicht genug Mühe gegeben.« Trinity nahm noch einen Schluck Bourbon. »Sag mir eins: Wenn der Erzbischof von New Orleans bei dieser Raffinerie aufgetaucht wäre, meinst du nicht, der hätte sie davon überzeugen können, dass was nicht stimmt?«
    Daniel sagte nichts.
    »Aber der Erzbischof war nicht da. Also, wer ist nun schuld? Fass dich lieber an die eigene Nase, Danny.«
    »Aber ich … ich habe angerufen … Ich habe versucht …«
    »Ach ja? Nun, ich habe auch angerufen.« Trinity schaute auf den Fernseher. »Das reichte aber nicht. Und deine Kirchenbosse waren anscheinend nicht so begeistert von der Idee, sonst hätten sie was unternommen.« Er wies mit der Flasche auf Daniel. »Du trägst vielleicht keinen Priesterkragen, aber solange du für den Verein arbeitest, tanzt du nach deren Pfeife. Also reden wir mal Tacheles, Junge. Was genau will der Vatikan eigentlich von mir?«
    »Sie haben mich hergeschickt, um deinen Ruf zu ruinieren und dein Zungenreden als Schwindel zu entlarven.«
    »Aber die wussten doch, dass meine Prophezeiungen wahr werden. Also was ist wirklich los? Wollt ihr die Konkurrenz ausschalten oder was?«
    Daniel drängte sich an seinem Onkel vorbei und stellte den Fernseher ab. Er setzte sich hin, stützte die Hände auf die Knie und atmete tief durch. »Sie glauben nicht, dass Gott durch dich wirkt. Sie glauben zwar auch nicht, dass es der Satan ist, aber sicher sind sie sich nicht.«
    »Danny, jetzt mach aber mal halblang, verdammt!
Satan?
Natürlich ist es nicht der Satan. Und es ist auch nicht der Weihnachtsmann, der Grüne Kobold oder der Osterhase. Der Teufel ist eine Märchengestalt.«
    »Nun, was es auch sein mag, Gott ist es jedenfalls nicht.« Daniel deutete mit dem Kinn auf seinen Onkel. »Du bist nicht gerade ein Vorzeigechrist.«
    Trinity setzte sich neben seinen Neffen auf die Couch und sprach ganz ruhig: »Das war der erste vernünftige Satz, den du gesagt hast, seit du hier bist.« Er stellte die Flasche auf dem Boden ab. »Aber weißt du, was ich glaube? Ich glaube, der Vatikan hat Angst, dass Gott vielleicht
doch
durch mich wirken könnte. Die scheffeln doch Billionen und wollen ihr Geschäft schützen. Wenn sich herausstellt, dass ein Kerl wie ich Wunder vollbringt, dann sehen die mit ihren Gewändern und dem Weihrauch und ihren lateinischen Zaubersprüchen aber ziemlich alt aus. Das wäre gar nicht gut für den Markennamen ›katholische Kirche‹.«
    Daniel stand auf. »Das höre ich mir nicht länger an. Der Vatikan ist kein Geschäft.«
    »Ach, Sohn, alles ist ein Geschäft. Ich dachte, wenigstens das hätte ich dir beigebracht.«
    »Und du vollbringst auch keine Wunder. Du glaubst ja nicht mal an Gott.«
    Daniel ging, ohne noch irgendetwas zu sagen, mit geballten Fäusten.

29
    Daniel hielt ein Glas Guinness in der Hand und stocherte geistesabwesend in seinem
Cobb salad
herum. Er hatte überhaupt keinen Hunger, aber er musste etwas essen. Um neun Uhr kam’s dann. Auf dem Bildschirm über der

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