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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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weitere Menschen bei der panischen Massenflucht zu Tode getrampelt. Mehr als zwei Dutzend Verletzte.
    »Ich hatte doch so ein Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren würde«, sagte Trinity.
    »Das ist ja auch eingetroffen«, sagte Daniel.
    Im Radio hieß es, Reverend Tim Trinity werde vermisst und befinde sich wahrscheinlich unter den Todesopfern, aber Gewissheit gebe es noch nicht. Das Büro des Gerichtsmediziners von Fulton County wollte keine Fragen beantworten und verwies auf das FBI. Aber auch die Bundesbehörde weigerte sich, Stellung zu nehmen, bevor die forensischen Untersuchungen abgeschlossen und die Angehörigen informiert worden waren.
    Trinity stellte seine Suppe auf dem Beistelltisch ab und streckte die Hand aus. »Gib mir mal das Handy.«
    »Was?«
    »Ich muss Liz anrufen und ihr sagen, dass es mir gut geht.«
    »Tim, Liz war noch in deiner Garderobe, als ich dich rausgezerrt habe.« Trinity zog seine Hand nicht zurück, aber Daniel schüttelte den Kopf. »Ich habe Nein gesagt. Die ganze Welt glaubt, du bist tot, und vorerst bleibst du auch tot. Wenn die herausbekommen, dass du noch lebst, versuchen sie’s noch mal. Wir müssen erst mal in Ruhe überlegen, was wir jetzt machen.«
    Trinity ließ langsam den Arm sinken. Im flackernden, orangen Licht der Petroleumlampe konnte Daniel sehen, wie seine Augen feucht wurden. Er blinzelte die Tränen weg und stieß einen langen Seufzer aus.
    »Standet ihr euch nah, du und Liz?«
    »Irgendwie schon, mal ja, mal nein, aber … Ja, wir standen uns nah.«
    »Es tut mir leid.«
    Trinity nahm einen Stahlflachmann aus der Tasche, machte ihn auf und hielt ihn hoch, um Daniel zuzuprosten. »Auf Ehre und Überleben! Mach’s gut, Liz, du Teufelsweib!« Er nahm einen Schluck, schloss kurz die Augen und nickte in sich hinein. »Okay. Wir fahren nach New Orleans.«
    »Da werden sie dich als Erstes suchen«, sagte Daniel. »In der Not laufen die Leute immer zuerst nach Hause.«
    Trinity zeigte mit dem Finger auf Daniel. »Vergiss nicht, ich bin tot. Die suchen mich gar nicht. Deine Worte.«
    »In ein paar Tagen haben sie’s spitzgekriegt. Und in New Orleans suchen sie dich als Erstes.«
    »Dann machen wir eben ganz schnell, nur kurz hin und wieder weg, bevor sie was merken. Ich weiß, wo ich die Antwort finde …« Trinity hob die Hand. »Letzte Nacht hatte ich einen Traum. Aber es war stärker als ein Traum, eher eine Vision. Als würde Gott zu mir sprechen. Gott hat mich in Form einer schönen schwarzen Frau aufgesucht. Sie hat gesagt, ich sei in Gefahr. Und dass sie mir helfen könnte. Als ich aufgewacht bin, wusste ich, wo ich sie finden würde. Sie ist in New Orleans.«
    »Weißt du, wie sie heißt?«
    »Nein, aber sie wohnt im French Quarter. Ich kenne ihre Adresse: 633 Dumaine Street, nicht weit von der Royal Street.«
    »Du hattest also beim Aufwachen plötzlich ihre Adresse im Kopf.«
    Trinity nickte. »Als ich aufgewacht bin, konnte ich vor meinem inneren Auge ihr Haus sehen: weiß, eingeschossig, grüne Fensterläden, Schieferdach. Ich konnte die Hausnummer an der Tür lesen und wusste genau, wo es war. Wenn wir hinfahren, finden wir sie dort, da bin ich ganz sicher.« Er nahm noch einen Schluck aus dem Flachmann. »Wenn du nicht mitkommen willst, habe ich dafür Verständnis. Du hast dir schon immer schnell in die Hose gemacht. Ich setze dich gern irgendwo ab … aber ich fahre nach New Orleans.«
    »War das wieder so ein Traum wie der, in dem Gott gesagt hat, er wolle mich an deiner Seite sehen?«
    Trinity lächelte verlegen. »Nun ja, das war gelogen. Ich habe es einfach gesagt, damit du bei mir bleibst.«
    »Was?«
    »Das war,
bevor
ich versprochen habe, dich nicht anzulügen. Seitdem habe ich nicht mehr gelogen und jetzt auch nicht.«
    Gott, manchmal war er wie ein kleines Kind. »Da wir gerade von Versprechen reden«, sagte Daniel, »du wolltest doch der Welt verkünden, dass du nicht der Messias bist.«
    »Ich hab’s versucht, ehrlich. Du hast mich doch gesehen. Aber ich habe die Worte einfach nicht rausgekriegt. Dann habe ich es genau so gemacht, wie ich gesagt habe. Ich habe den Mund aufgemacht und darauf gewartet, dass Gott mir meinen Text souffliert.« Trinity nahm wieder einen Schluck aus dem Flachmann. »Und weißt du was? Ich glaube, er hat es auch getan.« Er zwinkerte. »Ich wünschte nur, er hätte mir ein bisschen mehr Material gegeben. Mann, ich bin mir da oben vorgekommen wie ein Esel.«
    Daniel musste unwillkürlich lächeln. Er

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