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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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auf sein Leben verantwortlich und deutet an – ohne unterstützendes Beweismaterial –, dass der SIS den Anschlag entweder selbst arrangiert hat oder es – im besten Fall – am Schutz seiner Person hat fehlen lassen. Ich muss dazu bemerken, dass Mr. Wilkinson sich auf eine Weise verhalten hat, die nicht anders als aggressiv und paranoid bezeichnet werden kann.
    … Wilkinson beendete unser kurzes Gespräch mit der unverhohlenen Drohung, Gaddis, wie er es ausdrückte, » hieb- und stichfeste Fakten zu ATTILA « zu liefern. Text einer digitalen Aufnahme des Gesprächs: » Es ist ohnehin höchste Zeit, dass die ganze Geschichte erzählt wird. Himmel, die britische Regierung würde wahrscheinlich davon profitieren [hervorgehoben]. Es könnte denen nicht schaden, auch mal die andere Seite dieses Verrückten [Platow] zu sehen.«
    Brennan glaubte, keine Wahl zu haben; alle anderen Optionen waren ausgeschöpft. Er griff zum Telefonhörer und gab seiner Sekretärin den Auftrag, ihn mit Maxim Kepitsa – Zweiter Sekretär der russischen Botschaft und einer von drei offiziell in London arbeiteten FSB -Mitarbeitern – zu verbinden.
    Das Gespräch wurde auf Kepitsas Privatleitung gelegt.
    » Maxim? Hier spricht John Brennan.«
    » Sir John! Welche Freude, Ihre Stimme zu hören.«
    » Ich wollte Sie fragen, ob Sie mir bei einem stillen Abendessen Gesellschaft leisten mögen. Ich müsste mit Ihnen über einen Mann sprechen, den Ihre Regierung seit 1992 sucht. Einen der unseren. Einen Mann namens Ulvert …«

38
    Gaddis’ Reise von Barcelona nach Wien dauerte fast zwei Tage. Die erste Etappe absolvierte er in einem Schlafwagen nach Fribourg in der Schweiz. Danach ging es mit einem Nahverkehrszug weiter nach Zürich, wo er einen dritten Zug bestieg, der ihn in neun Stunden an der Nordseite der Alpen entlang nach Wien brachte. In der ersten Nacht hatte er in einem Abteil, das er sich eigentlich nicht leisten konnte, so fest geschlafen wie seit Wochen nicht mehr; auf der letzten Etappe der Reise hatte er Robert Harris’ Aurora von vorne bis hinten durchgelesen und sich von Schmelzkäse-Sandwiches vom Servicewagen und immer widerlicher schmeckendem schwarzen Kaffee ernährt. Ungefähr stündlich hatte er im Zug den Platz gewechselt, um zu sehen, ob ihm jemand folgte; bei den wenigen Halts des Zuges hatte er die Reisetasche geschultert, war zu den Schaffnern auf den Bahnsteig hinuntergestiegen und erst im letzten Augenblick wieder in den Zug gesprungen.
    Soweit er das beurteilen konnte, war seine Abreise aus Spanien unbeobachtet geblieben. Nachdem er Natashas Wohnung in der Abenddämmerung verlassen hatte, war er, um eventuelle Verfolger abzuschütteln, mit Taxis und Autobussen kreuz und quer durch die Stadt gefahren und erst nach drei Stunden auf dem Bahnhof Estacio Sants in Barcelona eingetroffen. Sein reguläres Mobiltelefon hatte er voll aufgeladen und mit abgestelltem Ton unter einer Anrichte im Wohnzimmer von Natashas Wohnung versteckt, um den GCHQ mit dem Signal irrezuführen und den Eindruck zu vermitteln, er sei noch in Barcelona. In einem Kaufhaus der Corte-Inglés-Kette kaufte er sich ein neues Mobiltelefon und schob die SIM -Karte aus der Tottenham Court Road in den Schlitz auf der Rückseite.
    Wenn er ehrlich war, haftete dem allem etwas Geschmackloses an, und er hatte das Gefühl, Min durch diesen Besuch in Spanien zu verraten, sie – wie indirekt auch immer – in das lausige Geschäft der Täuschungen zu verwickeln. Sie war erst fünf und von hinreißender Unschuld, aber als er mit ihr auf dem Spielplatz vor Natashas Wohnung geschaukelt oder ihre winzige Hand in der flimmernden Dunkelheit einer fast leeren Matineevorstellung gehalten hatte, war ihm die schreckliche Widersprüchlichkeit seines Ehrgeizes bewusst geworden. War ihm der Wunsch, Charlottes Tod zu rächen und das Rätsel von Dresden zu lösen, am Ende wichtiger als das Wohlergehen und die Sicherheit seines eigenen Kindes? War es tatsächlich so? War er so starrköpfig, dass er in Kauf nahm, dafür zu sterben? Min ohne ihren leiblichen Vater zurückzulassen? Tatsache war, dass er sein Leben riskierte, wenn er Wilkinson auf den Fersen blieb. Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte. Aber er steckte schon viel zu tief drin, um aufzuhören. Früher oder später würden die Russen Wind von seiner Verbindung zu ATTILA bekommen, und dann würde das, was er jetzt schon wusste, ihn mit ziemlicher Sicherheit den Kopf kosten. Unter diesen Voraussetzungen

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