Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
Vom Netzwerk:
der Statiker hat gesagt, sie sei vollkommen in Ordnung. Deshalb rechnen wir nicht damit, dass irgendetwas passiert, und außerdem …«
    Während sie so redete, betrachtete Daniel ihr Gesicht. Dieselben tiefbraunen Augen, die vor Leidenschaft und Intelligenz funkelten. Dieselben sinnlichen Lippen, die ihn bis ans Tor des Paradieses geführt hatten. Zarte Lachfalten umrahmten nun ihren Mund und gingen strahlenförmig von ihren Augenwinkeln aus, und zwischen ihren Augen war eine senkrechte Sorgenfalte erkennbar. Sie war zwar schon immer attraktiv gewesen, aber erst jetzt war sie zu einer wahren Schönheit gereift. Das hübsche Mädchen von einst war nun eine Frau in der Blüte ihrer Jahre. Auch ihr Körper hatte frauliche Formen angenommen. Er spürte eine wachsende Erektion.
    »Hallo Danny? Bist du noch da?«
    »Was? Ach so, ja. Was hast du gesagt?«
    Julia lächelte. Das Lächeln kannte er.
    Sie hat es gemerkt
, dachte er.
    Sie schaute auf ihre Uhr und wandte sich an den Kameramann: »Drehen wir schon, Shooter?«
    »Ja.« Dann sah Shooter von der Kamera auf und knipste an einem Schalter hin und her. »Scheiße.«
    »Was ist?«
    »Der Chip ist kaputt.«
    »Verdammt«, sagte Julia, »wir haben nur noch neunzig Sekunden.«
    Shooter zog ein Schlüsselbund aus der Tasche. »Ich habe noch eine Kamera im Wagen.« Er grinste. »Im College war ich auf zweihundert Meter der schnellste im ganzen Staat. Ihr könnt die Zeit stoppen.« Und schon sprintete er los.
    Daniel schaute Shooter nach, wie er über die leere vierspurige Fahrbahn rannte. Plötzlich kamen auf der äußersten Spur auf der anderen Straßenseite Autoscheinwerfer um die Kurve. Ein Pkw. Und direkt dahinter, in der Spur daneben, ein Fünfachser.
    »Warte!«, schrie Daniel, aber der junge Mann war schon zu weit und konnte nicht mehr umkehren.
    Der Pkw schwenkte mit quietschenden Reifen abrupt nach links vor den Sattelschlepper.
    Dessen Druckluftbremsen blockierten sofort seine riesigen Räder.
    Der Lkw kam ins Schlingern, ließ sein Lufthorn ertönen und verpasste den Pkw nur um wenige Zentimeter.
    Der Pkw schwenkte in die dritte Spur ab, kam wieder in Fahrtrichtung und raste davon.
    Der Sattelschlepper schlitterte, stellte sich quer, fiel Funken sprühend auf die Seite und rutschte weiter – über Shooter hinweg – von der Straße, wo er das Gerüst der Werbetafel rammte.
    Stille. Dann knarrte die Werbetafel, fing an zu wackeln und krachte herunter. Sie blockierte zwei nach Norden führende Spuren des Highways 403.
    Der Polizist sprang in seinen Wagen und fuhr mit heulenden Sirenen und rot-blau blinkenden Lichtern quer über den Highway. Daniel folgte mit Julia in seinem Wagen und kam schlitternd neben dem umgekippten Truck zum Stehen. Der Polizist war schon ausgestiegen und spähte durch die Windschutzscheibe des Lasters. Dann zerschmetterte er mit seiner Taschenlampe die Scheibe.
    Der Fahrer kletterte heraus, stand auf und klopfte sich den Staub ab.
    Daniel rannte hinter den Auflieger und suchte in der Dunkelheit den Straßengraben nach den Überresten von Shooter ab.
    »Was für eine Rutschpartie, Mann!«
    Daniel wirbelte herum und sah, wie Shooter vom Ersatzreifen des Lasters sprang. »Alles in Ordnung, mir geht’s gut«, sagte Shooter, schüttelte den Kopf und grinste wie ein kleiner Junge. »Echt wild, Mann!«
    »Aber wie …?«
    »Dieser riesige Ersatzreifen kam auf mich zu. Ich hab ihn gepackt, mich dran festgehalten und ganz fest gebetet, dass ein Wunder geschieht.«
    »Sieht aus, als hätte es funktioniert.« Daniel ging zurück zu seinem Wagen und dachte:
Jetzt wandelt unter uns ein frischgebackener Plastik-Prophet. So ein Mist!

30
    »Ich kann noch gar nicht fassen, was da eben passiert ist.« Sie saßen in einer schummrigen Bar. Julia schüttelte wieder den Kopf und nahm einen Schluck von ihrem doppelten Rum Cola.
    »M-hm«, grummelte Daniel.
    »Ich meine, so was kann man doch wirklich nicht im Voraus wissen. Das ist einfach unmöglich.«
    »Stimmt«, sagte Daniel.
    »Dein Onkel hat tatsächlich die Zukunft vorausgesagt.«
    »Sieht ganz so aus.« Daniel nahm einen Schluck Bier.
    Julia sah ihn kurz an und ihr Gesicht bekam einen besorgten Ausdruck. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Was soll ich sagen, Julia? Werde ich gerade interviewt? Oder ist das ein Gespräch unter Freunden?«
    »Okay, die Frage ist berechtigt.« Auf dem Tisch vibrierte Julias Handy. Sie hob kurz den Finger und ging dran. »Ja, Herb. Wann, morgen? Okay, alles klar, mache

Weitere Kostenlose Bücher