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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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rollen. In die Überlegung versunken, dass Bracaz, der Sitz von Marczeg Laszlár, vielleicht tatsächlich wieder eine Reise wert sei, bemerkte sie zunächst nicht, dass unter den versammelten Personen Aufregung entstanden war. Erst als jemand empört fluchte, wandte sie sich um und sah, dass ein Dutzend Soldaten aus der Feste den Saal betreten hatten und die Anwesenden freundlich, aber äußerst nachdrücklich hinausbegleiteten. Manche protestierten, doch Zorpads Soldaten blieben eisern. Angeführt wurden sie von Sciloi Kaszón, der Szarkin, die in der Stadt besonders gefürchtet war, denn es hieß, dass ihre Augen und Ohren überall seien.
    Offenbar hatte noch niemand Flores bemerkt, die etwas abseits stand, also trat die Wlachakin einen Schritt zur Seite und glitt hinter eine der dicken Säulen, welche die hohe Decke des Saales stützten. Noch mit dem Weinpokal in der Hand überlegte sie, was hier vor sich ging, konnte sich aber keinen Reim auf die Geschehnisse machen.
    Doch es war zweifelsohne zu spät, um noch auf sich aufmerksam zu machen, denn sie befürchtete, man würde es ihr übel nehmen, dass sie sich versteckt hatte. Also presste sich die Wlachakin an die Säule und wartete ab, in der Hoffnung, dass sich später eine Gelegenheit ergeben werde, den Saal unbemerkt zu verlassen.
    Kurz nachdem die Halle geräumt worden war, öffnete sich die große Tür wieder, und Flores konnte Schritte hören. Zunächst blieb sie in ihrem Versteck, doch dann siegte die Neugier, und sie warf einen verstohlenen Blick um die Säule. Zwei Personen gingen schnell auf die kleinere Tür zu Zorpads Audienzzimmer zu, die Szarkin Sciloi und ein Mann, der dieser folgte. Sein längeres dunkles Haar wies ihn als Wlachaken aus; dann sah er sich nervös um, und auch wenn Flores sofort zurückzuckte, erhaschte sie doch einen kurzen Blick auf sein bleiches Gesicht, das ihr bekannt vorkam.
    Mit der Befürchtung, dass man sie entdeckt habe, hielt sie den Atem an, doch die Schritte gingen gleichmäßig weiter, bis sie das Ende des Saales erreichten, wo die Tür geöffnet wurde. Diesmal wagte es Flores nicht, hinter ihrer Säule hervorzuspähen, aber sie konnte eine unwirsche, tiefe Stimme hören, der eine Frau antwortete. Zorpad?, fragte sich die Wlachakin und riskierte nun doch einen Blick.
    Tatsächlich trat der Herr der Feste aus dem Raum und gesellte sich zu den beiden Besuchern. Von Hernád war keine Spur zu sehen, und das Gespräch war nur ein kurzer Wortwechsel. Unvermittelt rief Zorpad laut »Nein!«, gefolgt von einem groben Fluch, dann beruhigte sich der Kriegsherr wieder, und es wurden noch einige Sätze gewechselt, die Flores allerdings nicht verstehen konnte. Zu guter Letzt nickte die Szarkin, und Zorpad machte eine herrische Geste in Richtung Tür.
    Kurz darauf entfernten sich Sciloi und der Wlachake wieder, während Zorpad in sein Audienzzimmer zurückkehrte. Verwirrt versuchte Flores einen Sinn in dem soeben Miterlebten zu erkennen, aber die Erkenntnis blieb flüchtig. Noch während sie rätselte, öffneten sich die breiten Flügel des Portals, und die Gäste wurden wieder eingelassen. Nach einigen Atemzügen trat Flores hinter der Säule hervor, ging lässig zu der Gruppe von Hernáds Begleitern und gesellte sich zu ihnen.
    »Wo warst du?«, fragte Ezro misstrauisch, als sie neben ihm auftauchte.
    »Ich habe mir Wein geholt«, antwortete Flores und hielt ihren Pokal hoch.
    »Ich meine, als wir nach draußen mussten«, hakte der Szarke nach.
    »Ich war austreten. Reicht das, Ezro, oder ist das neuerdings verboten? Möchtest du mich das nächste Mal vielleicht begleiten?«, erwiderte Flores bissig und funkelte den Krieger an, der sie weiterhin argwöhnisch betrachtete, aber nicht auf ihre Frage antwortete.
    Erleichtert nahm Flores noch einen Schluck von dem Wein, der jedoch einen schalen Nachgeschmack in ihrem Mund hinterließ. Wer war der Wlachake, und was wollte er bei Zorpad? Wieso mussten alle den Saal verlassen?, grübelte sie, aber obwohl sie den Namen des Mannes geradezu auf der Zunge spüren konnte, wollte er ihr nicht einfallen, was sie erzürnte.
    »Ihr Wlachaken seid alle gleich«, schimpfte Ezro. »Verdammtes Rebellenpack!«
    Plötzlich lief es Flores siedendheißüber den Nacken, und sie spürte, wie Schweiß auf ihre Stirn trat. Irgendwas brabbelte Ezro noch vor sich hin, aber Flores beachtete ihn nicht mehr.
    »Octeiu«, flüsterte sie den Namen des Mannes, der ihr bei Ezros Erwähnung der Rebellen wieder

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