Die Trinity Verschwörung
angesetzt.«
Er war verwirrt. Buhlte sie um sein Mitleid?
» Weshalb hat man Sie von dem Fall abgezogen?«
» Lange Geschichte.« Gaddis dachte schon, sie wollte ihm die lange Geschichte erzählen, stattdessen wiederholte Tanya nur ihre Warnung. » Es ist egal, wer jetzt auf Sie aufpasst. An den Bedingungen des Arrangements ändert das nichts. Machen Sie sich nicht auf die Suche nach Crane. Haben Sie verstanden?«
Gaddis versuchte nach Kräften, sie zu überzeugen. » Sag ich doch, Tanya. Ich habe verstanden.«
Es ging ihr gegen den Strich, wenn er log; es passte überhaupt nicht zu ihm.
» Es könnte sein, dass Wilkinson Neuseeland schon bald verlässt«, sagte sie. » Wir fragen uns, ob Sie das auch schon wissen, und würden gerne sicher sein, dass Sie keinen Versuch machen, sich mit ihm zu treffen, sollte er zum Beispiel nach Wien kommen.«
Gaddis konnte darüber nur noch lachen, aber das Lachen war hohl, atemlos, eine sang- und klanglose Kapitulation vor der Omnipotenz des SIS . Sie hatten ihre Augen und Ohren überall, sie hörten alles, was er sagte, und sei es in einer Telefonzelle vor einem Mietshaus in der South Africa Road.
» Wilkinson will mit mir nichts zu tun haben«, sagte er. Er warf die halb gerauchte Zigarette auf den Boden und trat sie mit der Schuhspitze aus. » Crane ist verschwunden. Selbst wenn ich das Buch fertigschreiben wollte, ich hätte keine Quellen mehr. Es ist zu Ende.«
» Wir wissen beide, dass das nicht ganz richtig ist.« Er bewunderte ihre Fähigkeit, ihn davon zu überzeugen, dass sie noch auf seiner Seite war. Vielleicht lag es an ihrem Outfit: Sie sah so elegant aus, jeder Zoll die schöne, zugängliche, verführerische Josephine Warner.
» Sie haben recht«, sagte er. » Ich könnte natürlich nach Wien fliegen. Als ungebetener Gast bei Catherines Hochzeit erscheinen. Ich könnte mir Bob Wilkinson schnappen und ihn bitten, mir bei einem Räucherlachskanapee alles über Dresden zu erzählen, quasi als Gefälligkeit für einen Akademiker, den er kaum kennt und nicht besonders schätzt. Glauben Sie im Ernst, ich lasse mir solche Pläne durch den Kopf gehen?«
» Ich glaube, dass Sie zu allem fähig sind.«
Gaddis hielt sie an beiden Armen fest.
» Sie müssen mir vertrauen«, sagte er. Ihre Arme waren im Fitnesscenter trainiert – straff und drahtig. » Oder Sie lesen einfach Ihre Überwachungsberichte durch. Ich fliege nach Barcelona. Für die nächsten vierzehn Tage habe ich eine Verabredung mit Min.«
Tanya war über den Fall EISBÄR nicht mehr auf dem Laufenden. Es machte sie wütend, nicht einmal über diese lächerliche kleine Information zu verfügen.
» Ehrenwort«, sagte er. » Und sollte Des Lust kriegen, sich mir an die Fersen zu heften, soll er seine Badehose nicht vergessen. Meine Tochter und ich werden viel Zeit am Strand verbringen.«
36
Es war die halbe Wahrheit, bestenfalls, aber Gaddis hatte das Gefühl, Tanya Acocella noch die eine oder andere Lüge schuldig zu sein. Barcelona war seine Revanche.
Er hatte den Morgen draußen in Colindale im Nordosten Londons verbracht und alte Ausgaben der Times durchgeblättert. Er hätte auch online nach dem suchen können, was er wissen wollte, aber wozu im Internet auffällig werden, wenn es alles in Papierform gab? Die Ausgabe, die er fand, trug das Datum des 6. Januar. Gaddis schloss eine Wette mit sich selbst ab, dass Catherine Wilkinson den Antrag ihres Verlobten in der Sylvesternacht kurz vor dem Knallen der Champagnerkorken akzeptiert hatte.
MR . M.T.M. DRECHSEL UND MISS C.L. WILKINSON
Ihre Verlobung geben bekannt: Matthias, ältester Sohn von Mr. Rudolph Drechsel und Mrs. Elfriede Drechsel aus Wien, Österreich, und Catherine, jüngste Tochter von Mr. Robert Wilkinson und Mrs. Mary Edwards aus Edinburgh, Schottland.
Jetzt hatte er einen Familiennamen für die Hochzeitsgesellschaft, Schritt eins seines Plans.
Schritt zwei war es, den Termin der Eheschließung herauszufinden und das Wiener Hotel, in dem der Großteil der Hochzeitsgäste absteigen würde. Zu diesem Zweck druckte sich Gaddis eine Liste aller Vier- und Fünf-Sterne Hotels in Wien aus, rief aus zwei verschiedenen Telefonzellen an der Colindale Station eines nach dem anderen an und stellte dieselbe Frage.
» Hallo. Ich würde gerne für das Wochenende der Hochzeit Drechsel-Wilkinson ein Zimmer buchen. Mir wurde gesagt, Sie würden für Freunde des Brautpaars Sonderkonditionen einräumen.«
Vierzehn Hotels hatten keinerlei Unterlagen
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