Die Trolle
allgemeinen Heiterkeitsausbruch aus, den Sten aber umgehend beendete. »Tatsächlich wäre ich jetzt wohl tot, wenn ich nicht jemanden getroffen hätte, der mich gerettet hat. Es ist eine ziemlich unglaubliche Geschichte.«
Kurz und knapp erklärte der Wlachake seinen Kampfgefährten, wie er in die Hände der Trolle geraten war und was er von ihnen erfahren hatte. Als er Aurela beschrieb, was die Trolle eigentlich für Wesen waren, unterstützten ihn Linorel und Natiole mit bilderreichen Worten und Gesten.
»Das Problem der Trolle ist, dass irgendwer dem Kleinen Volk hilft, sie zu vernichten. Ich vermute, dass es Zorpad ist, und zwar mit Hilfe des Albus Sunas. Als Gegenleistung helfen die Zwerge dem Schlächter, nur wissen wir nicht genau, wie eigentlich«, führte Sten ihre bisherigen Erkenntnisse aus.
»Das scheint Krieg zu bedeuten«, stellte Aurela fest, und Sten und Linorel nickten.
»Ja. Würde er uns überraschen, dann könnten wir uns seiner kaum erwehren. Ein schneller, harter Schlag gegen Désa und das Herz der Rebellion würde uns den Rest geben. Dann könnte Zorpad sich gründlich um die anderen Anwärter auf den Thron von Arkas Dîmminu kümmern und würde das ganze Land mit Krieg überziehen.«
In diesem Augenblick hörten die Rebellen am oberen Absatz der Kellertreppe ein Geräusch, ein leises Kratzen, als wolle jemand vorsichtig die Türe öffnen. Zorpads Schergen!, dachte Sten und erinnerte sich an die Nacht, als die Soldaten ihn gefangen genommen hatten.
Ohne zu zögern zogen alle ihre Waffen. Linorel, Sten und Natiole hielten kurze Schwerter in den Händen und Aurela und Costin schwere Dolche. Sten und Linorel pressten sich abwartend und zum Schlag bereit links und rechts der Treppe an die Wand. Mit klopfendem Herzen erwartete Sten den Ruf der Wachen, doch stattdessen erklang ein leises »Tirea!«.
»Entwarnung, es ist Octeiu«, flüsterte Linorel erleichtert und steckte die Waffe weg. Tatsächlich kam ein weiterer Wlachake die Treppe hinab und sah sich in dem engen Kellerloch um. Von dem Mann mit den braunen Locken wusste Sten wenig, außer, dass er schon seit langer Zeit in Teremi für die Rebellen aktiv war. Als Octeius Blick auf Sten fiel, zuckte er zusammen und wich einen Schritt zurück.
»Keine Sorge, ich bin kein Geist!«, lachte Sten und schlug dem bleichen Mann auf die Schulter.
»Li… Linorels Notiz sagte nur, dass es eine Überraschung geben werde«, stotterte Octeiu, der wie ein gewöhnlicher Handwerker gekleidet war. »Aber das … das ist ja eher ein Wunder!«
»Manchmal nimmt das Schicksal seltsame Wege, Octeiu«, meinte Natiole, und der Wlachake wirbelte herum.
»Was soll das heißen?«
»Nichts, nichts. Beruhig dich erst einmal.«
»Wie ist es dir ergangen?«, fragte Octeiu Sten besorgt. »Wurdest du gefoltert? Konntest du etwas in Erfahrung bringen?«
»Nein, keine wirkliche Folter. Und ja, ich habe Neuigkeiten, aber wir haben nicht die Zeit, um noch einmal über alles zu sprechen. Ich erzähle es dir später. Nur so viel: Zorpad plant wohl Krieg. Zum Glück«, sagte Sten und nickte Octeiu zu, »hat Natiole bereits dafür gesorgt, dass Ionna gewarnt ist. Hast du schon Kunde von deinem Boten bekommen, Octeiu?«
»Äh, nein, noch nicht«, antwortete Octeiu. »Aber das wird wohl auch noch dauern. Es ist ein weiter Weg bis ins Mardew.«
»Ja, das ist wahr. Zumindest wird Zorpad unsere Krieger vorbereitet finden, wenn er angreift. Aber auf uns wartet noch eine andere Aufgabe«, fuhr Sten fort, und Linorel übernahm das Wort.
»Sobald es Krieg gibt, sind die Geiseln für die Masriden ohne Wert. Ihr könnt euch denken, was das bedeutet.«
Jeder der Anwesenden wusste um Zorpads Brutalität und seine Gnadenlosigkeit. Alle konnten sich ausmalen, was er mit den Wlachaken tun würde, die sich in seiner Gewalt befanden.
»Wir müssen sie da rausholen. Und am besten mehr über die Pläne erfahren, die Zorpad mit dem Kleinen Volk hat«, stellte Natiole fest.
»Leider ist das kaum möglich, Nati«, gab Linorel zu bedenken. »Sie sind in der Feste, dem bestbewachten Ort in ganz Teremi. Überall sind Wachen. Selbst wenn die Burg weniger gut geschützt wäre, wie sollten wir hineinkommen?«
»Können wir Zorpad nicht irgendwie dazu bringen, sie rauszuschaffen? Irgendeine gefälschte Nachricht … ich weiß auch nicht«, überlegte Costin, aber Linorel schüttelte den Kopf.
»Nein. Zorpad mag alles Mögliche sein, aber dumm ist er nicht. Er weiß genauso gut wie wir, dass die
Weitere Kostenlose Bücher