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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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auf dem ganzen Weg?«
    Eva zog die Augenbraue hoch. » Jeder Fall liegt anders.« Die Antwort klang leicht tadelnd. » Ich muss wegen einer anderen Angelegenheit vor Mittag wieder in Wien sein. Diese Arrangements sind erst in den letzten paar Stunden getroffen worden. Wäre ich früher benachrichtigt worden, hätte ich Sie vielleicht nach Budapest zum Flughafen begleiten können.«
    » Ich steige in einen Zug? Und wie komme ich nach Hause? Hat Tanya sich das auch überlegt?«
    Er wusste, wie ungeduldig er sich anhörte, aber die Müdigkeit machte ihn aufsässig. Er sollte dieser Frau gegenüber mehr Dankbarkeit zeigen. Immerhin war sie in aller Herrgottsfrühe aus dem Haus geeilt, um einem Notruf nachzukommen. Sie riskierte ihr Leben, um ihm zu helfen. Doch das Entsetzen der Nacht war noch so nah, dass man sonst übliche Höflichkeiten schon einmal vergessen konnte.
    » Tanya hat sich alles gut überlegt«, sagte Eva. » Sie bleiben einfach bis Budapest Keleti im Zug sitzen. Dann gehen Sie den Bahnsteig entlang, bis Sie einen Mann in einem grünen Jackett auf einer der Bänke sitzen sehen. Er ist das nächste Glied in der Kette. Sein Name ist Miklós. Er hat einen Bart und trägt eine Flasche Vittel bei sich. Er hat Ihr Foto gesehen und wird Sie erkennen, falls Sie ihn übersehen sollten. Miklós bringt Sie zum Flughafen und sorgt dafür, dass Sie sicher zurück nach London geflogen werden.«
    » Das ist unglaublich.« Gaddis konnte sich nur wundern, wie schnell Tanya arbeitete, welche Gefälligkeiten sie abrufen, welche Netzwerke sie aktivieren konnte. » Und wenn ich irgendwo aufgehalten werde? Wenn die Russen mich ausfindig gemacht haben?«
    » Das ist eine gute Frage.« Eva unterstrich, welche Bedeutung sie ihr gab, indem sie vom Gas ging und sich den Nacken rieb. » Allerdings besteht nur eine sehr geringe Gefahr, dass man Sie an irgendeinem Punkt Ihrer Reise aufhält oder Ihnen Fragen stellt. Österreich ist kein Polizeistaat, Doktor Gaddis, und Ungarn auch nicht. Ich habe die Berichterstattung über die Ereignisse im Kleinen Café im Radio gehört. Von einem Mann, auf den Ihre Beschreibung passen würde, war nicht die Rede. Natürlich kann es sein, dass die Polizei auf Zeit spielt und im Besitz eines Überwachungsfotos aus dem Lokal ist. Wäre das möglich?«
    » Keine Ahnung.« Gaddis machte sich auf einmal Sorgen. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Ihm fiel das Gruftimädchen in Meisners Mietshaus ein, und er versuchte sich zu erinnern, ob er im Kleinen Café eine unter der Decke montierte Kamera gesehen hatte. War denn die Videoüberwachung im öffentlichen Raum nicht vor allem eine britische Krankheit? » Ich glaube nicht.«
    » Aber jemand vom Personal könnte mit der Polizei gesprochen haben. Wir können also nicht sicher sein. Wegen des Schengener Abkommens finden keine Grenzkontrollen statt. Und sollten wir von einem Streifenpolizisten angehalten werden, müssen Sie sagen, Sie seien ein Freund aus England und wir würden für ein paar Tage nach Budapest fahren. Sie wohnen seit Donnerstag in meiner Wohnung in Wien.« Und nach einer kurzen Pause: » Wenn nötig, müssen wir so tun, als sollten mein Mann und Ihre Frau besser nicht von dieser Reise erfahren.«
    Eva war rot geworden, Gaddis nicht, und er registrierte mit Erleichterung, dass diese besonnene, einfallsreiche Frau zu schamhaftem Erröten in der Lage war. Es brachte sie einander näher.
    » Behalte ich meinen richtigen Namen?«
    » Im Augenblick noch, ja. Von Miklós bekommen Sie eine neue Identität. Sie verlassen Ungarn mit einem gefälschten Reisepass.«
    Diese Perspektive beruhigte Gaddis so sehr, dass er es sich gestattete, die Augen zu schließen und ein kurzes Nickerchen zu halten, während das Auto auf die ungarische Grenze zufuhr. Er meinte, einen ganzen Park von Windrädern gesehen zu haben, der sich über den ganzen Horizont erstreckte, aber vielleicht war es auch ein Traum gewesen. Als Nächstes registrierte er, wie Eva schon auf ungarischer Seite vor einem Bahnhof aus der sowjetischen Ära vorfuhr. Es war nicht nötig gewesen, ihn zu wecken, als sie die Grenze passierten. Und jetzt waren sie in Hegyeshalom.
    » Bitte warten Sie hier«, sagte sie, nachdem sie gesehen hatte, dass er aufgewacht war. Auf der Uhr am Armaturenbrett war es kurz vor zehn.
    » Was ist los?«
    » Ich gehe eine Fahrkarte kaufen.«
    Er war allein auf einem verlassenen Parkplatz. Eine ausgehungerte Katze scharrte in einem kleinen Abfallhaufen herum. Neben

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