Die Troja-Mission
zum ersten Mal betroffen. »So etwas würde er tun,
Señor?
«
»Nur eine Redensart«, sagte Pitt und zog ein Laken über Renee, ohne den Polizeiinspektor eines Blickes zu würdigen.
Rita hielt sich bei ihrem Eilmarsch durch den Dschungel möglichst nah am Ufer des Flusses, bis sie die Rio Colorado Sport Fishing Lodge erreichte. Sie ging den Fußweg entlang und folgte den Wegweisern zum Swimmingpool. In ihrem Bikini wirkte sie wie eine der Anglerwitwen, die am Pool lagen, während ihre Männer auf dem Fluss unterwegs waren.
Ohne die Blicke der Bademeister und Kellner zu beachten, schnappte sie sich ein Handtuch von einem Liegestuhl und hängte es sich über die Schultern. Dann ging sie zu den Zimmern der Lodge. Als sie auf eines stieß, in dem das Zimmermädchen gerade aufräumte, trat sie kurzerhand ein.
»
Tome su tiempo.
« Sie erklärte dem Zimmermädchen, dass es sich Zeit lassen sollte, tat so, als wäre es ihre Unterkunft.
»
Me casi acaban
«, erwiderte das Mädchen, als es die schmutzigen Handtücher zu dem Karren draußen auf dem Weg brachte und die Tür schloss.
Rita setzte sich an den Schreibtisch, griff zum Telefon und bat um eine Freischaltung. »Flidais hier«, sagte sie, als sich jemand meldete.
»Einen Moment.«
Dann war jemand anderes am Apparat. »Die Verbindung ist sicher. Sprechen Sie bitte.«
»Flidais?«
»Ja, Epona, ich bin’s.«
»Wieso rufst du von einem öffentlichen Telefon in einem Hotel an?«
»Wir hatten unerwartete Schwierigkeiten.«
»Ja?«
»Ein Forschungsboot der NUMA, das nach der Ursache des braunen Schlicks suchte, ließ sich durch unser Hologramm nicht täuschen und hat unsere Jacht zerstört.«
»Verstanden«, sagte die Frau, die sich Epona nannte, ohne die geringste Gefühlsregung. »Wo bist du?«
»Als unsere Jacht sank, wurde ich von den Leuten von der NUMA gerettet. Sie haben mich gefangen gehalten, aber ich konnte entkommen und sitze jetzt in einem Zimmer der Rio Colorado Lodge. Es ist nur eine Frage von Minuten, bis mich die hiesige Polizei hier aufspürt.«
»Unsere Besatzung?«
»Einige wurden getötet. Die anderen sind mit dem Hubschrauber geflohen und haben mich im Stich gelassen.«
»Man wird sich ihrer annehmen.« Die Sprecherin hielt kurz inne. »Haben sie dich ausgefragt?«
»Sie haben es versucht, aber ich habe ihnen eine Lügengeschichte aufgetischt und ihnen erklärt, ich hieße Rita Anderson.«
»Bleib am Apparat und warte.«
Flidais alias Rita ging zum Kleiderschrank, wo sie ein geblümtes Sommerkleid fand. Größe 40 – sie hatte 38. Das müsste halbwegs passen, dachte sie. Lieber ein bisschen zu groß als zu klein. Sie zog es über ihren Bikini, nahm dann ein Schaltuch, das sie sich um den Kopf band, um ihre roten Haare zu verbergen. Sie störte sich nicht im Geringsten daran, dass sie einer anderen Frau die Kleidung stahl – nicht nachdem sie Renee umgebracht hatte. Danach schlüpfte sie in ein Paar offene Sandalen, die ein bisschen eng saßen. Auf dem Nachttisch lag eine Sonnenbrille, die sie ebenfalls aufsetzte.
Sie lächelte vor sich hin, als sie die Wäscheschubladen durchsuchte und prompt die Handtasche der Zimmerbewohnerin fand. Dass Frauen nicht etwas einfallsreicher waren, wenn sie ihre Wertsachen versteckten, war Flidais ein ewiges Rätsel. Jeder Hoteldieb wusste, dass Frauen ihre Handtasche samt Geldbeutel stets zwischen ihrer Wäsche verbargen. Sie fand achthundert amerikanische Dollar und ein paar Colones aus Costa Rica. Wegen des wahnwitzigen Wechselkurses von 369.000 Colones für einen Dollar erfolgte der Zahlungsverkehr in Costa Rica fast ausschließlich in amerikanischer Währung.
»Barbara Hacken« stand unter dem Bild auf dem Führerschein und unter dem Foto im Pass. Von der Haarfarbe und ein paar Jahren Altersunterschied einmal abgesehen, hätten sie Schwestern sein können. Flidais öffnete gerade die Tür einen Spalt weit, um nachzusehen, ob die Zimmerbewohnerin zurückkam, als Epona sich wieder meldete. »Alles ist geregelt, Schwester. Ich schicke dir meine Privatmaschine zum dortigen Flugplatz. Sie steht auf dem Vorfeld bereit, wenn du dort eintriffst. Hast du ein Fahrzeug?«
»Das Hotel hat bestimmt einen Wagen, der die Gäste zum Flugplatz und zurück bringt.«
»Du wirst dich bei den Wachmännern am Flugplatz vermutlich ausweisen müssen.«
»Dafür habe ich bereits Vorsorge getroffen«, antwortete Flidais und hängte sich den Riemen der Handtasche über die Schulter. »Wir und die anderen Schwestern
Weitere Kostenlose Bücher