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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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Internationalen Universität in Wien ein Diplom in Betriebswirtschaftslehre erworben.
    » Um ehrlich zu sein, ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen«, sagte er. » Ich war nicht wenig überrascht von der Einladung.«
    » Woher kennen Sie ihn?«, fragte Dan, ohne sonderlich interessiert an der Antwort zu erscheinen.
    Gaddis dachte sich eine Lüge aus. » Ich hatte für kurze Zeit einen Lehrauftrag an der Internationalen Universität hier. Matthias war einer meiner Studenten, bevor er zur Betriebswirtschaft wechselte.«
    » Und, war er fleißig?«, fragte die zweite Frau. Ihr Gesicht war vom Alkohol gerötet, der scharlachrote Rock rutschte ihr über die Knie.
    » Ein Streber«, antwortete Gaddis grinsend.
    Von da an hatte er freie Fahrt. Er lachte über Phils Witze, erzählte selber ein paar, stellte interessierte Fragen nach Catherines Vergangenheit und spendierte ein paar Runden. Gegen eins hatte er mit ihnen allen Freundschaft geschlossen, nicht zuletzt mit der Dame im scharlachroten Rock, die sich – wie seine Mutter es ausgedrückt hätte – ein bisschen in ihn verguckt hatte.
    » Ich hoffe, ich sitz morgen neben dir«, sagte sie, nachdem Gaddis behutsam versucht hatte, ihren Auslassungen über die » Alptraumfreundin« ihres Bruders ein Ende zu machen. » Mit dir kann man sich richtig toll unterhalten, Sam. Weil du einer bist, der zuhören kann.«
    » Kath!«, rief Annie aus. » Sie müssen es ihr nachsehen, Sam. Mit ein paar Gläsern intus weiß sie nicht mehr, was sich gehört.«
    » Ich weiß ja nicht einmal, wo der Empfang stattfindet«, antwortete Gaddis und ergriff die Gelegenheit, die noch fehlende Information zu bekommen, bevor er in sein Hotel zurückkehren musste. » Den Papierkram hab ich in London vergessen.«
    » Gleich gegenüber«, sagte Phil, der gerne die Gespräche anderer mithörte. Er deutete hinter sich in die grobe Richtung des Schubertrings. » Großes Gebäude auf der anderen Straßenseite. › Kursalon‹ oder so. Im Stadtpark.«
    » Und der Gottesdienst ist wann? Um zwei?«
    » Um drei, Chef. Drei Uhr.«

40
    Und tatsächlich kamen am nächsten Tag gegen halb drei die ersten für die Hochzeit aufgetakelten Gäste in den Stadtpark geschlendert. Gaddis hatte auf einer Bank unter einem vergoldeten Johann-Strauss-Standbild Platz genommen, las den Herald Tribune und rauchte eine Winston Light nach der anderen. Er trug den Leinenanzug, in der Innentasche des Jacketts steckten ein Notizbuch und ein Kugelschreiber. Den Vormittag hatte er damit verbracht, in Wien herumzulaufen, im Café Prückel das obligatorische Stück Sachertorte zu verzehren und sein Vorurteil zu bestätigen, dass diese Stadt, mochte sie noch so prächtig sein, leblos und hoffnungslos spießig war.
    Ein Tag wie der Traum jeder Braut. Sonnenschein überflutete die Fassade des Kursalons, einem neo-klassizistischen Bau am westlichen Rand des Stadtparks, und wie es sich für einen Hochzeitshimmel gehörte, leuchtete er in tiefstem Blau für die Fotos, die ein schnauzbärtiger Österreicher von den eintreffenden Gästen machte. Gaddis blieb draußen, bis er um fünf vor drei Phil und Annie auf sich zukommen sah, Kath im Schlepptau; alle drei hatten den Katzenjammer hinter dickrandigen Sonnenbrillen versteckt.
    » Ich habe auf euch gewartet«, sagte er und hauchte zuerst Annie, dann Kath ein Küsschen auf die Wange. » Wann wart ihr im Bett?«
    » Frag lieber nicht«, murmelte Annie.
    Sie nahmen nebeneinander auf gepolsterten Stühlen mitten unter der vergoldeten Decke des Empfangssaals Platz. Etwa zweihundert Gäste waren gekommen. Gaddis konnte nur raten, wie viele von ihnen ehemalige Kollegen Wilkinsons beim SIS waren beziehungsweise zu dem Observationsteam gehörten, das Gaddis an der Kontaktaufnahme mit ATTILAS letztem Führungsoffizier hindern sollte. Exakt um fünf Minuten nach drei intonierte ein Streichquartett die Eröffnungsakkorde von Morricones » Gabriel’s Oboe«, und Matthias Drechsel, ein kleiner Mann mit schwerem Bauernschritt, drehte sich um und harrte der Ankunft seiner Braut mit unerwarteter Furchtsamkeit im Blick. Am Ende des Mittelgangs war Catherine am Arm ihres Vaters Robert erschienen. Gaddis reckte den Hals, um besser sehen zu können. Während sich unter den Gästen ein bewunderndes Seufzen ausbreitete, war er womöglich der einzige Mensch im ganzen Saal, dessen Blick nicht von der strahlenden Braut gefangen war. Physisch nicht weniger robust als sein zukünftiger Schwiegersohn, war Wilkinson eine

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