Die Trolle
Krieg wie die Trolle, wie die Zwerge, nicht einmal wie Zorpad, dem jedes Mittel recht ist, um zu siegen. Wir sind anders, beruhigte sich Sten in Gedanken und schloss sich Natiole an, der langsam die Straße hinunterging. Schon immer war der schlaksige Wlachake Stens Anker und sein Fels in der Brandung gewesen. Auch jetzt wieder hatten seine Worte ihn aus den dunklen Tiefen seiner Bedenken gerissen und ihm neue Hoffnung und neuen Mut eingeflößt.
»In Zukunft sollten wir wohl ein wenig vorsichtiger sein, sonst hängst du bald wieder in einem Käfig im Wald und triffst neue seltsame Wesen«, meinte Natiole mit einem angedeuteten Nicken in Richtung zweier Soldaten Zorpads, welche die Straße entlanggeschlendert kamen. Mit einer gemurmelten Zustimmung wandte Sten sich ab und folgte seinem Freund Richtung Hafen, wobei er die Kapuze tiefer ins Gesicht zog.
»Sag mal, wieso bist du eigentlich noch hier? Was ist mit der Warnung für Ionna?«, erkundigte sich Sten plötzlich, als er seine Gedanken wieder einigermaßen geordnet und im Griff hatte.
»Keine Sorge«, erwiderte Natiole mit einem Grinsen. »Ich habe das nicht vergessen. Ich habe Octeiu getroffen, sobald ich hierher gekommen bin, und er hat einen Boten gesandt. Es ist alles geregelt.«
Erleichtert lächelte Sten und schlug seinem Freund auf die Schulter. »Na dann, bleibt nur noch die Befreiung der Geiseln, die Absetzung Zorpads und die Vertreibung der Masriden aus Wlachkis! Können wir das bis zum Abendessen erledigen?«
Grinsend hob Natiole die Schultern, als Sten ihn Hilfe suchend anschaute. In dem dämmrigen Licht der Halle konnte Sten seinen Freund kaum erkennen, denn auch wenn es außerhalb der dicken Mauern noch früh am Abend war, fiel kein Strahl der Sonne in das Lagerhaus, und nur eine kleine, einfache Laterne spendete ein wenig Licht.
»Warum sind wir überhaupt hierher gekommen?«, wiederholte Pard wütend seine Frage.
»Um Informationen zu bekommen. Nur …«, begann Sten, wurde aber von Pard unterbrochen.
»Ja! Doch leider sitzen wir nur rum, während du irgendwas machst und uns Geschichten auftischst!«
»Ich tische euch keine Geschichten auf«, erwiderte Sten entrüstet. »Ich berichte euch, was ich in Erfahrung gebracht habe. Immerhin bin ich in den verfluchten Tempel geschlichen und habe dort Hinweise gefunden!«
»Toll«, bellte Pard zornig, doch Druan legte dem massigen Troll eine Hand auf die Schulter.
»Wir haben darüber geredet, Pard. Es geht nicht anders. Wir alle würden gern mehr tun, aber jetzt müssen wir erst einmal auf Sten vertrauen«, erklärte der Troll ruhig, und die anderen riesigen Kreaturen nickten zustimmend.
»Ja, ja, lasst uns ruhig noch mehr reden!«, zischte Pard verächtlich. »Reden, reden, reden! Wir sind hier, um unser Volk zu retten!«
»Ich habe doch Ergebnisse«, warf Sten ein. »Das Gespräch, das ich belauscht habe …«
»Noch mehr Gerede! Ich sage, wir schnappen uns einen von diesen widerlichen Sonnenmagiern, und dann hören wir, was der zu sagen hat, wenn ich ihm seine Arme ausreiße! So macht Reden viel mehr Spaß!«, schlug Pard mit einem dämonischen Grinsen vor.
»Nein!«, sagte Sten. »Ich werde herausfinden, von welchem Kloster sie sprachen. Dort werden wir mehr erfahren!«
Erst schien es, als wolle Pard noch etwas dazu sagen, doch dann ließ der Troll den Blick zu den anderen Trollen wandern, die wohl auf Stens Seite waren, und er schüttelte den Kopf: »Wie die Menschen. Wenn mir das einer erzählt hätte, bevor wir hierher gekommen sind. Gelacht hätte ich!«
»Es ist zu gefährlich, Pard. Was willst du erreichen? Wenn die Soldaten kommen, dann müssen wir fliehen oder sterben. Hier können wir uns nirgends verbergen, und es sind zu viele«, erläuterte Anda.
»Aber wenn wir an diesem Kloster sind, dann lassen wir uns nicht von dem da abspeisen, dann machen wir es auf Troll-Art«, stellte Pard mit einer Geste zu Sten fest, der entnervt die Augen verdrehte.
»Ich speise niemanden ab. Ich versuche euch zu helfen. Geht das nicht in deinen dicken Schädel rein?«
Mit zwei großen Schritten stand Pard vor Sten und beugte sich zu dem Menschen hinab, den er um mehr als einen Schritt überragte: »Pass bloß auf, Kleiner!«
»Schon gut, schon gut, es tut mir Leid«, entschuldigte sich Sten, wobei er vor dem Koloss zurückwich. »Vertrau mir doch. Habe ich euch bislang nicht stets geholfen?«
»Den Halb-Zwerg hast du weglaufen lassen«, erwiderte Pard mit grimmiger Befriedigung darüber,
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