Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
Vom Netzwerk:
ich. Halb sieben, in Ordnung. Ich muss Schluss machen.« Sie legte das Handy wieder hin und machte ein entschuldigendes Gesicht. »Mein Redakteur. Ich soll bei
Good Morning America
interviewt werden.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte er mürrisch.
    »Ach komm, sei doch nicht so. Okay, du hast recht, wir müssen irgendetwas ausmachen …« Julia nahm noch einen Schluck und legte ihre Hand auf Daniels. Dann sagte sie sanft, aber bestimmt: »
Du
hast
mich
angerufen, hast du das schon vergessen? Du hastmich da reingezogen und ich mache nur meine Arbeit. Aber alles, was du sagst, behandle ich vollkommen vertraulich. Ich werde deine Informationen für meine Recherchen verwenden, aber ich berichte nicht, was du sagst, in Ordnung?«
    Daniel musste ihr glauben. Er musste über die wirren Gedanken reden, die in seinem Kopf herumschwirrten. Und vor allem musste er seine Hand unter ihrer wegziehen.
    Ihr Handy vibrierte wieder. Sie drückte auf einen Knopf und es gab Ruhe. »Dafür gibt es eine Mailbox«, sagte sie schulterzuckend. »Jetzt sag was, Danny.«
    »Also gut«, sagte Daniel, »ehrlich gesagt, die Sache macht mir ziemlich zu schaffen. Ich bin hergekommen, um einen Schwindler zu entlarven, und es stellt sich heraus …« Er nahm einen Schluck Bier. »Ich habe ihn besucht, habe tatsächlich mit ihm geredet. Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren.«
    »Das war sicher schwierig.«
    »Er ist immer noch ein Gauner, wie eh und je, aber … aber seine Voraussagen stimmen. Das Zungenreden ist echt. Gott hat sich tatsächlich diesen Mistkerl als Boten ausgesucht. Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
    »Du weiß doch, dass ich Atheistin bin, oder?« Als hätte er das vergessen können.
    »War mir schon klar, dass sich da nichts geändert hat«, sagte er. »Aber die Wissenschaft, die du so hochhältst, kann dieses Phänomen auch nicht erklären.«
    »Dass wir Menschen nicht alles verstehen, ist kein Beweis dafür, dass es einen Gott gibt.« Sie nippte an ihrem Drink. »Aber es geht hier nicht um mich.«
    Daniel nahm noch einen Schluck Bier. »Mein ganzes Leben lang habe ich nach einem Wunder gesucht … und jetzt habe ich eins gefunden. Und ausgerechnet
Tim Trinity
ist dafür verantwortlich. Ist es denn zu fassen? Es ist, als würde sich Gott einen Scherz erlauben.«
    »Es ist vielleicht noch etwas zu früh, um von einem Wunder zu sprechen.«
    »Ach ja? Finde ich nicht. Du hast es doch mit eigenen Augen gesehen. Abgesehen davon, dass das wirklich keiner im Voraus wissen konnte, wäre es gar nicht erst
passiert
, wenn Shooter nicht auf die Fahrbahn gerannt wäre. Das heißt, es wäre nicht passiert, wenn die Kamera nicht kaputtgegangen wäre oder wenn ihr sie nicht auf dem Mittelstreifen aufgestellt hättet oder wenn … Ich will damit sagen: Die Werbetafel wäre gar nicht runtergekommen, wenn
wir
nicht da gewesen wären. Denk doch mal darüber nach. Ohne all diese unvorhersehbaren und scheinbar zufälligen Ereignisse konnte sich Trinitys Prophezeiung nicht erfüllen. Deshalb ist die einzige mögliche Erklärung, dass Gott seine Hand im Spiel hatte. Und wir wären heute Abend auch nicht da gewesen, wenn ich dich nicht wegen der Raffinerie angerufen hätte …« Er schüttelte den Kopf. »Wie weit sollen wir die Ereigniskette denn zurückverfolgen? Ich hätte dich nicht angerufen, wenn mein Vorgesetzter nicht ausgerechnet mich auf diesen Fall angesetzt hätte … und das hätte er nicht getan, wenn Trinity nicht mein Onkel wäre … und er hätte mir den Auftrag gar nicht geben können, wenn ich nicht Priester geworden wäre.«
    Julia lächelte: »Und wenn du mir nicht den Laufpass gegeben hättest, wärst du nicht Priester geworden.«
    Verdammt …
    Der tiefe Schmerz, den ihm seine Entscheidung bereitet hatte, war plötzlich wieder so präsent wie damals. Und damit auch die Schuldgefühle. Er wollte etwas sagen, aber ihm fehlten einfach die Worte. Dieses letzte Glied der Ereigniskette hing in der Luft wie kalter Zigarettenrauch.
    Diesmal vibrierte Daniels Handy. Auf dem Display stand
P. Nick
. Er ging nicht dran. »Ich, äh, ich habe immer noch … Also, es tut mir leid, dass es zwischen uns nicht geklappt hat, Julia.«
    »Es ist lange her. Es war zwar nicht leicht, aber ich bin drüber weg. Ehrlich, es ist schon gut.«
    Daniel wurde es ganz schwer ums Herz.
Aber ich bin nie drüber hinweggekommen.
Julias Lächeln wurde breiter. »Nun, hier sitzen wir wieder zusammen. Die Wege des Herrn sind unergründlich«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher