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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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Operation, die so geheim sind, dass man nicht einmal mich eingeweiht hat. Die Leute in meinem Team hier in Berlin wissen nicht einmal, wer Crane ist. Die tun hier nur ihren Job. Und mein Job ist es herauszufinden, was Sie wissen. Von Ihren Gesprächen in Winchester hatte ich keine Ahnung. Ich weiß nur, dass Crane noch den Bedingungen des Secret Act unterliegt und kein Sterbenswort über seine Spionagetätigkeit verlauten lassen darf. Dafür hat man ihn zu Thomas Neame gemacht. Aber er scheint an einen Punkt gekommen zu sein, wo er der Welt von ATTILA und seinen Heldentaten erzählen will, denn mit einundneunzig Jahren bekommt man es mit der Angst, man könnte im Grab verschwinden, ohne dass die Menschen erfahren haben, was für ein Supermann man gewesen ist. Deshalb hat er Ihrer Freundin gegenüber geplaudert, und jetzt ist Ihre Freundin tot. Er hat ihr von Calvin Somers erzählt, und Somers ist jetzt auch tot. Vielleicht hören Sie das nicht gerne, aber Sie haben ein unverschämtes Glück, dass Sie noch am Leben sind.«
    Gaddis lachte. » Und das verdanke ich einzig und allein Ihnen, Tanya? Muss ich dem MI 6 einen Dankesbrief schicken?«
    Sie schüttelte enttäuscht den Kopf und schien ihm mit ihrem Blick sagen zu wollen, dass seine Feindseligkeit fehl am Platze war.
    » Wer ist Peter?«, fragte er sie.
    » Sonderabteilung«, antwortete sie, womit sie so ehrlich war, wie die Umstände es erlaubten.
    Natürlich, dachte Gaddis. Crane hatte ihn nicht zu seinem eigenen Schutz engagiert, der junge Mann bildete vielmehr die erste Verteidigungslinie für den glorreichsten Agenten in der Geschichte des MI 6. » Und er war einverstanden mit Cranes Entscheidung, an die Öffentlichkeit zu gehen? Warum ist er nicht angelaufen gekommen und hat euch erzählt, was der Alte da ausheckt?«
    » Doppelte Loyalität, vermute ich. Sie wissen besser als jeder andere, dass Edward Crane es versteht, Menschen für sich einzunehmen.« Es war eine hinterhältige Bemerkung, aber Gaddis schluckte sie ohne Widerspruch. » Vielleicht hat er Peter versprochen, ihn an den Profiten zu beteiligen. Oder Peter ist zu der Einsicht gekommen, dass ATTILAS Geschichte es verdient, erzählt zu werden. Wer weiß?«
    Er legte sich zurück auf das Kopfkissen. Sein Kopf pochte, und er bat Tanya um das Wasser. Er trank aus der Flasche und stellte sie auf dem Nachttisch ab. Es war seltsam, aber auf einmal fand er sie wieder schön. Ihr gemeinsames Abendessen fiel ihm ein, die Art, wie sie ihn angeschaut hatte, und er kam sich immer noch wie ein Idiot vor, weil er darauf reingefallen war.
    » Wir müssen noch über morgen reden«, sagte sie. » In ein paar Stunden checken wir aus. Der Flughafen ist einer der Orte, wo man vielleicht nach Ihnen sucht.«
    » Weshalb?«
    » Der Mann, den Sie erschossen haben, war ein Russe, haben Sie gesagt. Die Polizei könnte vermuten, dass er einen Komplizen hatte. Sie werden nach einem Mann suchen, nach der Person, die den Tatort verlassen hat. Und so jemand würde wahrscheinlich versuchen, Berlin so schnell wie möglich zu verlassen.«
    » Und warum fliegen wir dann?«
    » Uns wird man nicht verdächtigen.«
    » Uns?«
    » Wir bleiben beisammen. Hand in Hand.«
    Er setzte sich auf, drückte auf den Generalknopf an der Lichtschalterleiste neben dem Bett. Der Raum erstrahlte in Helligkeit. » Ohne mich.«
    » Es ist das Beste, glauben Sie mir. Die einfachste Strategie. Ein Paar auf dem Rückflug von einem romantischen Berlintrip. Ein Mann allein ist viel auffälliger. Vertrauen Sie mir, Sam. Es ist die einzige Möglichkeit.«

30
    Um sechs Uhr verließen sie das Hotel. Neuigkeiten über die Schießerei in der Reichenberger Straße waren bekannt geworden. Deutsche Fernsehsender berichteten, Meisners Angreifer sei noch am Leben und befinde sich auf der Intensivstation, sein Zustand sei stabil. Die Nachricht war ein schwacher Trost für Gaddis, aber seine Verzweiflung konnte sie kaum lindern. Auch wenn er nicht mehr den Tod eines Menschen auf dem Gewissen hatte, bekam er die Gräueltat, die er in Meisners Wohnung begangen hatte, nicht aus seinem Kopf. Sie stand ihm so lebendig und entsetzlich vor Augen wie die Verstümmelung eines Kindes.
    » Wir müssen vorsichtig sein«, sagte Tanya zu ihm, als Des sie zum Flughafen fuhr. » Wenn Sie jemanden sehen, der Ihnen bekannt vorkommt und dem Sie nicht ausweichen können, sei es im Terminal oder im Flugzeug, behalten Sie einfach die Ruhe.« Sie schien gar nicht zu merken, in welchem

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