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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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Danny flackerte vor ihrem geistigen Auge auf, wie er am Vorabend in der Bar sein Pint-Glas auf dem Bierdeckel im Kreis drehte, nach jedem Schluck eine Vierteldrehung. Eine unbewusste Geste, durch die er nach und nach die Innenseite des Glases vom Schaum befreite. Das hatte er auch früher immer getan, vor vierzehn Jahren.
    Sie fragte sich, was sonst noch so war wie damals. Hatte er wirklich all die Jahre zölibatär gelebt? Kaum vorstellbar. Er war ein leidenschaftlicher Liebhaber gewesen, aber wer ist das mit achtzehn nicht? Doch im Gegensatz zu den meisten jungen Männern hatte er auch das Verlangen gehabt,
sie
zu befriedigen. Nicht, um sich als großer Liebhaber aufzuspielen, sondern weil er sie glücklich machen wollte. Zwar machte vieles Danny Angst, aber Intimität gehörte nicht dazu.
    Es lief gut zwischen ihnen. Wirklich gut. Ihre Freundinnen rümpften zwar die Nase: eine Frau über zwanzig, die sich mit einem Teenager abgab. Und auch ihr war nicht immer wohl bei dem Altersunterschied, aber Danny war eben kein gewöhnlicher Jugendlicher. In allen wichtigen Dingen war er erwachsener als die Freunde ihrer meisten Freundinnen, und ganz sicher war er reifer als Luc.
    Aber Danny konnte sich noch so erwachsen geben, er war erst achtzehn. Außerdem hatte ihre Beziehung von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden, dazu verurteilt, an seinem nächsten Geburtstag zu enden. Sie bemühte sich, ihn nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Es hätte ihnen beiden nichts gebracht, wenn sich Danny für sie und gegen das Priesteramt entschieden hätte, nur um sie später dafür zu hassen.
    Am Ende blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn gehen zu lassen.
    Und jetzt war er wieder da. Nicht als Liebhaber, aber die sexuelle Anziehungskraft war noch da – bei ihnen beiden, da war sie sicher –, und er hatte sich zu einem gut aussehenden Mann gemausert. Als sie ihn zur Begrüßung umarmt hatte, war ihr aufgefallen, wie sich seine festen Armmuskeln unter seinem Baumwollhemd spannten …
    Jetzt reiß dich aber zusammen, Mädchen! Er ist Priester.
    »Ich glaube an Gott«, hatte er gestern Abend in der Bar gesagt, »aber langsam habe ich den Eindruck, dass meine Religion Ihn nicht richtig repräsentiert.« Hieß das etwa …
    Hör jetzt auf. Du wirst keinen Priester verführen. Konzentrier dich lieber auf deinen Job.

    Andre Thibodeaux hielt an der Mautstelle, zahlte einen Dollar und fuhr mit seinem Pick-up ratternd auf die Greater New Orleans Bridge. Die alte Karre protestierte mit einer Fehlzündung gegen die Steigung, denn auf ihrer Ladefläche stapelte sich turmhoch die Summe seines Lebens – oder zumindest das, was er davon zu behalten gedachte –, alles mit einer blauen Nylonplane festgezurrt, deren Ecken in der salzigen Brise flatterten, als wollten sie der Stadt zum Abschied winken. Er hatte dreihundertfünfundsiebzig Dollar in der Tasche und noch tausend auf der Bank, aber keine Arbeit und keine Ahnung, was kommen würde.
    Aber das war alles egal. Gott hatte Andrew durch Reverend Tim gerettet. Und der Reverend war in Atlanta, also wollte Gott, dass Andrew nach Atlanta fuhr.
    So einfach war das.
    Er trat aufs Gaspedal und tätschelte das rissige Armaturenbrett.
    »Mein gutes altes Mädchen«, sagte er. »Du schaffst das schon.«

33
    Rom
    Es war dunkel, als Daniel aus dem Flugzeug stieg. Er fühlte sich zwar voller Energie, aber irgendwie von seinem Körper losgelöst, nicht so sehr, als würde er sich selbst in einem Film sehen, sondern eher, als würde sein Bewusstsein einige Zentimeter über seinem Kopf schweben.
    Das war zu verstehen, denn die vergangene Woche war ein Wirbelsturm der Gefühle gewesen. Außerdem war er gerade erst aufgewacht. Er hatte den ganzen Flug über geschlafen. Seit Nigeria und der Sache mit dem Mädchen, das seine Hände durchbohrte, das erste Mal, dass er richtig durchgeschlafen hatte. Allerdings hatte er den Tag verschlafen, und durch die sechs Stunden Zeitverschiebung hatte er nun das Gefühl, in einer Welt ewiger Nacht zu leben.
    Selbst mit verbundenen Augen hätte er gewusst, dass er wieder in Rom war. Die Luft war irgendwie sanfter als in Atlanta und hatte eine ausgeprägt pflanzliche Basisnote. Wie New Orleans war Rom eine (im Guten wie im Schlechten) »aromatische« Stadt und stolz darauf. Dieser Geruch von Fruchtbarkeit war eine Konstante, die einen stets daran erinnerte, dass die Stadt etwas Lebendiges war.
    Er holte sein Motorrad vom Langzeitparkplatz und fuhr auf der A91

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