Die Troja-Mission
ganzen Komplex von einer großen, runden Konsole aus, die sich auf einem Podium in der Mitte des Raumes befand. Neben den Monitoren, die dort standen, ragte eine durchsichtige Röhre auf, die etwas so groß wie ein Schrank war.
Yeager, ein alter Hippie, der sich nie recht zu Nadelstreifenanzügen hatte durchringen können, trug nach wie vor Levis-Jeans mit einer dazu passenden Jacke und alte, abgewetzte Cowboystiefel. Seine ergrauenden Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden, und auf seiner Nase saß eine runde Großmutterbrille, durch die er seine geliebten Monitore musterte. Das Leben, das er führte, entsprach allerdings ganz und gar nicht seinem äußeren Erscheinungsbild.
Yeager hatte eine bezaubernde Frau, die eine anerkannte Künstlerin war. Sie lebten auf einer Farm in Sharpsburg, Maryland, wo sie Pferde züchteten. Ihre beiden Töchter besuchten eine Privatschule und wollten nach dem Abschluss auf ein College ihrer Wahl gehen. Yeager fuhr mit einem teuren BMW V12 zur Arbeit in der NUMA-Zentrale, während seine Frau einen Cadillac Esplanade bevorzugte, wenn sie die Mädchen zur Schule oder zu Partys brachte.
Gespannt nahm Yeager das Gefäß, das ihm Kapitän Barnum von der
Sea Sprite
per Luftfracht geschickt hatte, aus der Transportkiste und stellte es in die Röhre, die ein paar Schritte von seinem ledernen Drehstuhl entfernt war. Dann gab er einen Kode in sein Keyboard ein. Kurz darauf erschien in der Röhre die dreidimensionale Gestalt einer attraktiven Frau, die eine geblümte Bluse mit einem dazu passenden Rock trug. Die ätherische Schöne war Yeagers ureigenes Geschöpf, ein nach dem Vorbild seiner Frau gestaltetes Computerwesen, das sprechen konnte, einen scharfen Verstand besaß und gelegentlich sehr eigensinnig war.
»Hallo, Max«, begrüßte sie Yeager. »Bereit für eine kleine Recherche?«
»Stets zu deinen Diensten«, erwiderte Max mit rauchiger Stimme.
»Siehst du das Objekt, das ich zu deinen Füßen abgestellt habe?«
»Aber ja.«
»Ich möchte, dass du feststellst, was es ist und aus welcher Zeit und Kultur es ungefähr stammt.«
»Beschäftigen wir uns neuerdings mit Archäologie?«
Yeager nickte. »Dieses Objekt wurde von einer Biologin der NUMA in einer Korallenhöhle der Navidad Bank gefunden.«
»Die hätten es ein bisschen besser putzen können«, stellte Max trocken fest, während sie auf das verkrustete Gefäß blickte.
»Es musste schnell gehen.«
»Das sieht man.«
»Ziehe deine Kreise durch die Dateien der archäologischen Forschungsinstitute, bis du auf etwas Passendes stößt.«
Sie blickte ihn verschmitzt an. »Bist du dir darüber im Klaren, dass du mich zu einer Straftat anstiftest?«
»Wenn man zu historischen Recherchen in fremde Dateien eindringt, ist das keine Straftat.«
»Ich bin stets aufs Neue beeindruckt, wie du deine Schandtaten rechtfertigst.«
»Ich mache das aus reiner Nächstenliebe.«
Max verdrehte die Augen. »Verschone mich damit.«
Yeager tippte mit dem Zeigefinger auf eine Taste, worauf Max langsam verschwand, als löse sie sich in Luft auf, während das Gefäß in einen Behälter unter dem Fuß der Röhre sank.
In diesem Augenblick klingelte das blaue Telefon, das inmitten einer Reihe anderer bunter Apparate stand. Yeager klemmte sich den Hörer ans Ohr, während er an seinem Keyboard weitertippte. »Ja, Admiral.«
»Hiram«, meldete sich Admiral James Sandecker, »ich brauche die Akte über das schwimmende Monstrum, das vor Cabo San Rafael in der Dominikanischen Republik vertäut ist.«
»Ich bringe sie sofort in Ihr Büro.«
Der einundsechzig Jahre alte James Sandecker machte gerade Liegestütze, als Yeager von der Sekretärin des Admirals in dessen Büro geleitet wurde. Er war klein, nur knapp über einen Meter fünfundfünfzig, hatte dichte rote Haare und einen ebenso roten Spitzbart. Er blickte mit seinen forschen blauen Augen zu Yeager auf. Sandecker war ein Gesundheitsfanatiker, der jeden Morgen joggte, jeden Nachmittag im Fitnessstudio der NUMA trainierte und sich nur von vegetarischer Kost ernährte. Das einzige Laster, dem er frönte, war seine Schwäche für riesige, von Hand gerollte Zigarren, die eigens in seinem Auftrag gefertigt wurden. Zwar hielten ihn die meisten Präsidenten, unter denen er in seiner langen Dienstzeit als Direktor der NUMA tätig gewesen war, für zu eigenbrötlerisch, aber aufgrund der eindrucksvollen Leistungen, die er vorweisen konnte, und seiner Beliebtheit beim Kongress war er praktisch
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