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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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verkrampfte sich sein Magen und er schluchzte ein-, zweimal und dann noch einmal. Dann versiegte das Schluchzen so schnell, wie es gekommen war. Er trocknete seine Tränen, drehte den Zündschlüssel um und fuhr los.
    Danke, oh Herr … danke, oh Herr … danke, oh Herr …

27
    Als Julia Rothman über Polizeifunk den Notruf hörte, trat sie das Gaspedal durch und war in Rekordzeit in Belle Chasse.
    Es war ein Höllensturm. Aus einer orangen Flammenwand stiegen riesige schwarze Rauchwolken empor und alles flimmerte vor Hitze wie bei einer Luftspiegelung über heißem Asphalt.
    Sie hielt ihren Presseausweis gegen die Windschutzscheibe, und der Deputy Sheriff winkte sie durch die Polizeiabsperrung. Der Sheriff von Plaquemines Parish, Michael Alatorre, stand an seinem Streifenwagen, einen Fuß auf der Stoßstange, und brüllte einem anderen Deputy Befehle zu. In der Nähe standen sechs Feuerwehrfahrzeuge und ein Krankenwagen mit laufenden Motoren. Ihrer Lichter blinkten nutzlos in der Mittagssonne. Zwei Dutzend Feuerwehrleute standen herum, rauchten und starrten erschrocken ins Feuer.
    Julia sprang aus dem Wagen und strich sich mit dem kleinen Finger ein paar Haarsträhnen hinters Ohr.
    Der Sheriff erkannte sie und tippte sich mit düsterer Miene an den Hut. »Junge Frau.«
    »Mein Gott, Sheriff Alatorre, was ist denn hier passiert?«
    »Wir wissen’s noch nicht, irgendein Unfall.«
    »Wie viele Tote?«
    »Keine Ahnung. Wir kommen einfach nicht nah genug dran. Der Feuerwehrhauptmann hat gesagt, wir müssen einfach eine Zeit lang abwarten.« Er klappte seinen Notizblock auf. »Der Produktionsleitermeint, es taten hundertfünfundvierzig Männer im Hauptgebäude Dienst, als es in die Luft flog, aber die Zahl ist nicht bestätigt. Soviel wir wissen, gibt es dreiundvierzig Überlebende. Achtzehn wurden ins Krankenhaus gebracht, teilweise schwer verletzt.« Er zeigte auf den Krankenwagen. »Die sind nur noch hier für den Fall, dass da noch jemand rausgestolpert kommt, aber …«
    Sie beide sahen wieder zu dem Inferno hinüber. Da würde niemand mehr herausstolpern.

    Julia raste zurück zum Büro und suchte im Internet die Website von Tim Trinitys Wortgotteskirche heraus.
    Sie dachte:
Wenn dieser Schweinepriester das tatsächlich vorausgesagt hat …
    Und dann:
In was ist Danny denn da hineingeraten?
    Und dann:
Warum habe ich …? Oh Gott, was habe ich nur getan?

    Daniel blieb den ganzen Morgen in seinem Hotelzimmer, schaltete nervös zwischen den Nachrichtensendern hin und her und betete, dass Julia die Direktoren der Raffinerie von der bevorstehenden Gefahr hatte überzeugen können. Die letzte Stunde war am schlimmsten gewesen. Er hatte vor lauter Aufregung nichts essen können, und jetzt war ihm leicht flau im Magen. Er sah alle paar Minuten auf die Uhr und verglich sie mit der Uhrzeit auf dem Bildschirm. Hoffentlich war es bald zwölf. Er lief im Zimmer umher, setzte sich wieder, sah auf den Nachrichtenseiten im Internet nach, stand wieder auf und lief weiter hin und her. Sicher ein Dutzend Mal las er Psalm 23.
    Die letzten Sekunden zählte er rückwärts mit wie jemand, der Silvester am Times Square darauf wartet, dass der Zeitball heruntergelassen wird, um alle Umstehenden zu küssen und
Auld Lang Syne
zu singen.
    Dann schlug es zwölf. Kein Unglück.
    Er ging wieder die Sender durch. Nichts Neues. Nur der übliche Reigen von Demokraten und Republikanern, die ihre Meinungen über die Wirtschaftskrise und ihre unsinnigen Lösungsvorschläge kundtaten. Er beschloss, noch ein wenig zu warten, nur um ganz sicher zu sein.
    Er ließ den Fernseher laufen und rasierte sich bei offener Badezimmertür. Und als die Minuten verstrichen, ohne dass etwas passierte, wurde ihm leichter ums Herz. Er hatte das Richtige getan, da war er sich sicher. Wenn Gott gewollt hätte, dass die Raffinerie hochgeht, dann wäre es auch passiert, also musste es Sein Wille gewesen sein, dass Daniel etwas unternimmt. Plötzlich schien das so klar.
    Daniel hatte gleich um die Ecke einen Pub gesehen, der einen ganz ordentlichen Eindruck machte. Er wollte sich etwas gönnen und dort die Sache mit einem Hamburger und einem Bier feiern.
    Um halb eins gab es immer noch keine neuen Nachrichten. Er stellte den Fernseher ab und ging raus.
    Um 12:46 Uhr betrat er den Pub. Im Fernseher über dem Tresen lief CNN. Er schaute hoch.
    Alles in Ordnung.
    »Tag«, sagte der Barmann, »möchten Sie ein frisch Gezapftes?«
    »Ja, bitte, ich nehme ein

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