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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Heiligtümer eingedrungen! Viele giert es nach den Schätzen, die wir rechtmäßig unser Eigen nennen! Viele neiden uns unsere hart erarbeiteten Kostbarkeiten! Wir müssen bereit sein, auch dieser Bedrohung entschlossen entgegenzutreten! Wir sind Zwerge! Wir werden das Blut unserer Feinde vergießen! Wir werden ihre Knochen zermalmen! Wir werden siegen!«, donnerte Hrodgard und stieß die Fäuste in die Luft. Diesmal gab es kein Halten mehr, und der Jubel schien kein Ende nehmen zu wollen. Auf der Brandung der Zustimmung schien es dem Kriegsmeister, als flöge er über die jubelnden Krieger hinweg und würde von ihren Stimmen getragen, die immer wieder seinen Namen riefen.
    Meine Krieger, dachte Hrodgard stolz, ein jeder bereit, für mich zu kämpfen, für mich sein Blut zu vergießen, für mich zu sterben. Das ist wahre Macht!

 
35
    Trotz des herbstlichen Tages brannte die Sonne heiß herunter, und Sargan, der sich in keinen Schatten zurückziehen konnte, schwitzte gehörig. Die Schindeln des Daches waren aus dunklem grauem Schiefer und heizten sich im grellen Sonnenlicht immer weiter auf. Ergeben sandte Sargan ein kurzes Gebet mit der Bitte um einen kühlenden Wind an Agdele und trank einen Schluck aus seinem Wasserschlauch.
    Auf der Straße hatte er es noch nicht gespürt, aber hier oben auf dem Dach des Lagerhauses war die Luft drückend und schwer. Es roch geradezu nach einem Unwetter, und Sargan dachte bei sich, dass seiner Meinung nach Regen und Nebel sowieso viel besser zu Ardoly passten als dieser freundliche Sonnenschein. Doch dann öffnete sich unter ihm die Tür, und zwei Männer verließen das Lagerhaus, in dem der Dyrier die Trolle vermutete. Tatsächlich handelte es sich um den Wlachaken Sten und einen weiteren dunkelhaarigen Mann, den Sargan allerdings noch nie zuvor gesehen hatte. Gespannt verfolgte der heimliche Beobachter auf dem Dach, wie die beiden die Gasse entlangschritten und schließlich um die Ecke des Lagerhauses verschwanden.
    Am Tage würden die Trolle wohl schlafen, weshalb Sargan es sich wieder etwas gemütlicher machte und sich ins Warten schickte. Seine Vermutung, dass der Rebell zusammen mit den Trollen in dem Warenhaus Unterschlupf gefunden hatte, schien sich bestätigt zu haben, was den Dyrier erfreute, auch wenn er auf dem verfluchten Dach langsam gar gekocht wurde. Doch die Unannehmlichkeiten zu ertragen hatte sich gelohnt, denn jetzt kannte er das Versteck der Trolle.
    Am besten wäre es, wenn ich ohne S ten mit den Trollen reden könnte, dachte Sargan, denn der Wlachake war ihm ein wenig zu neugierig und hatte möglicherweise sogar Verdacht geschöpft, was seine Rolle des unbedarften Gelehrten anging.
    Aber ein Gespräch mit den Trollen war mehr als wichtig für ihn, denn falls die gewaltigen Wesen genügend Wissen über das Kleine Volk besaßen, dann war Sargans Auftrag so gut wie beendet, und er würde in seine Heimat zurückkehren und für eine gewisse Zeit die Früchte seiner Arbeit genießen können.
    Ohne Frage würde man ihn früher oder später erneut in fremde Länder entsenden, aber für gewöhnlich ließen ihm seine Oberen Zeit, das süße Leben ein wenig auszukosten. Obwohl er es sich nur selten eingestand, freute der Dyrier sich darauf, seine Frauen und die Kinder wiederzusehen, die er hatte zurücklassen müssen. Vielleicht war inzwischen sogar noch ein weiteres hinzugekommen, über dessen Schreien er sich zwar unablässig beschweren, auf das er aber insgeheim sehr stolz sein würde. Wenigstens konnte er sicher sein, dass seine große Familie in seiner Abwesenheit in Reichtum lebte und es ihr an nichts mangelte. Das war es wert, auf den harten und heißen Schindeln auszuharren und den Abend abzuwarten, wenn einerseits die Hitze nachließ und andererseits die Trolle aus ihrem seltsamen Tagschlaf erwachten.
    Einmal noch kehrte Sten zurück, verließ die Lagerhalle aber bei Einbruch der Nacht wieder. Inzwischen war der Himmel dunkel, und dicke Wolken hingen über der Stadt; sie kündigten das Gewitter an, das seit dem Nachmittag in der Luft lag. Nachdenklich betrachtete Sargan die bedrohlichen, fast schwarzen Wolken, die sich überraschend schnell zusammengezogen hatten. Seine Kleidung war für einen warmen Tag ausgewählt und nicht für Regen, aber daran ließ sich jetzt erst einmal nichts ändern.
    Nachdem er noch eine Zeit lang gewartet hatte, in der Sten aber nicht wieder erschien, robbte Sargan zum Rand des Daches und spähte hinab in die kleine Seitengasse,

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