Die Troja-Mission
nicht gerostet.«
»Nageln Sie mich nicht darauf fest, aber meiner Meinung nach ist das Bronze.«
»Diese Form stammt bestimmt nicht von einem eingeborenen Handwerker«, fügte Summer hinzu. »Das Gefäß ist zwar stark verkrustet, aber trotzdem sieht es fast so aus, als ob es mit Figuren verziert wäre.«
Barnum musterte es. »Sie haben mehr Fantasie als ich. Vielleicht findet ein Archäologe des Rätsels Lösung, wenn wir wieder im Hafen liegen. Falls er keinen Anfall kriegt, weil Sie es vom Fundort entfernt haben.«
»So lange müssen Sie nicht warten«, sagte Dirk. »Warum lassen Sie es nicht fotografieren und senden die Bilder an Hiram Yeager in der Computerabteilung der NUMA in Washington?
Er sollte doch herausfinden können, wann und wo es hergestellt wurde. Möglicherweise ist es von einem Schiff gefallen, oder es stammt von einem Wrack.«
»Die
Vandalia
liegt in der Nähe«, warf Summer ein.
»Vermutlich kommt es daher«, sagte Barnum.
»Aber wie ist es in eine hundert Meter entfernte Höhle gelangt?«, fragte Summer versonnen.
»Durch Zauberhand, meine Holde«, murmelte ihr Bruder und lächelte verschmitzt. »Durch die Zauberkräfte der Voodoo-Insel.«
Das Meer war bereits in tiefe Dunkelheit getaucht, als Barnum sich verabschiedete.
»Wie sieht’s mit dem Wetter aus?«, fragte Pitt, als er in die Luftschleuse stieg.
»In den nächsten Tagen soll es ziemlich ruhig bleiben«, erwiderte Barnum. »Aber bei den Azoren braut sich ein Hurrikan zusammen. Der Schiffsmeteorologe behält ihn im Auge. Wenn es so aussieht, als ob er in diese Richtung zieht, evakuieren wir euch und gehen ihm mit Volldampf aus dem Weg.«
»Hoffentlich zieht er vorbei«, sagte Summer.
Barnum legte das Gefäß in ein Tragnetz und nahm den Behälter mit den Wasserproben, die Summer eingesammelt hatte, ehe er sich aus der Luftschleuse nach draußen fallen ließ. Dirk schaltete die Außenbeleuchtung ein, in deren Schein ein Schwarm leuchtend grüner Papageifische seine Kreise zog, ohne die Menschen zu beachten, die in ihrer Mitte hausten.
Barnum nahm einen tiefen Zug aus der Pressluftflasche, legte sie aber nicht an. Dann richtete er die Unterwasserlampe nach oben, zum fünfzehn Meter weit entfernten Meeresspiegel, atmete langsam aus und stieg mit ein paar Flossenschlägen empor. Sein kleines Schlauchboot mit dem starren Aluminiumkiel lag schaukelnd in der Dünung. Er schwamm hin, stieg hinein und holte den Anker ein, den er sicherheitshalber ein Stück vom Habitat entfernt ausgeworfen hatte. Dann drehte er den Zündschlüssel, ließ die beiden 150 PS starken Mercury-Außenbordmotoren an und preschte quer über das Wasser zu seinem Schiff, dessen Aufbauten im Schein der Strahler und rot-grünen Positionslichter weithin leuchteten.
Für gewöhnlich waren Hochseeschiffe über der Wasserlinie weiß und mit roten, schwarzen oder blauen Längs- und Querstreifen bemalt. Manche Frachter waren auch orangefarben. Nicht aber die
Sea Sprite.
Wie alle Schiffe der NUMA war sie vom Vorschiff bis zum Heck in hellem Türkis gestrichen. Admiral Sandecker, der umtriebige Direktor der Behörde, hatte diesen Farbton eigens ausgesucht, damit man die Schiffe seiner Flotte sofort erkannte, sei es im Hafen oder auf hoher See.
Die
Sea Sprite
war ein großes Schiff – dreiundneunzig Meter lang, zwanzig Meter breit und mit modernster Technik ausgestattet. Ursprünglich war sie als Hochseeschlepper und Eisbrecher im Nordpolarmeer eingesetzt worden, wo sie zehn Jahre lang grimmigen Winterstürmen getrotzt und in Seenot geratene Schiffe aus dem Packeis befreit oder vor Eisbergen gerettet hatte. Sie konnte durch bis zu zwei Meter dicke Eisschollen pflügen und auch bei rauer See noch einen Flugzeugträger ins Schlepptau nehmen, ohne selbst ins Schlingern zu geraten.
Obwohl sie noch in bestem Zustand gewesen war, als Sandecker sie für die NUMA erstanden hatte, ließ er sie von Grund auf renovieren und zu einem vielseitig verwendbaren Forschungs- und Versorgungsschiff für Tiefseeprojekte umbauen. Und er hatte nirgendwo gegeizt. Die gesamte Elektronik, von der automatischen Steuerung über die Bordcomputer bis zu den Fernmeldeeinrichtungen, war von Ingenieuren der NUMA entworfen worden. Darüber hinaus verfügte sie über erstklassige Labors und Arbeitsräume, die nahezu vibrationsfrei waren. Mit ihrem Computer-Netzwerk konnten Daten erfasst, verarbeitet und zur sofortigen Untersuchung an die NUMA-Labors in Washington übermittelt werden.
Die
Sea
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