Die Trinity Verschwörung
Zurück auf Los«, sagte er.
» Zurück auf Los.«
Sie kauerte auf einem Hocker in der Ecke der Küche. Er begann, die Pfanne abzuwaschen, in der Tanya die Rühreier gemacht hatte, ein Gast, der für seine Bewirtung bezahlte. Es war nach zehn, ein langer, eigenartiger Tag neigte sich seinem Ende zu.
» Sie müssen ziemlich erledigt sein«, sagte Tanya.
» Holly hat mir sicher nicht alle Kartons gegeben.« Gaddis ließ einen Strahl heißes Wasser über die Pfanne laufen. » Ihr Haus wäre noch ein Tipp. Die meisten Kartons hatte sie bei sich im Keller gebunkert. Möglich, dass in der Tite Street noch ein paar davon herumstehen.«
» Sie dürfen Holly nicht anrufen«, sagte Tanya.
Die Entschiedenheit dieser Anweisung reizte ihn. » Wieso?«
» Weil wir nicht wissen, ob ihr Telefon abgehört wird oder ihr Haus unter Beobachtung steht.« Tanyas Tonfall war nüchtern und geschäftsmäßig, als wollte sie mit Mutwillen die Vertrautheit zerstören, die sich seit dem Flughafen zwischen ihnen aufgebaut hatte. » Ein Anruf bei ihr könnte die Russen auf Sie aufmerksam machen.«
Schweigend trocknete Gaddis ihre Teller ab. Seit Hollys Name gefallen war, hatte Tanyas Stimmung sich gewandelt. War sie eifersüchtig? Im Laufe des Abends waren sie phasenweise so entspannt miteinander umgegangen wie ein Liebespaar. Jetzt mahnte sie ihn schroff und unverblümt an die Realität. Und er verübelte ihr wieder einmal die Macht, die sie über ihn hatte.
» Und wie soll ich sie dann erreichen?«
» Ich lass mir was einfallen«, antwortete sie, aber es hörte sich an, als hätte sie auch keine Idee. » Als Erstes muss ich morgen früh ins Büro. Brennan weiß über Wilkinson Bescheid. Es gibt inzwischen Berichte darüber. Dass ich Sie aus Wien herausgeholt habe, weiß er wahrscheinlich noch nicht, und schon gar nicht, dass Sie hier bei mir sind. Ich werde ihm einiges erklären müssen. Aber noch besteht die Möglichkeit, Sie zu schützen und alles mit den Russen zu regeln.«
Das klang eher nach heißer Luft. Gaddis hängte das Geschirrtuch über eine Stuhllehne. » Sie hören mir nicht richtig zu«, sagte er. » Ich will nicht in Watte gepackt werden. Ich brauche keinen Schutz. Es kann durchaus sein, dass das Platow-Band im Keller von Hollys Haus verstaubt. Ich will doch nur mit ihr sprechen und sie bitten, nach dem Zeug zu suchen. Das ist alles.«
» Geduld«, sagte Tanya wohl zum zehnten Mal, was Gaddis wütend machte.
» Könnten Sie mich vielleicht mal mit diesem Wort verschonen? Sie reden nicht mit einem Vierjährigen. Ich bin Ihnen dankbar für alles, was Sie für mich getan haben, Tanya. Und das meine ich ehrlich. Aber ich hocke mich nicht die nächsten Tage auf meinen Allerwertesten und warte darauf, dass Sir John Brennan seine Meinung über mich ändert. Was soll ich hier denn bitte schön machen? Mir Seifenopern reinziehen? Kreuzworträtsel lösen?«
Zu seinem Erstaunen nahm Tanya ihn beim Wort. » Ich fürchte, ja. Bis wir einen sicheren Ort für Sie gefunden haben, werden Sie hierbleiben müssen. Und das heißt, dass Sie nicht telefonieren dürfen. Und dass Sie das Haus nicht verlassen dürfen.«
Er schaute sie ungläubig an. Auf dem Küchentisch stand ein Glas Wein für ihn, und er trank es in einem Zug leer, nachdem ihm klar geworden war, was sie gesagt hatte. Es erstaunte ihn, wie schnell alle Koketterie zwischen ihnen verflogen war; es hatte im Lauf des Abends Momente gegeben, als er es sogar für möglich gehalten hatte, die Nacht mit ihr im selben Bett zu verbringen. Und auf einmal schien Tanya ihn mit der bitteren Wahrheit seiner Gefangenschaft zu verhöhnen.
» Gut«, sagte er.
» Was soll das heißen, gut?«
Er dachte an ihr Gespräch auf der Straße vor dem UCL . Suchen Sie nicht nach Crane. Suchen Sie nicht nach Wilkinson. Er hatte Tanya Acocella schon einmal falsche Versprechungen gemacht. Das ließ sich wiederholen.
» Das soll heißen, dass ich tue, was Sie sagen. Ich bleibe hier, während Sie bei der Arbeit sind. Ich ziehe mir im Fernsehen Countdown rein und schnüffle ein bisschen in Ihrer Wäscheschublade herum. Vergessen wir Holly. Vergessen wir die Bänder.«
Tanya wusste, dass er sie belog.
» Einfach so?« Ihr Blick schien zu sagen, dass Gaddis ihr das Leben noch schwerer machte, als es ohnehin war. » Und das ist jetzt kein Versprechen von der Sorte: › Ich schwöre, nicht nach Österreich zu reisen‹, oder? Da saßen sie keine fünf Tage später in einer Wiener Bar.«
» Nein, es ist
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