Die Trinity-Anomalie (German Edition)
Byrne, New Orleans’ neuer Golden-Gloves-Champion im Weltergewicht.
Julia war unter den Zuschauern, als Daniel den Sieg davontrug. Es gefiel ihr nicht, dass er boxte, und sie konnte nicht mitansehen, wenn er Schläge einsteckte, hatte aber versprochen, da zu sein, wenn er es ins Finale schaffte. Und sie hatte ihr Wort gehalten.
Tim Trinity war auch da gewesen, hatte in der hintersten Reihe Bier aus einem Plastikbecher getrunken und ihn angefeuert:
Danny, Danny, Danny!
Dabei weigerte sich Daniel, auch nur zuzugeben, dass es seinen Onkel überhaupt gab, und er wollte ihm auf keinen Fall die Genugtuung gönnen, sich als stolzer Daddy aufzuspielen. Stattdessen nutzte er Trinitys Anwesenheit, um seine Wut anzustacheln, und erlangte einen K.-o.-Sieg, als er in der ersten Runde nach nur zweiundzwanzig Sekunden die Nase des anderen zertrümmerte.
Jetzt betrachtete er den Jungen von damals, wie er die Trophäe über seinen Kopf hielt und in die Kamera grinste. Er grinste, als wäre er der glücklichste Junge auf Erden.
Vielleicht konntest du ja allen anderen etwas vormachen, aber mir nicht …
Er stellte das Foto wieder auf die Kommode und nahm eine Rolle Sport-Tape und seine Handschuhe in die Hand. Gott, er wollte unbedingt auf irgendetwas einschlagen, aber er legte die Handschuhe nicht an, sondern warf sie in seine Reisetasche.
Vielleicht durfte er im Refugium ja einen Sandsack aufhängen.
Und es »Anti-Aggressions-Therapie« nennen.
Vor Daniels Wohnblock lehnte George an einem schwarzen Auto mit laufendem Motor und rauchte.
Daniel ging hinaus ins Morgenlicht, stellte seinen Koffer ab und setzte seine Sonnenbrille auf. »Ich kenne den Weg zum Flughafen.«
»Pater Nick hat mich gebeten, Sie zu begleiten und mich unterwegs um Sie zu kümmern.« George gab sich erst gar keine Mühe, überzeugend zu klingen. Sie beide wussten, was das bedeutete.
»Hat er Angst, dass ich mich vom Acker mache?«
George zuckte mit den Schultern. »Heul jetzt bloß nicht rum, Bono, mir ist die Sache genauso unangenehm wie dir.« Dann grinste er fies und sagte: »Na ja, vielleicht auch nicht.«
»Du kannst mich mal, George.« Daniel hob seinen Koffer hoch. »Mach mal den Kofferraum auf.«
So wenig vertraute Nick ihm mittlerweile. Er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass Daniel sein Favorit unter den Ermittlern war. Auch als Nachfolger.
Und jetzt ließ er Daniel nicht einmal mehr allein ins Flugzeug steigen.
Ich kann das Risiko einfach nicht eingehen …
Auf dem ganzen Weg bis zum Flughafen Leonardo da Vinci schmollte Daniel, während George sich hämisch freute. Beide wortlos. Dann geleitete ihn George durch das Terminal B zum Abfertigungsschalter von Alitalia. Daniel gab sein Gepäck auf und sie bekamen ihre Tickets nach Florenz.
Man wird nicht im Privatjet ins Fegefeuer geschickt.
Da sie noch etwas Zeit hatten, gingen sie in die Business Lounge, wo sie sich Kaffee und Croissants nahmen und sich in eine ruhige Ecke verzogen. Auf einem Fernseher lief der Börsenticker.
George nahm die Fernbedienung und hielt sie auf den Fernseher. »Ich suche mal einen Nachrichtensender. Eine letzte Gelegenheit, deinen Onkel in Aktion zu sehen.«
Eine letzte Gelegenheit.
So ein Arsch.
»Ich will ihn gar nicht sehen«, sagte Daniel und stand auf. »Ich sehe mal auf der Fluganzeige nach, ob wir planmäßig starten.«
Auch George stand auf. »Ich möchte nicht, dass du dich zu einsam fühlst.« Sie gingen durch die Lounge zu einer Reihe von Informationsbildschirmen.
Daniel schaute auf die Abflüge. Den Alitalia-Flug beachtete er gar nicht, stattdessen verharrte sein Blick bei den Linienflügen nach Atlanta.
Der nächste startete in fünfundsiebzig Minuten.
Virgin Airlines.
Wie witzig, Gott. Selten so gelacht.
Aber der Check-in schloss in fünfzehn Minuten.
Tut mir leid, Junge. Sie werden die Sache aussitzen müssen …
Daniel sah sein Spiegelbild auf dem Bildschirm an und dachte:
Steig einfach in das verdammte Flugzeug und sitz deine Zeit in Poppi ab. Wirf dein Leben nicht weg.
Sie gingen wieder an ihren Tisch, und diesmal schnappte sich Daniel die Fernbedienung zuerst, ging die Sender durch und blieb dann bei ESPN.
Sportscenter
zeigte Highlights eines Vollblutrennens.
Der Kommentator sagte: »… ein Schock in Aqueduct: Mr Smitten – ein Außenseiter mit einer Quote von fünfzig zu eins – kommt um die letzte Kurve gedampft, lässt das gesamte Feld hinter sich und gewinnt die Gotham Stakes. Er geht achteinhalb Längen
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