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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Visier einem Adlerschnabel nachempfunden war, sowie ein schweres zweihändiges Schwert.
    Auch die anderen Wlachaken starrten voller Erstaunen den Masriden an, der breit und scheinbar sorglos lächelte und sie nun mit lauter Stimme begrüßte: »Ah, meine Gäste!«
    Viçinia neigte das Haupt und sagte mit einer Geste zu den Verwundeten: »In Eurem Haus scheint es Schwierigkeiten zu geben, Marczeg.«
    »Schwierigkeiten?«, fragte Zorpad mit einem Lachen. »Mitnichten, Viçinia, mitnichten.«
    Mit hochgezogener Augenbraue sah Viçinia den Masriden an.
    »Einige Unbelehrbare, die ihr Glück auf die Probe stellen wollten. Sie haben mich jedoch unterschätzt und zahlen nun den Preis dafür«, sagte der Marczeg leichthin.
    »Wenn ich mir so die Soldaten hier ansehe«, warf Leica schneidend ein, »dann scheint es mir, als ob Ihr …«
    »Schweigt!«, unterbrach Zorpad sie. »Begeht nicht den gleichen Irrtum! Für heute ist meine Geduld mit den Wlachaken erschöpft!«
    »Herr«, begann Viçinia vorsichtig, »was wünscht Ihr von uns?«
    »Ich wünsche, dass Ihr alle mich in den Burghof begleitet«, erwiderte Zorpad, wiederum ein Lächeln auf seinen Zügen.
    Er ist wirklich wahnsinnig, dachte Viçinia, seine Gemütsverfassung ändert sich von einem Augenblick zum nächsten. Nach außen hin ließ sie sich ihre Gedanken jedoch nicht anmerken. Ihre Mitgefangenen waren ohnehin verängstigt genug.
    Ohne den Verwundeten noch einen Blick zu schenken, sammelte Zorpad einige Krieger seiner persönlichen Leibgarde um sich und trat hinaus in den Burghof, der von Fackeln erleuchtet wurde. Mit einem vorsichtigen, aufmunternden Lächeln zu den anderen Wlachaken tat es Viçinia ihm gleich.
    Im ganzen Hof verteilt standen Soldaten, ebenso auf den Wehrgängen der Mauern und den Zinnen der Türme. Verwirrt blickte Viçinia sich um, doch bevor sie etwas sagen konnte, erstrahlte der Himmel über Teremi plötzlich taghell, und Lichtblitze zuckten zu den dunklen Wolken. Wie zur Antwort grollte Donner auf, der jedoch von Norden kam, und ein plötzlicher Windstoß wehte Viçinia das lange rote Haar ins Gesicht. Einige der Soldaten zeigten auf das Licht in der Stadt und stießen erschreckte Schreie aus, doch Zorpad gönnte dem unheimlichen Schauspiel kaum einen Blick, befahl herrisch Ruhe und führte die Geiseln quer über den Hof.
    Als sie um die Ecke des Hauptgebäudes traten, sah Viçinia das ganze Ausmaß des Kampfes. Auf dem gepflasterten Hof lagen noch mehr Gefallene, offensichtlich im Kampf erschlagene Krieger, die nur notdürftig zur Burgmauer geschleift und dort einfach abgelegt worden waren. Von ihrer Position aus konnte die Wlachakin nur Rüstungen von Zorpads Soldaten unter den Getöteten erkennen, was sie mit Erleichterung erfüllte.
    Eine Traube von Soldaten mit Fackeln und gezogenen Waffen stand vor dem Eingang zu der kleinen Kapelle der Burg. Dorthin führte sie Zorpad, und seine Untergebenen machten ihm ehrfürchtig Platz. Breitbeinig baute der Marczeg sich auf und sah die Pforte abschätzend an. Aus dieser Entfernung erkannte Viçinia, dass es offenbar Versuche gegeben hatte, die massive Eichentür aufzubrechen, doch anscheinend hatte die Pforte allen gewaltsamen Bemühungen standgehalten. Vermutlich würde man eine Ramme benötigen, um das schwere Holz zum Bersten zu bringen.
    Nach einem letzten Aufleuchten erlosch der seltsame Lichtkegel über der Stadt so plötzlich, wie er erschienen war, und ließ nur die Dunkelheit der Nacht zurück. Verwirrt blickte Viçinia sich um, doch alle anderen schienen ebenso unsicher zu sein, was dieses Phänomen ausgelöst hatte. Nur Zorpad ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Mit einem Seitenblick auf Viçinia hob er die Hand an den Mund und donnerte: »Ihr seid eingeschlossen! Ihr könnt weder fliehen noch kämpfen! Ergebt euch!«
    Es dauerte einige Herzschläge, dann antwortete eine Stimme, die Viçinia beinahe das Herz in der Brust zerspringen ließ. Eine Stimme, die sie überall erkannt hätte und von der sie nicht zu hoffen gewagt hatte, sie noch einmal zu hören.
    »Fahr zu den Dunkelhöllen, Zorpad«, rief Sten aus der Kapelle, und Viçinias Körper fühlte sich plötzlich taub an. Er lebt, er lebt tatsächlich!
    »Mein letztes Angebot, Rebell: Ergebt euch, und euer Tod wird schnell und gnädig sein!«, brüllte Zorpad.
    »Du hast mich bereits einmal getötet!«, verhöhnte Sten den Masriden, der daraufhin den Kopf schüttelte.
    »Nein, Sten cal Dabrân, das überließ ich leider meinen

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