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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Geiseln in seiner Feste sicher sind.«
    »Ich lasse sie nicht zurück!«, entfuhr es Sten wütend, und er sah in die Runde. Linorel hielt seinem flammenden Blick stand, aber der Rest starrte auf den Boden oder auf die Wände.
    »Es muss einen Weg geben. Es muss!«
    »Vielleicht … vielleicht gibt es einen«, warf Octeiu zögerlich ein, woraufhin alle den dunkelhaarigen Mann ansahen, der nervös schluckte.
    »Was?«, fragte Linorel überrascht nach.
    »Ich kenne jemanden. Eine Magd aus der Feste.«
    »Und? Was soll uns eine Magd helfen? Unsere Kleider waschen?«, erkundigte sich Linorel mit ätzendem Spott.
    »Nein. Aber vielleicht kann sie uns eine Tür öffnen. Wir wissen, wo die Geiseln untergebracht sind, oder nicht?«, fragte Octeiu, und als Sten nickte, fuhr er fort: »Wir müssten nur schnell hineinhuschen, die Wachen ausschalten und wieder hinausgelangen.«
    »Das ist Wahnsinn!«, stellte Linorel fest. »Selbst zu später Stunde gibt es Soldaten auf den Zinnen. Wenn nur ein einziger von ihnen Alarm gibt, sitzen wir in der Falle!«
    »Dann darf eben keiner Alarm geben«, erwiderte Sten grimmig. »Aber du hast Recht, es ist sehr gefährlich. Deswegen werde ich es allein versuchen. Wenn es schief geht …«
    Lachend fiel ihm Natiole ins Wort: »Wohl kaum, Sten, wohl kaum. Ich kämpfe schon viel länger als du, und wenn hier einer das Recht hat, sein Leben sinnlos zu vergeuden, dann ja wohl ich!«
    »Ich meine es ernst«, erklärte Sten mit entschlossener Miene.
    »Und ich auch!«
    Die beiden Freunde funkelten sich einen Augenblick lang an, in dem keiner bereit war nachzugeben.
    »Meine Güte«, seufzte Linorel. »Als ob man euch beide allein irgendwo hingehen lassen könnte. Wenn wir uns auf dieses selbstmörderische Unterfangen einlassen, dann gemeinsam. Oder möchte jemand aussteigen? Der sollte besser jetzt gehen.«
    Niemand schien gewillt zu sein, die kleine Runde im Stich zu lassen, und Linorel nickte lächelnd.
    »Ein ganzer Haufen Verrückter. Damit rechnet Zorpad bestimmt nicht!«
    »Erst einmal müsste Octeiu feststellen, ob es eine Möglichkeit gibt, in die Feste zu gelangen. Wenn nicht, dann ist diese Debatte müßig«, erwähnte Costin mit einem Schulterzucken.
    »Richtig. Und wir haben nicht viel Zeit. Es müsste bald geschehen, heute Nacht noch«, stellte Sten fest. »Und danach sollten wir aus der Stadt verschwinden. Zorpad wird toben, wenn wir ihm die Geiseln unter der Nase wegschnappen!«
    Allgemeines Gelächter folgte auf diese Äußerung, auch wenn es für sie alle bedeutete, ihr Leben aufs Spiel zu setzen und sodann ins Mardew zu fliehen.
    »Sollte es Krieg geben, wird kein Wlachake mehr sicher sein. Und Ionna wird jedes Schwert benötigen, das sie bekommen kann«, erklärte Natiole bestimmt.
    »Dann ist es abgemacht«, stellte Sten fest. »Octeiu wird sehen, ob seine Freundin uns helfen kann. Wenn nicht, finde ich einen anderen Weg!«
    »Treffen wir uns hier wieder? Werdet ihr warten?«, erkundigte sich Octeiu und wischte sich einen Tropfen Schweiß von der Stirn.
    »Nein, zu gefährlich. Benachrichtige Linorel, sie wird uns wieder zusammenführen. Je weniger wir über die jeweils anderen wissen, desto besser«, befahl Sten, und alle nickten.
    »Aber es wird ganz schnell gehen«, warf Octeiu ein. »Ich bin bald wieder hier.«
    »Nein, wir haben alle noch Vorbereitungen zu treffen. Also machen wir es so, wie Sten gesagt hat«, sagte Linorel mit Nachdruck, und ihr Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass sie keinen weiteren Widerspruch dulden würde.
    »Gut, gut«, meinte Octeiu und schickte sich an zu gehen. Danach löste die kleine Gruppe sich auf, und Sten verabschiedete sich: »Sichere Wege.«
    Als er mit Natiole zurück zum Hafen schritt, stellte er fest, dass der Himmel sich in der kurzen Zeit verfinstert hatte. Dichte, dunkle Wolkenbahnen hingen tief, und die Luft, die vor kurzer Zeit noch frisch gewesen war, lastete nun schwül und schwer auf der Stadt. Die tief stehende Sonne warf ein rotes Licht auf die düsteren Wolken, die wie blutige Mahnmale am Firmament hingen. Bald schon würde die Sonne vollkommen verschwunden sein und der warme und helle Tag einer finsteren Nacht weichen. Dann ist Trollzeit, überlegte der Krieger, aber dies ist kein Trollort. Wird unsere Hoffnung ebenso verschwinden wie das Licht der Sonne?

 
33
    Der Tag verging schleppend langsam, während ein Besuch auf den nächsten folgte. Manches Mal begleiteten die Wachen Hernád in die Gebäude, dann wieder blieben

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