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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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sagte er aufs Geratewohl auf Deutsch und steigerte den Grad der Peinlichkeit noch durch pantomimische Tanzbewegungen auf dem Rücksitz. » Club? Dancing? Ist ein Bar?«
    » Hier? Nein«, murmelte der Fahrer und trommelte auf dem Lenkrad herum. Gaddis kam sich wie ein Idiot vor. Das Radio lief, und er fragte sich, wann die ersten Meldungen von Wilkinsons Ermordung sich unter die Lokalnachrichten mischen würden. Tanya hatte ja schon darauf hingewiesen, dass die Polizei eventuell die vage Beschreibung eines Mannes besaß, eines etwa eins fünfundachtzig großen Touristen Mitte vierzig, mit dunkelbraunem Haar und dunklem Jackett, der zusammen mit dem Opfer am Tisch gesessen und Whisky getrunken hatte. Gaddis würde als Tatverdächtiger, im günstigsten Fall als Komplize des Täters angesehen werden. Er hatte den Tisch verlassen, kurz bevor der Täter auftauchte, und war Augenblicke nach dem Mord aus dem Lokal verschwunden. » Bar«, sagte er noch einmal zu dem Fahrer, diesmal mit einem gewissen Nachdruck, und das Taxi setzte sich wieder in Bewegung.
    » Danke«, sagte Gaddis.
    Das Taxi wendete und fuhr in weniger als zwei Metern Abstand an dem Polizeiwagen vorbei. Plötzlich bewegte sich ein Schatten hinter der verregneten Windschutzscheibe. Es war doch jemand in dem Wagen. Die Scheinwerfer leuchteten auf, und das Polizeifahrzeug fuhr hinter ihnen vom Randstein weg. In der sicheren Erwartung, gleich angehalten und befragt zu werden, verfluchte Gaddis sein erbärmliches Unglück. Wie sollte er denen erklären, was er nachts um Viertel vor drei vor der UNO -City verloren hatte? Es handelte sich um einen der neuralgischsten Gebäudekomplexe in Westeuropa, von Polizei und Sicherheitsdiensten rund um die Uhr bewacht. Es war dumm gewesen, den Fahrer zu bitten hierherzufahren, ein unüberlegter Gedanke. Warum hatte er sich nicht gleich zu einer Bar bringen lassen? Jetzt lag es in der Hand eines x-beliebigen österreichischen Polizisten, irgendeines jungen Kerls, dem auf der Nachtschicht langweilig geworden war, seiner Crane-Recherche endgültig den Garaus zu machen.
    » Wollen Sie Nightclub?«, fragte der Fahrer, aber Gaddis’ Aufmerksamkeit war so von dem Polizeiwagen in Anspruch genommen, dass er die Frage nicht mitbekam.
    » Wie bitte?«
    » Ob Sie Nightclub wollen, frage ich.«
    Das gebrochene Englisch brachte ihn durcheinander. » Ja, ja«, antwortete er und sah sie beide plötzlich als Verbündete gegen die Macht der österreichischen Polizei. Das Taxi bog wieder auf die vierspurige Schnellstraße, die parallel zur Donau verlief, während das Polizeiauto ihnen in weniger als zwanzig Metern Abstand folgte. » Nachtclub gut«, sagte Gaddis auf Deutsch. Er drehte sich um und schaute zum Heckfenster hinaus. Die Scheibenwischer des Polizeiautos zerteilten den Regen.
    » Problem?«, fragte der Fahrer.
    Gaddis drehte sich wieder zu ihm um. » Nein, kein Problem. Kein Problem.«
    Der Polizist fuhr jetzt neben ihnen, auf gleicher Höhe mit dem Taxi. Gaddis hörte das Zischen seiner Reifen auf der nassen Straße. Das Gesicht des Fahrers wurde von der Dunkelheit verschluckt, aber Gaddis meinte erkannt zu haben, dass er kurz den Kopf gewandt und einen Blick in das Taxi geworfen hatte. Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er die Sirene einschaltete und das Taxi auf den Seitenstreifen winkte.
    Stattdessen beschleunigte das Polizeiauto plötzlich und fuhr zu Gaddis’ unendlicher Erleichterung mit hoher Geschwindigkeit davon. Kaum war es weg, bog der Taxifahrer auf die Brücke und hielt kurze Zeit später vor einem Nachtclub in der Mitte Wiens. Gaddis wusste weder, in welchem Bezirk er war, noch, zu was für einem Nachtclub man ihn gebracht hatte, aber er zahlte dem Taxifahrer anstandslos vierzig Euro und dankte ihm für die Mühe.
    Wie sich schnell zeigte, hätte er keinen idealeren Ort zum Abtauchen finden können. Während der nächsten drei Stunden machte er es sich in einer schwach beleuchteten Ecke des Kellerlokals bequem, durch das genau die Art Musik dröhnte, die er ständig im UCL zu hören bekam und immer noch nicht einordnen konnte. Eine Kellnerin sorgte für ständigen Nachschub an Nüssen und polnischem Bier, und er rauchte ungeniert, weil sich so gut wie keiner der Gäste um das Rauchverbot scherte. Auf der Tanzfläche gab es schöne junge Frauen zu sehen, vor denen sich adrette junge Männer in Chinos und gebügelten blauen Hemden nach Kräften produzierten; so ziemlich jeder von ihnen hätte ein angehender

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