Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
hineingesteigert hatte.
    Beinahe unmerklich spannten sich die beiden Krieger an und beäugten einander abschätzend, jederzeit bereit, auf einen Angriff des anderen zu reagieren. Doch bevor einer handeln konnte, flog die Tür auf, und Hernád betrat den Hof. Sofort ließ Ezro von ihr ab und ging zu seinem Herrn, was Flores die Augen verdrehen ließ. Im Geiste verglich sie den Szarken gern mit einem Vrasya, einem großen, kurzfelligen Jagdhund, welche die Masriden liebten und züchteten – auch wenn sie den edlen Tieren damit vermutlich Unrecht tat.
    Der Händler hatte seit ihrer letzten Begegnung eher noch an Umfang gewonnen. Über einem prächtigen, grausilbernen Gewand mit feinen Stickereien trug er einen dunklen, weichen Mantel mit einem breiten, ebenfalls dunklen Pelzbesatz am Kragen. Auf das Haupt hatte er eine runde Mütze aus dunkelbraunem Pelz gesetzt, wie sie bei einigen Masriden und Szarken zum Schutz gegen die Kälte sehr beliebt war.
    Ohne Umschweife begann er damit, seine Bediensteten herumzuscheuchen und die Kutsche zu inspizieren. Mit seiner näselnden Stimme wies er auf die Fehler hin, die seiner Meinung nach bei der Reinigung der Polster gemacht worden waren. Mit dem nächsten Atemzug schalt er den Jungen einen Dummkopf, der nicht einmal zum Putzen tauge, woraufhin dieser mit hochrotem Kopf auf den Boden starrte. Immer weiter steigerte sich Hernád in seine Beschimpfungen hinein, und Flores sah, dass der Junge kurz davor war, in Tränen auszubrechen.
    Bevor die Tirade des Masriden weitergehen konnte, trat sie an ihn heran und neigte den Kopf: »Seid gegrüßt, Herr! Wie Ihr es wünscht, bin ich bereit, Euch zu begleiten.«
    »Was?«, fragte der Händler abgelenkt, fing sich aber schnell. »Oh ja. Du trägst keinen Wappenrock?«
    »Wir wollten gerade …«, begann Ezro, doch Hernád ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Ich sagte doch, dass ich alle Bewaffneten in diesen Röcken sehen will, Ezro!«
    Jeden Protest seines Untergebenen abschneidend, wies der Masride auf sein Haus: »Los jetzt, geh und hol der Söldnerin einen Waffenrock!«
    Ohne auf den Krieger zu achten, rief Hernád nun nach seinem Leibdiener Kóvasz, einem älteren Masriden, der allerlei Pflichten in Hernáds Haushalt innehatte.
    Den Jungen hatte der Händler anscheinend vergessen, weshalb dieser sich still und leise aus dem Staub machte. Bevor er in den Stall huschte, warf er Flores noch einen dankbaren Blick zu, den sie mit einem Zwinkern und einem Lächeln quittierte. Doch dann fiel ihr Blick auf Ezro, der an der Eingangstür Halt gemacht hatte und ihr nun einen flammenden Blick zuwarf. Mit einem breiten Grinsen provozierte die Wlachakin den Krieger noch mehr und formte dann die Lippen zu einem lautlosen Bellen. Das Gesicht vor Wut verzogen, verschwand der Szarke in dem Herrenhaus, und Flores spazierte fröhlich zur Kutsche.
    Ihr Streit mit Ezro hatte ihren Ärger über Sten und Natiole vertrieben. Geduldig schritt sie hinter Hernád her, der um die Kutsche herumging und jede Einzelheit unter die Lupe nahm. Offenbar war dem Händler ein makelloses Auftreten sehr wichtig, kein Wunder, wenn er eine Audienz bei dem Herrn von Teremi hatte.
    Nach kurzer Zeit kehrte Ezro mit einem grauen Waffenrock wieder, den er Flores zuwarf, die ihn sogleich überstreifte und mit ihrem Schwertgurt um die Hüften band.
    »Du solltest deine Zunge hüten, Weib!«, zischte ihr der Szarke zu, als sein Herr auf der anderen Seite der Kutsche stand und mit den Knechten sprach.
    »Warum?«, erwiderte die Wlachakin unschuldig.
    »Weil dir sonst jemand mal eine Abreibung verpassen könnte!«
    »Wer?«, fragte Flores mit gespieltem Erstaunen. »Redest du etwa von dir selbst?« Als der Krieger grimmig nickte, lachte Flores auf und sagte gehässig: »Wenn du ein so guter Krieger wärest, dann würde dein Herr wohl kaum das Silber für mich ausgeben, oder?«
    Wütend entgegnete der Szarke: »Für dich wird es reichen, Weib.«
    Mit einem Schritt war Flores an ihm heran und flüsterte kalt: »Spar dir das ›Weib‹, solange du mich weder mit Worten noch mit Taten besiegen kannst, Ezro. Und der Tag, an dem du auch nur davon träumen kannst, gegen mich zu gewinnen, wird der Tag sein, an dem ich mein Schwert über den Kamin hänge!«
    Bevor die Situation weiter eskalieren konnte, kam Hernád um die große Kutsche herum und rief: »Wir brechen auf! Ezro, du sitzt mit Kóvasz hinten auf, Flores begleitet mich in der Kutsche. Der Rest marschiert hinterher. Na los, hopp,

Weitere Kostenlose Bücher