Die Trolle
Schleich dich wieder rein in die Stadt und hol die Trolle raus. Ansonsten befürchte ich, dass es ein Blutbad geben wird, wenn sie irgendwann beschließen, auf eigene Faust aufzubrechen. Erklär ihnen, wo sie hinmüssen. Hilf ihnen. Sorg dafür, dass sie keine Unschuldigen angreifen«, befahl Sten und dachte traurig: Verzeih mir, dass ich diese Bürde jetzt dir auflade, Costin, ich weiß, wie ungerecht das ist.
»Werden sie mich angreifen, wenn ich ohne dich komme?«
Sten zuckte unbehaglich die Achseln.
»Sei vorsichtig, rede mit Druan und halte dich von Pard fern. Sag, dass ich dich schicke. Wenn alles schief läuft, dann verschwinde.«
»Sehr aufmunternd«, stellte der kleine Wlachake sarkastisch fest.
»Es tut mir Leid, Costin. So war das alles nicht geplant!«, erwiderte Sten niedergeschlagen.
»Schon gut. Es ist egal. Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass einer von uns davonkommt, oder?«, meinte Costin mit einem wehmütigen Lächeln.
»Nein«, gab Natiole zu. »Aber wir müssen es versuchen. Dort draußen werden mehr Soldaten als bei der Herbstschlacht sein. Drei gegen ein ganzes Heer, ein echter Stoff für Legenden!«
»Wir waren zu sechst, Nati, zu sechst«, warf Sten ein und blickte auf Linorels blutigen und zerschlagenen Körper.
»Ja, wir waren sechs. Aber Zorpad hat in seinem Herzen einen ganz besonderen Platz für unseren Schwerenöter hier«, fuhr Natiole mit einem Nicken in Stens Richtung fort. »Vielleicht reicht das, um dir die Zeit zu erkaufen.«
»Mit eurem Leben.«
»Wenn nötig. Das war schon beschlossen, seit wir ein Schwert genommen und uns gegen die Masriden gestellt haben«, entgegnete Natiole lakonisch, und Sten dachte: Flores hatte Recht. Ich bin ein wandelnder Toter, und sie tat gut daran, sich von mir loszusagen. Eine geliebte Person weniger, der ich Unglück bringe!
»Woher, bei den Dunkelhöllen, wusste Zorpad von unserem Kommen?«, rätselte Costin, aber Natiole winkte ab.
»Das ist jetzt auch egal. Vielleicht hat die kleine Magd geplaudert.«
»Oder vielleicht hat uns jemand verraten!«, zischte Costin, »Stens Gefangennahme, die Verhaftungen, jetzt das. Das ist doch kein Zufall!«
Ein kalter Schauer lief Sten über den Rücken, dem plötzlich klar wurde, dass Costin Recht haben mochte.
»Einer von uns?«, fragte der Wlachake entgeistert.
»Es würde Sinn ergeben«, antwortete Costin bitter, »all die bösen Zufälle in letzter Zeit.«
»Hat jemand Octeiu fallen sehen? Ich meine, er hat das Tor öffnen lassen. Er wollte, dass wir an einem Ort bleiben. Habt ihr ihn kämpfen sehen?«, fragte Natiole mit zusammengezogenen Brauen, und die anderen schüttelten die Köpfe.
»Ein Grund mehr, hier herauszukommen«, stellte Sten grimmig fest. »Wenn einer uns verraten hat, dann müssen die Wlachaken im Mardew davon erfahren. Der Verräter darf nicht in die kommenden Räte einbezogen werden!«
»Glaubst du, Octeiu …«, fragte Costin entsetzt, aber Sten hob abwehrend die Hände.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt er tot dort draußen, und wir tun ihm Unrecht? Schließlich ist der Verdacht nicht mehr als eine Vermutung. Aber du musst entkommen, Costin, du musst!«
»Na, wenn ich muss …«, sagte der kleine Wlachake mit einem schiefen Grinsen und zuckte mit den Achseln, »dann werde ich wohl, oder?«
Lachend schlug ihm Natiole mit der Hand auf die Schulter. »So ist’s richtig. Mit dieser Einstellung wirst du es weit bringen. Hoffentlich bis über die Burgmauer …«
»Genug gescherzt«, befand Sten und warf einen warnenden Blick in Richtung des Sonnenpriesters, denn ihr Gespräch war lauter und lauter geworden. »Was denkst du, Nati, wie viel Zeit geben sie uns?«
»Nicht viel. Vermutlich schaffen sie irgendwas heran, um die Tür aufzubrechen. Selbst wenn sie keine Ramme haben, werden sie irgendwann einfach mit Äxten die Tür einschlagen. Das dauert länger, aber wenn sie erst einmal beginnen, dann kommen wir auf keinen Fall mehr raus.«
»Denke ich auch. Warum hatte Zorpad keine Bogenschützen dabei?«
»Zu selbstsicher? Vielleicht dachte er, dass wir uns angesichts der Übermacht ergeben würden«, spekulierte Natiole. »Eigentlich sollte er dich besser kennen, oder?«
»Lieber kämpfend sterben als in seinen verdammten Kerkern!«, erwiderte Sten überzeugt.
»Wie gesagt, er hätte es besser wissen müssen.«
Achselzuckend nickte der jüngere Krieger und grinste, als er sich vorsichtig erhob. Eine Zeit lang hatte er sich gefühlt, als sei schon längst
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