Die Troja-Mission
kreisrunden, gut fünfzehn Meter durchmessenden Stollen pro Stunde fast fünfzig Meter weit durch das Gestein trieb. Dahinter, im Maschinenraum, befanden sich die Motoren, mit denen die Bohrer angetrieben wurden, die hydraulischen Anlagen, die den nötigen Druck erzeugten, die Pressen, die den Bohrkopf an das Felsgestein drückten, durch das er sich fräsen sollte.
Das riesige Gerät besaß einen Knickrahmen und wurde vom Maschinenführer, der unmittelbar hinter dem Bohrer saß, per Laser gesteuert. Der Abraum wurde zum hinteren Teil der TBM abtransportiert, wo er eine Steinbrechanlage passierte, die ihn zu feinem Sand zermahlte. Von dort aus lief er über ein Förderband zum anderen Ende des Tunnels und wurde ins Meer gepumpt.
Der Zug hielt bei einem Gerätepark, der sich etwa zweihundert Meter hinter der Tunnelbohrmaschine befand. Eine Reihe großer Frachtaufzüge führte durch die Tunneldecke nach oben. Eine Gruppe Frauen in weißen Overalls kam aus einem der Fahrstühle und ging auf einen Bus zu. Pitt begab sich unauffällig in ihre Nähe und hörte, wie eine Frau sagte, die Inspektion müsse in acht Stunden abgeschlossen sein, damit sie ihren Bericht an die Firmenzentrale oben schicken könnten.
Pitt begriff überhaupt nichts. Zentrale? Oben? Wo?
Niemand schien Notiz von ihm zu nehmen, als er mit dem Pick-up auf eine Laderampe und von dort aus auf die Betonpiste fuhr. Hinter drei anderen Elektrolastern hielt er an.
Giordino blickte sich in dem Tunnelabschnitt um, in dem mindestens dreißig Arbeiter mit allerlei Geräten beschäftigt waren. »Das war zu einfach.«
»Noch sind wir nicht daheim«, sagte Pitt. »Wir müssen erst noch einen Weg nach draußen finden.«
»Wir könnten doch jederzeit durch einen anderen Lüftungsschacht nach oben klettern.«
»Nicht, wenn wir unter dem Nicaragua-See sind.«
»Wie wär’s mit dem, durch den wir reingekommen sind?«
»Meiner Meinung nach sollten wir das lieber sein lassen.«
Giordino betrachtete die große Tunnelbohrmaschine. »Okay, du Schlauberger, was hast du jetzt vor?«
»Aus diesem Tunnel gibt es keinen Ausweg, weil er noch nicht fertig ist. Wir könnten allenfalls versuchen, ob wir über einen Lüftungsschacht in einem der drei anderen Tunnel auf der Pazifikseite rauskommen, und uns dann davonschleichen.«
»Und wenn das nicht hinhaut?«
»Dann muss ich mir was anderes einfallen lassen.«
Giordino deutete zu der Laderampe, wo Wachmänner die Ausweise der Arbeiter überprüften. »Wird höchste Zeit, dass wir uns verziehen.«
Pitt hielt den Ausweis hoch, der an der Brusttasche seines Overalls hing, und las ihn grinsend. »Ich stecke in der Klemme. Der Typ ist eins siebenundfünfzig. Ich bin über eins neunzig.«
»Und was ist mit mir«, versetzte Giordino mit einem verschmitzten Lächeln. »Woher soll ich lange Haare und ein Paar Möpse nehmen?«
Pitt öffnete die Tür auf der anderen Seite einen Spalt breit, blickte den Tunnel entlang und stellte fest, dass weit und breit niemand war. »Hier raus.«
Giordino rutschte über die Sitzbank und folgte Pitt. Geduckt rückten sie zur Laderampe vor und rannten dann durch die offene Tür eines Lagerhauses. Sie schlichen um zahlreiche Kisten, die Ersatzteile für die diversen Geräte und die Bohrmaschine enthielten, bis sie auf einen Weg stießen, der hinter dem Lagerhaus zu den Bahngleisen führte. Bei einer Reihe transportabler Toilettenhäuschen hielten sie inne und erkundeten kurz die Lage.
»Ein fahrbarer Untersatz wäre nicht schlecht«, sagte Giordino, die Nase rümpfend.
»Du musst dir nur einen wünschen«, erwiderte Pitt mit einem breiten Grinsen.
Ohne auf Giordino zu warten, stand er auf und ging seelenruhig zu einem der Fahrzeuge, das die Wachmänner unbeaufsichtigt hatten stehen lassen. Er setzte sich ans Steuer, ließ den Elektromotor an und beschleunigte bereits, als Giordino die Tür auf der anderen Seite aufriss und hereinsprang. Nahezu lautlos setzte sich der mit Batterie betriebene Wagen in Bewegung.
Das Glück blieb ihnen treu. Die Wachmänner waren so damit beschäftigt, die Ausweise der Arbeiter zu überprüfen, dass sie nicht bemerkten, wie ihr Streifenwagen gestohlen wurde. Und die Rufe der Bergleute, die sie darauf aufmerksam machen wollten, hörten sie im Getöse der Tunnelbohrmaschine nicht.
Giordino griff ans Armaturenbrett und schaltete die Blinklichter auf dem Dach ein, damit es so aussah, als wären sie im Einsatz. Sobald sie auf den ersten Querstollen stießen, bog
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