Die Troja-Mission
bereiten, wenn Sie in der Fahrrinne bleiben. Dort kentert nur selten ein Boot, wenn man ein bisschen aufpasst. Die Krokodile, die im ruhigen Wasser lauern, sind viel gefährlicher, wenn jemand über Bord fällt.«
»Gibt es in Ihrem Restaurant auch Steaks?«, erkundigte sich Pitt.
»
Sí, Señor.
Möchten Sie noch mehr essen?«
»Nein, wir wollen das Fleisch mitnehmen. Wenn wir die Stromschnellen hinter uns haben, wollen mein Freund und ich an Land gehen, unser Lager aufschlagen und uns am offenen Feuer unser Abendessen zubereiten.«
Aragon nickte. »Sehen Sie zu, dass Sie weit genug vom Ufer weg sind, sonst könnten Sie von einem hungrigen Krokodil gefressen werden.«
»Krokodile zu füttern hatte ich nicht unbedingt vor«, sagte Pitt mit einem breiten Grinsen.
Sie brachen am späten Nachmittag auf, überwanden ohne jeden Zwischenfall die Stromschnellen oberhalb von El Castillo und fuhren ein Stück weiter, bis die Stadt außer Sicht war. Als zwischen den nächsten beiden Flussbiegungen weit und breit kein anderes
Panga
zu sehen war, steuerten sie die
Greek Angel
ans Ufer, klappten den Außenbordmotor hoch und zogen sie ins dichte Unterholz, bis sie vom Wasser aus nicht mehr zu erkennen war.
Solange es noch hell war, erkundeten sie die Umgebung und stießen auf einen schmalen Pfad, der in Richtung Stadt führte. Anschließend aßen sie ihre Sandwiches, legten sich hin und schliefen bis kurz nach Mitternacht. Dann zogen sie vorsichtig den Pfad entlang, orientierten sich hin und wieder mit ihrem Nachtsichtgerät und wichen den kleinen Häusern aus, bis sie sich zu einem Buschdickicht durchgeschlagen hatten. Dort legten sie sich flach auf den Boden und untersuchten die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Festung, entdeckten die Videokameras und prägten sich ihre Standorte ein.
Ein leichter Nieselregen setzte ein, der ihre dünnen Sachen binnen kurzer Zeit durchweichte. Doch der Tropenschauer war nicht unangenehm, fast so wie eine gut temperierte Dusche daheim.
Als sie so weit waren, kletterten Pitt und Giordino auf einen über dreißig Meter hohen Jatobabaum, dessen Stamm fast anderthalb Meter dick war. Der Baum stand nur ein paar Schritte vom Zaun entfernt, und die unteren Äste ragten weit über die mit messerscharfen Stacheldrahtspiralen bewehrte Krone hinweg. Giordino warf ein Seil um einen dicken, rund drei Meter höher liegenden Ast, kletterte hinauf und kroch durch die dünneren Zweige, bis er jenseits des Zauns war, rund dreieinhalb Meter über dem Boden. Dann hielt er inne und suchte mit dem Nachtsichtgerät das Gelände ab.
Pitt zog sich am Seil nach oben und stemmte sich gleichzeitig mit den Füßen gegen den Stamm. Oben angekommen, kroch er durch das Geäst, bis er Giordinos Stiefel unmittelbar vor sich hatte. »Irgendwas von den Wachen und ihren Hunden zu sehen?«, flüsterte er.
»Die Wachen sind faule Hunde«, erwiderte Giordino. »Sie lassen die Köter allein rumlaufen.«
»Ein Wunder, dass sie uns noch nicht gewittert haben.«
»Freu dich nicht zu früh. Ich sehe drei, die zu uns herglotzen. Oh, oh, jetzt kommen sie angerannt.«
Noch ehe die Hunde losbellten, griff Pitt in seinen Rucksack, holte die Steaks aus dem Restaurant heraus und warf sie auf die Rampe, die zur nächsten Bastion führte. Sie landeten mit einem satten Klatschen, das die Hunde hörten und sofort ansteuerten.
»Bist du dir sicher, dass das hinhaut?«, murmelte Giordino.
»Im Kino klappt’s immer.«
»Na, das ist ja beruhigend«, ächzte Giordino.
Pitt ließ sich vom Ast fallen und landete auf den Füßen. Giordino folgte ihm, ohne die Hunde aus den Augen zu lassen, die sabbernd und schmatzend das rohe Fleisch vertilgten, ohne den beiden Eindringlingen auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken.
»Ich werde nie wieder an dir zweifeln«, grummelte Giordino vor sich hin.
»Ich werd’s mir merken.«
Pitt, der die Führung übernahm, als sie auf eine der steinernen Rampen zupirschten, hielt inne, blickte durch das Nachtsichtgerät auf die nächste Videokamera und wartete, bis sie zur anderen Seite geschwenkt war. Auf seinen leisen Pfiff hin rannte Giordino in den toten Winkel der Kamera und sprühte schwarze Farbe aufs Objektiv. Dann rückten sie weiter vor, verharrten vor dem dunklen, verschlossenen Museum und horchten auf verdächtige Geräusche. Sie hörten gedämpfte Stimmen aus dem Innenhof, wo die Behelfsbaracken der Wachen standen. Dann drangen sie in einen einstigen Vorratsraum ein. Die Wände
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