Die Troja-Mission
und verschaffen sich immer mehr Einfluss.«
»Außerdem spricht noch ein anderer Grund für absolute Geheimhaltung«, erklärte Gunn. »Dadurch muss man sich nicht mit sozialen und wirtschaftlichen Bedenken beziehungsweise mit Einwänden von Seiten der Umweltschützer herumschlagen. Solange die Arbeit heimlich vonstatten geht, muss die nicaraguanische Regierung weder einer Opposition noch irgendwelchen Aktivisten Rechenschaft über das Projekt ablegen.«
»Was bauen Specter und die Chinesen sonst noch gemeinsam?«
»Hafenanlagen zu beiden Seiten des Panamakanals und eine Brücke, die ihn überspannt und nächstes Jahr eröffnet werden soll.«
»Aber wozu diese Geheimniskrämerei?«, murmelte Sandecker, als er wieder Platz nahm. »Was haben sie davon?«
Gunn hob die Hände. »Solange wir nichts Näheres erfahren, tappen wir diesbezüglich im Dunkeln.«
»Wir können die Sache doch nicht einfach auf sich beruhen lassen.«
»Sollen wir CIA und Pentagon von unserem Verdacht verständigen?«, fragte Gunn.
Sandecker dachte einen Moment lang nach. »Nein«, sagte er dann. »Wir wenden uns direkt an den Sicherheitsberater des Präsidenten.«
»Einverstanden«, sagte Gunn. »Diese Sache könnte sich als sehr ernst erweisen.«
»Verdammt!«, stieß Sandecker unwirsch aus. »Wenn wir doch nur was von Pitt und Giordino hören würden. Dann hätten wir vielleicht eine Ahnung, was da unten vor sich geht.«
Da es hier nicht weiterging, blieb Pitt und Giordino nichts anderes übrig, als umzukehren und zurückzufahren. Der vierte Tunnel war allem Anschein nach menschenleer. Hier standen nicht einmal Geräte herum. Nur die stillstehenden Pumpen zu beiden Seiten deuteten darauf hin, dass er einem bestimmten Zweck diente. Aber Pitt hatte keine Ahnung, welchem.
Außerdem wunderte er sich, dass nirgendwo Blinklichter auftauchten, weit und breit keine Wachmannschaften zu sehen waren, die im dunklen Tunnel hinter ihnen herjagten. Nicht einmal Überwachungskameras waren an der Decke angebracht. Offenbar hatte man sie abmontiert, als der Tunnel fertig gestellt war.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
»Allmählich wird mir klar, warum es die Wachmänner nicht eilig haben, uns zu schnappen«, sagte Giordino ruhig.
»Weil wir nirgendwohin können«, versetzte Pitt. »Unser kleines Tunnelabenteuer ist zu Ende. Specters Wachmänner brauchen nur zu warten, bis wir uns vor lauter Hunger und Durst freiwillig ergeben, weil wir auf ein Henkersmahl hoffen, bevor sie uns hängen.«
»Die lassen uns vermutlich eher hier verrotten.«
»Da ist was dran.«
Pitt wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß ab, der ihm mit einem Mal von der Stirn in die Augen rann. »Ist dir aufgefallen, dass die Temperatur in diesem Tunnel viel höher ist als in den anderen?«
»Ich komme mir hier allmählich vor wie im Dampfbad«, sagte Giordino, dessen Gesicht vor Schweiß glänzte.
»Die Luft riecht nach Schwefel.«
»Apropos Hunger. Wie viele Müsliriegel hast du noch dabei?«
»Alle weg.«
Plötzlich kam beiden gleichzeitig derselbe Gedanke. Grinsend schauten sie einander an.
»Ein Lüftungsschacht.«
Giordino wurde sofort wieder ernst. »Vielleicht auch nicht. Ich habe in den äußeren Tunnelröhren keine Kontrollräume gesehen.«
»Die haben sie vermutlich dichtgemacht und die Geräte ausgebaut, genau wie die Bahngleise und die Beleuchtung. Sie werden nicht mehr gebraucht, weil die Bauarbeiten hier abgeschlossen sind und keine Schadstoffe mehr anfallen.«
»Ja, aber die Leitern waren in die Tunnelwand eingelassen. Ich wette mein nächstes Monatsgehalt, falls ich es noch erlebe, dass sie sich nicht die Mühe gemacht haben, sie abzubauen.«
»Das werden wir bald wissen«, sagte Pitt, als Giordino mit aufgeblendeten Scheinwerfern losfuhr.
Nachdem sie gut dreißig Kilometer zurückgelegt hatten, entdeckte Giordino eine Leiter, die an der Tunnelwand nach oben führte. Er hielt zehn Meter davor, damit die Scheinwerfer einen Großteil der Wand ausleuchteten. »Über der Leiter dort muss mal ein Kontrollraum gewesen sein«, sagte er und rieb sich die Stoppeln an Kinn und Wangen.
Pitt stieg aus dem Wagen und kletterte hinauf. Der Tunnel musste vor über einem Jahr fertig gestellt und anschließend geräumt worden sein, denn die Sprossen waren feucht und glitschig und teilweise bereits angerostet. Oben stieß er auf eine Art Gullideckel, mit dem der Zugang zum Lüftungsschacht verschlossen war. Er war von unten mit einem Riegel
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