Die Troja-Mission
unkündbar.
Er sprang mit einem Satz auf und winkte Yeager zu einem Sessel vor seinem Schreibtisch, der einst in der Kapitänskajüte des französischen Luxusliners
Normandie
gestanden hatte, bevor dieser 1942 im Hafen von New York ausgebrannt war.
Kurz darauf stieß Rudi Gunn zu ihnen, Sandeckers Stellvertreter. Gunn, der nur knapp zwei Zentimeter größer als der Admiral war und eine dicke Hornbrille trug, war ein hochintelligenter Mann und ehemaliger Commander der U.S. Navy, der einst unter Sandecker gedient hatte. Er war bei der NUMA hauptsächlich für die Aufsicht über die zahlreichen Meeresforschungsprojekte rund um die Welt zuständig. Er nickte Hiram zu und nahm in dem Sessel neben ihm Platz.
Yeager stand kurz auf und legte dem Admiral einen dicken Aktenordner vor. »Da ist alles drin, was wir über das
Ocean Wanderer
vorliegen haben.«
Sandecker schlug den Ordner auf und betrachtete die Pläne des Luxushotels, das von seinen Bauherren als schwimmende Freizeitanlage konzipiert worden war. Es war praktisch autark, verfügte über alle nötigen Versorgungseinrichtungen und konnte jederzeit zu allen möglichen exotischen Orten auf der ganzen Welt geschleppt werde, wo man es für einen Monat vertäute, bis es zum nächsten malerischen Flecken Erde gebracht wurde. Nachdem er gut eine Minute lang die technischen Daten gemustert hatte, blickte er mit grimmiger Miene zu Yeager auf. »Das Ding fordert geradezu eine Katastrophe heraus.«
»Ganz meine Meinung«, sagte Gunn. »Unsere Ingenieure haben die tragenden Teile des Gebäudes sorgfältig überprüft und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Statik einem heftigen Sturm nicht standhält.«
»Worauf bezieht sich diese Schlussfolgerung?«, fragte Yeager treuherzig.
Gunn stand auf, beugte sich über den Schreibtisch und rollte die Planzeichnungen der Ankertrossen auf, mit denen das Hotel an in den Meeresboden versenkten Dalben vertäut wurde. Er deutete mit einem Bleistift auf die wuchtigen Halterungen unterhalb der unteren Stockwerke des Hotels, an denen die Trossen festgemacht waren. »Bei einem starken Hurrikan könnte es aus der Vertäuung gerissen werden.«
»Den Angaben zufolge soll es aber Winden mit einer Geschwindigkeit von bis zu zweihundertfünfzig Kilometer pro Stunde standhalten können«, wandte Yeager ein.
»Wegen dem Wind mache ich mir keine Sorgen«, sagte Sandecker. »Aber das Hotel steht nicht auf festem Untergrund. Es ist draußen vor der Küste vertäut, wo es den Wellen ausgesetzt ist, die sich hoch auftürmen könnten, wenn sie auf den flachen Küstensaum zurollen. Die könnten es in Stücke schlagen, mitsamt den Gästen und dem Personal.«
»Haben das die Architekten etwa nicht bedacht?«, fragte Yeager.
Sandecker warf ihm einen finsteren Blick zu. »Wir haben eigens darauf hingewiesen, aber der Besitzer des Tourismusunternehmens, dem es gehört, wollte nichts davon wissen.«
»Er gab sich damit zufrieden, dass ein internationales Team aus Schiffsbautechnikern und Architekten erklärte, es sei sicher«, fügte Gunn hinzu. »Und da es sich um ein ausländisches Unternehmen handelt, das nicht den Gesetzen und Verordnungen der Vereinigten Staaten unterliegt, waren uns trotz der unserer Meinung nach gravierenden Konstruktionsmängel die Hände gebunden.«
Sandecker legte die Liste mit den technischen Daten wieder in den Ordner und schloss ihn. »Wollen wir hoffen, dass der Hurrikan, der sich westlich von Afrika zusammenbraut, entweder an dem Hotel vorbeizieht – oder dass es kein Fünfer wird. Denn die entwickeln eine Windgeschwindigkeit von mehr als zweihundertfünfzig Stundenkilometern.«
»Ich habe Kapitän Barnum bereits verständigt«, sagte Gunn.
»Sein Schiff ist nicht weit vom
Ocean Wanderer
entfernt. Es ist zurzeit im Versorgungseinsatz für die Untersuchungen an den Korallenriffen, die von
Pisces
aus durchgeführt werden. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass er auf die Hurrikanwarnungen achten soll.«
»Unser Center auf Key West beobachtet derzeit einen, der sich frisch zusammenbraut«, sagte Yeager.
»Halten Sie mich ebenfalls auf dem Laufenden«, sagte Sandecker. »Eine doppelte Katastrophe hätte uns gerade noch gefehlt.«
Ein grünes Lämpchen blinkte an der Konsole, als Yeager in den Computerraum zurückkehrte. Er setzte sich und gab den Kode ein, worauf prompt Max erschien, zu deren Füßen das Gefäß auftauchte.
»Hast du das Fundstück von
Pisces
untersucht?«, fragte er, als sie in voller Größe vor ihm
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