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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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kleinen Wunde an seinem Haaransatz rann. Eine Kopfverletzung, die schlimmer blutete als andere, vergleichbare Wunden am Körper.
    »Ich kann dich töten, Vorbs«, warf Natiole ein und tätschelte den Knauf seines Schwertes. »Ich bin nicht so zurückhaltend wie unser Sten hier.«
    »Verhöhne mich nur, Krieger, aber ich habe keine Angst vor dir«, entgegnete der Sonnenmagier, woraufhin Natiole laut lachte.
    »Natürlich hast du Angst. Ich kann sie riechen«, sagte der Wlachake grinsend und beugte sich zu dem dicken Priester hinab. »Aber keine Sorge: Sten wird mich schon daran hindern, dir den Hals umzudrehen.«
    »Lass ihn«, wies Sten tatsächlich seinen Waffenbruder müde an und fragte den Sonnenmagier wider besseren Wissens: »Gibt es einen weiteren Ausgang?«
    Selbst wenn das der Fall wäre, was Sten angesichts der makellosen Wände eher unwahrscheinlich erschien, würde Zorpad diesen kennen und blockieren. Oder schlimmer noch, ihn für die Erstürmung der Kapelle nutzen.
    »Nein, es gibt nur dieses Portal«, erklärte der dicke Sonnenmagier und ergänzte mit einem Blick nach oben zur Decke: »Und die Lichtfenster dort.«
    In gut zehn Schritt Höhe wies die Decke tatsächlich Schlitze auf, durch die das Sonnenlicht während der Andachten in die Kapelle fiel, aber sie waren für die Rebellen ebenso unerreichbar wie das Burgtor selbst und dazu vermutlich zu eng, um sich hindurchzuzwängen.
    Mit einem Seufzen setzte sich Natiole neben ihn an den umgestürzten Schrank und grinste Sten an, der fragend die Augenbrauen hob.
    »Mir tut alles weh«, gab der ältere Wlachake zu. »Aber wohl nicht mehr lange, was?«
    »Es tut mir so Leid, Nati. Ich hätte nie gedacht, dass es so enden würde«, sagte Sten betrübt.
    »Ha! Ich dagegen wusste immer, dass mich irgendwann eines deiner Abenteuer den Kopf kosten würde!«, scherzte Natiole derb. »Nur der Ort ist eine Überraschung. In Zorpads eigener Burgkapelle. Nicht übel, gar nicht übel!«
    »Ich habe nicht vor, hier drinnen wie eine Ratte in der Falle zu verrecken, Nati«, flüsterte Sten. »Du etwa?«
    »Nein«, erwiderte der Wlachake und wurde sehr ernst.
    »Costin! Wir müssen reden«, rief Sten, und der kleine Mann erhob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht und kam zu ihnen herüber. Mit einem vorsichtigen Blick zu dem Priester flüsterte Sten den beiden letzten Überlebenden zu: »Ich werde nicht hier drinnen sterben, auch wenn der Gedanke, dass mein Blut heiligen Boden entweiht, durchaus seinen Reiz hat.«
    Sowohl Costin als auch Natiole grinsten, als Sten fortfuhr: »Wir stürmen hinaus. Ich versuche, euch einen Weg zu öffnen. Vielleicht schafft ihr es bis zur Mauer. Im Norden liegt der Burggraben, ein beherzter Sprung, und man ist in der Freiheit.«
    »Hast du dir nicht bei einem ähnlichen Sprung den Fuß gebrochen, oder so was?«, fragte Natiole im Andenken an Stens wilde Flucht aus der Feste in Dabrân, aber Sten winkte ab.
    »Nein, nur verstaucht. Bin drei Tage gehumpelt, mehr nicht.«
    »Trotzdem, springen, schwimmen, das ist nichts für meine alten Knochen«, erwiderte Natiole augenzwinkernd. »Außerdem: Du bekommst den ganzen Spaß, und ich soll weglaufen? Niemals!«
    »Red keinen Unsinn, Nati, wir müssen …«
    »Nein«, unterbrach ihn sein Freund. »Du redest Unsinn. Einer allein kann niemals genug Soldaten binden, das weißt du. Ich bleibe bei dir. Costin soll laufen, er ist sowieso schneller als wir beide.«
    »Was soll das heißen?«, empörte sich der kleine Schreiber. »Ich soll fliehen, während ihr …«
    »Du sollst die anderen warnen. Ionna von Zorpads Plänen berichten. Und um der Geister willen, finde die Trolle und bring sie aus der Stadt!«, fiel ihm Sten ins Wort.
    »Ich laufe nicht davon!«, sagte Costin voller Überzeugung.
    »Einer muss aus dieser Falle entkommen. Sonst ist alles umsonst. Bring die Trolle aus ihrem Versteck am Hafen nach Starik Jazeg, dort ist das Ziel ihrer Suche, hoffe ich. Dann musst du dich nach Désa durchschlagen und der Fürstin alles erzählen, was hier vorgefallen ist.«
    »Und ihr?«
    »Wir erkaufen dir die Zeit, um hier rauszukommen. Einer muss laufen, und du bist der Schnellste von uns. Ich habe eine Wunde am Bein, und Nati ist zu alt.«
    »He!«
    »Sagtest du das nicht gerade eben selber?«, frotzelte Sten.
    Natiole lachte auf: »Ich, äh, habe auch eine Wunde am Bein.«
    »Ich soll zu den Trollen laufen?«, fragte Costin.
    »Du wirst außerhalb der Stadt rauskommen, der Graben verläuft ja nur im Norden.

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