Die Trinity-Anomalie (German Edition)
Empfang ein, heftete sich seinen Mitarbeiterausweis an die Brusttasche, nickte im Vorbeigehen dem uniformierten Wachmann zu, der entspannt an der Innentür stand.
Normalerweise machte es Hillborn nichts aus, sonntags ins Büro gerufen zu werden, aber er war um fünf mit Fred zum Klettern im Lakeview Athletic Club verabredet gewesen. Sie waren erst seit zwei Monaten zusammen und Hillborn hatte in letzter Zeit viel arbeiten müssen. Fred war sicher nicht begeistert, versetzt zu werden … schon wieder. Aber so war das, wenn man einen Polizisten zum Freund hatte, und wenn Fred damit nicht klarkam, würde die Beziehung sowieso nicht halten. Es war besser, es frühzeitig auszutesten.
Die SMS seines Chefs Winfield Battles, des Special Agent in Charge für Chicago, lautete schlicht: Explosion @ Trinity-Kirche – FBI-Zentrale, 15 Uhr.
Hillborn war auf organisiertes Verbrechen spezialisiert. Als man ihn eine Woche zuvor beauftragt hatte, eine Akte über den Reverend Tim Trinity anzulegen, war er froh über die neue Aufgabegewesen. Die Stimmung in seiner Abteilung hatte kurz zuvor einen ordentlichen Dämpfer bekommen, als die Anklage in ihrem jüngsten großen Fall abgeschmettert worden war.
Die Autopsie war gewissenhaft durchgeführt worden und die Ermittlungen waren einwandfrei abgelaufen. Alle waren überzeugt, dass die Beweislage eindeutig war. Aber manchmal hat man es mit einem charismatischen Verteidiger zu tun, der einen Schleiertanz aufführt und die Geschworenen für sich gewinnt. Und manchmal sind die Geschworenen einfach Idioten.
Und wenn beides zusammentrifft, wird der Angeklagte freigesprochen.
Auch wenn er mehr als genug Beweise hatte, reichten sie dem Bundesanwalt immer noch nicht. Und währenddessen gammelten Hillborns offene Fallakten vor sich hin. Es gab nichts Schlimmeres, als wenn man sich bei den Ermittlungen regelrecht den Arsch aufgerissen hatte, dem Staatsanwalt einen bombensicheren Fall vorlegte und der einen dann wegschickte und noch mehr Beweise forderte.
Die neuen Ermittlungen hatten gerade erst begonnen und noch keine konkreten Formen angenommen. Tim Trinity galt als sehr erfolgreicher Fernsehprediger und hatte kürzlich sein Programm um Wahrsagerei erweitert. Niemand wusste, wie er es machte, aber seine Voraussagen stimmten immer ganz genau und seine vorhergesagten Sportergebnisse dürften der Glücksspielbranche ganz schön Kopfschmerzen bereiten. Hillborn hatte bisher keine Verbindung zum organisierten Verbrechen feststellen können, aber er war überzeugt, dass es eine gab. Also suchte er weiter.
Die Leute von der Antiterrorabteilung betrachteten den Fall Trinity von einer anderen Seite – die meisten Mittel gingen beim FBI immer noch für Terrorismusbekämpfung drauf – und suchten nach einer Verbindung zu dem Unglück in der Raffinerie Belle Chasse. Aber wie es hieß, hatten sie nichts gefunden.
Jetzt nach der Explosion in Trinitys Kirche ging Hillborn davon aus, dass er nach Atlanta fahren sollte. Aber er hätte sowieso hingemusst, um diese Reporterin zu befragen. Wie hieß sie noch? JuliaRothman, richtig. Die hatte als Erste über die Sache berichtet und vielleicht hatte sie einen Anhaltspunkt.
Hillborn holte die Trinity-Akte von seinem Schreibtisch und ging damit zum Besprechungsraum. Rund um den Tisch saßen die Special Agents Robertson, Bock, Toronteli, Bryson und Macfarlane und ein paar Antiterrorleute, die er von der Nationalen Sicherheit kannte. Alle starrten auf einen großen Flachbildfernseher, der an der Stirnwand zwischen der amerikanischen Flagge und einer Weißwandtafel hing. Es lief CNN.
Hillborn nickte den anderen zu, setzte sich und nahm sich Kaffee. Dann kam sein Chef Winfield Battles herein, stellte den Ton des Fernsehers ab und legte die Hände flach auf den Tisch.
»Die Situation ist folgende«, sagte Battles, »wie Sie mittlerweile wissen, ist in Trinitys Garderobe in seinem Fernsehstudio heute Morgen eine Brandbombe detoniert. Wir haben die Spurensicherung hingeschickt, aber wir wissen noch nicht, ob Trinity unter den Opfern ist. Es gibt jede Menge Fleischfetzen zu durchsuchen. Agent Hillborn befasst sich mit Trinity wegen …«
An Hillborns Gürtel vibrierte sein Blackberry: eine neue E-Mail. Er sah auf das Display und las die Nachricht. Sie war von der FBI-Abteilung Nevada. Die Antwort auf eine Anfrage, die er zwei Tage zuvor geschickt hatte.
»Agent Hillborn?«
»Tut mir leid, Sir. Ich habe soeben neue Informationen zu dem Fall
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