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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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alle strengten sich noch einmal an, sammelten ihre letzten Kraftreserven und rannten weiter. Die gewaltigen Trolle donnerten durch die Straßen, ihre Schritte schienen die Erde erbeben zu lassen. Der kalte Regen aus den Bergen konnte Viçinia nichts anhaben, sie spürte die Kälte zwar, aber das Hochgefühl und die Freude, die durch ihren Körper kreisten, waren weit stärker. S ten lebt! Wir entkommen!
    Ihr Blick wanderte über ihre Gefährten. Außer den Trollen flohen noch Leica, Sten und Natiole sowie Flores und zwei Männer mit ihnen, die Viçinia nicht kannte. Wie immer wirkte Flores ernst und konzentriert, bis sie Viçinias Blick bemerkte und ihr zulächelte.
    »Diesmal haben wir Zorpad aber schön zum Narren gehalten!«, meinte die junge Schwertkämpferin, und Viçinia stimmte in ihr Lachen ein.
    »Er wird unsere Köpfe fordern«, rief Sten mit gepresster Stimme, »also spart euch den Atem und lauft!«
    Endlich öffnete sich die Gasse vor ihnen und gab den Blick auf den Hafen frei. Die dunklen Wasser des Magy waren vom Wind aufgepeitscht, der immer wieder Schauer über sie hinwegtrieb.
    Sten sah sich hastig um. »Im Süden, sagte sie«, murmelte er. »Ein leerer Kahn im Südbecken! Aber wo, dreimal verflucht?«
    »Dort!«, rief der kleine Wlachake, der mit Sten aus der Kapelle getreten war, und zeigte auf einen flachen Lastkahn, der an der Hafenmauer vertäut war. Sofort rannte Sten zum Schiff, inspizierte es kurz und winkte ihnen dann, ihm zu folgen. Polternd kletterten die Trolle in das Boot, welches gefährlich unter ihrem Gewicht schwankte, während Sten die Leinen löste.
    »Wir brauchen die Stangen, Nati!«, rief der junge Krieger. »Wir müssen aus dem Hafen staken!«
    »Verstanden«, gab Natiole zurück und bückte sich in dem Kahn. Von der Stadt her hörte Viçinia lang anhaltenden Donner, und es dauerte einen Augenblick, bis sie erkannte, dass es sich um das Geräusch von vielen Hufen handelte.
    »Sie kommen!«, warnte sie die anderen, »Pferde!«
    Fluchend schlug Sten das letzte Tau mit einem schnellen Schwerthieb durch, bevor er sich gegen den Kahn stemmte und ihn hinaus in das Becken schob. Inzwischen hatte Natiole zwei lange, feste Stecken gefunden, und er und der kleine Wlachake gingen Sten damit zur Hand. Obwohl die drei sich mit aller Kraft bemühten, ging es geradezu quälend langsam voran, und Viçinia fragte sich, wieso die kräftigen Trolle nicht mithalfen, sah dann aber, dass sie fast verloren wirkten, wie sie dort mitten im Boot saßen. Sie kennen keine Schiffe, stellte die Wlachakin erstaunt fest, wurde dann aber abgelenkt, als Sten fast den Halt verlor und um ein Haar ins dunkle Wasser gestürzt wäre, als der Kahn mit einem Ruck in das Hafenbecken trieb. Das Donnern der Hufe wurde immer lauter, und Natiole schrie Sten an: »Komm schon!«
    Dieser wandte sich um, als hinter ihm schon die ersten Reiter auftauchten. Sie schälten sich aus den Schatten wie urzeitliche Ungetüme, allen voran Zorpad auf seinem mächtigen Streitross. Mit einem beherzten Sprung warf sich Sten mit den Armen voran auf den Kahn, schlug auf dessen Reling auf und wäre beinahe abgerutscht, wenn Flores und Viçinia ihn nicht hineingezogen hätten. Im hellen Licht eines Blitzes sah Viçinia, wie die Masriden die Pferde zügelten. Auf den rutschigen, nassen Pflastersteinen verlor mehr als ein Reiter das Gleichgewicht und stürzte zu Boden, doch einige kamen schlitternd zum Stehen und sprangen von ihren Reittieren.
    »Bogen!«, brüllte Zorpad. »Riegelt den Hafen ab! Lasst sie nicht entkommen!«
    Zwei seiner Soldaten rannten den Kai entlang in Richtung der nördlichen Wehrmauer. Am Ausgang des Hafens konnte Viçinia mit Mühe die Lichter der Wachtürme erkennen. Die Kette, schoss es ihr durch den Kopf, wenn sie den Hafen verschließen, sitzen wir in der Falle!
    Auch Sten schien zu dieser Erkenntnis gekommen zu sein, denn sobald er sich im Kahn gefangen hatte, packte er einen der Staken und rief: »Wir müssen hier raus! Nati!«
    Der ältere Rebell packte die Holzstange aufs Neue und stakte wie Sten ihr Boot in Richtung Hafenausfahrt. Quälend langsam setzte der Kahn sich in Bewegung. Plötzlich zischten Pfeile um sie herum, schlugen mit dumpfen Geräuschen in die Bordwand ein oder platschten ins Wasser. Alle warfen sich zu Boden, in die Deckung der Planken, nur Sten und Natiole blieben geduckt stehen und stemmten sich gegen ihre Stangen. Sie sind wahnsinnig, dachte Viçinia mit einer Mischung aus Angst und

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