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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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Sam«, antwortete Gaddis, sinnloserweise. Mit einem Lächeln räumte er seine Fehlleistung ein. » Sind Sie von der Botschaft?«
    Sie überging die Frage. » Ich habe den Auftrag, Sie nach Ungarn zu bringen.«
    » Nach Ungarn?« Dies war die endgültige Bestätigung für das Ausmaß seines Dilemmas, falls es ihrer noch bedurft hätte.
    » Mein Auto steht nicht weit weg«, fügte sie schnell hinzu, als sie seine Fassungslosigkeit bemerkte. Eva drückte sich knapp, aber deutlich aus. Gaddis fiel auf, dass sie wiederholt verschiedene Ecken des Parks mit Blicken absuchte. Zweifellos fürchtete sie, observiert zu werden, und wollte so schnell wie möglich fort. » Kommen Sie bitte. Tanyas Nachricht an Sie war nicht so sicher verschlüsselt, wie wir gewünscht hätten. Viele Menschen haben den Dritten Mann gesehen, Doktor Gaddis.«
    » Zweifelsohne.«
    Er folgte Eva, immer einen halben Schritt zurück, und kam sich vor wie ein kleiner Junge in Begleitung einer Fremden, an deren wohlmeinender Absicht er keine Zweifel hegt. Sie gingen wieder unter der niedrigen Brücke hindurch und auf den kleinen Parkplatz der Shell-Tankstelle zu. Diesmal hoben die Penner unter dem Baum nicht eimmal den Kopf, als er vorüberging. Kaum hatten sie den Parkplatz erreicht, hörte er den Doppelton eines Infrarot-Schlosses und sah die Blinklichter eines grauen VW Kombi zweimal kurz aufleuchten. Eva öffnete die Beifahrertür, ging herum auf die Fahrerseite und ließ den Motor an. Im Inneren des Wagens roch es nach Voltaren-Salbe, und als Gaddis sich umdrehte, sah er auf dem Rücksitz schlammverkrustete Fußballschuhe, eine Sporthose und zwei Schienbeinschützer liegen. Die Sachen gehörten sicher Evas Sohn, aber sie erschienen ihm so seltsam wie fehl am Platze. War die Frau im Parallelleben eine Fußballmutter? Waren Menschen wie Eva das Fußvolk der Geheimdienstwelt? Ganz gewöhnliche Menschen mit Familien und Jobs, die nebenbei als Spione arbeiteten? Kaum hatte er den Sicherheitsgurt angelegt, stellte sie ihm auch schon die erste einer Reihe von Fragen zu seinem Leben in London. Haben Sie Kinder? Was für einer Arbeit gehen Sie nach? Ist London sehr teuer? Zweifellos war das eine Taktik, um ihn abzulenken. Kein Wort über den Mord an Wilkinson oder die Gründe für Gaddis’ Flucht aus Wien. Eva hielt sich an einfache, unkomplizierte Themen. Sie waren seit einer Viertelstunde heraus aus der Stadt, als er den Spieß umdrehen konnte und sogar ein paar Antworten bekam.
    » Sie haben gar nichts gesagt, arbeiten Sie für die britische Botschaft?«
    Sie lächelte, wie man über einen vorlauten Fremden lächelt. Ihm war aufgefallen, dass sie immer exakt fünf Stundenkilometer unterhalb des österreichischen Tempolimits blieb. Sie wollte unter allen Umständen vermeiden, von einem Verkehrspolizisten an den Straßenrand gewunken zu werden.
    » Nein, nein, ich bin Lehrerin.« Sie wandte den Kopf und sah Gaddis’ verwirrten Blick. » Aber ich helfe Ihren Freunden, wenn sie mich anrufen. Das ist ein gutes Arrangement.«
    Es war eine der seltsamsten Antworten, die er je bekommen hatte. Wie kam es überhaupt zu einem solchen » Arrangement«?
    » Sie wissen also, was ich letzte Nacht erlebt habe?«, fragte er. » Sie wissen Bescheid über den Mord?«
    Diesmal lächelte Eva nicht. » Die Einzelheiten Ihrer Situation sind für mich nicht direkt von Belang, Doktor Gaddis. Meine Aufgabe ist es, Sie sicher an Ihr Ziel zu bringen. Sollte es sich ergeben, dass ich Ihnen unterwegs ein paar Sorgen nehmen oder Ihnen Fragen beantworten kann, dann will ich das gerne tun.«
    Gaddis schaute zum Fenster hinaus. Eine farblose, flache Landschaft flog wie in einem Traum vorbei. Er verzehrte sich nach einer Zigarette, aber seine letzte hatte er in dem Wiener Park geraucht.
    » Also, wo fahren wir hin?«, fragte er. Der Aschenbecher des Autos war unbenutzt, und auch sonst deutete nichts auf Zigaretten hin. » Was sind die Pläne?«
    Eva seufzte erleichtert. Das Gespräch nahm die von ihr erhoffte Richtung.
    » Das ist sehr einfach.« Sie überholte einen Lastwagen, der ihr zu langsam vor ihnen herfuhr. » Ich bringe Sie über die Grenze nach Ungarn, zum Bahnhof von Hegyeshalom. Dort steigen Sie in den Zug nach Budapest. Und ich fahre nach Österreich zurück.«
    » Sie kommen nicht mit mir?«
    Er schämte sich beinahe für die beunruhigte Nachfrage. Als hätte er ihr damit ein Indiz für seine Feigheit geliefert.
    » Ich fürchte, nein.«
    » Sie begleiten Ihre Kunden nicht

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