Die Trolle
war Natiole an seiner Seite, der alte Gefährte aus zahllosen Kämpfen, mit dem gemeinsam er die Masriden seit Jahren das Fürchten lehrte. Keiner der beiden musste auf den anderen achten, stets waren sie zur Stelle, um einander beizustehen, deckten sich gegenseitig und trieben die Krieger mit wirbelnden Klingen zurück.
Als sie einen Herzschlag Ruhe hatten, blickte Sten zu Zorpad, der sich gerade einen schwarzen Helm auf den Kopf setzte und sein bösartiges, mächtiges Schwert packte. Hinter dem Marczeg sah Sten die Geiseln mit ihren Wachen ringen, eine der Frauen hatte einem Masriden einen Streitkolben entwendet und zerschmetterte mit diesem den Schädel des Unglücklichen, während ein alter weißhaariger Mann unter den Hieben zweier Krieger zu Boden stürzte. Zuerst konnte Sten Viçinia nicht finden, und sein Herz drohte stehen zu bleiben, doch dann sah er sie aufspringen und auf ihn zulaufen.
Im Vorbeigehen teilte Zorpad einen geradezu gelangweilten Hieb aus, der eine der unbewaffneten Geiseln von der Schulter bis zur Hüfte spaltete und sie ohne einen Aufschrei zu Boden stürzen ließ. Dann rannte der Kriegsherr in seiner dunklen Rüstung zum Eingang des Hauptgebäudes und befahl mit fester Stimme: »Zu mir! Leibgarde, zu mir!«
Nichts hätte Sten lieber getan, als dem Wunsch des Marczegs zu entsprechen und zu ihm zu rennen, um die Klinge in das dunkle Herz des Masriden zu treiben, aber ein erneuter Angriff in seiner Nähe zwang seine Aufmerksamkeit zurück zu seinem eigenen Kampf. Geschickt erwehrte er sich der Klinge des Masriden und führte dann einen beidhändigen Schlag aus, der den Krieger hastig zurückweichen ließ, wo Viçinia ihm von hinten einen der Pflastersteine gegen den Schädel schlug. Breit grinsend fällte Sten einen Szarken, der vom plötzlichen Auftauchen der Wlachakin abgelenkt war, und trieb den letzten Masriden mit einer Serie von schnellen, ungezielten Schlägen vor sich her, bis Viçinia ein Schwert aufgehoben hatte und sich verteidigen konnte.
»Freunde von dir?«, fragte die Wlachakin mit einem Nicken in Richtung der Trolle, die sich gegen eine geschlossene Formation von Zorpads Soldaten warfen. Pard hob einen der Gerüsteten einfach in die Höhe, die wilden Schläge des Kriegers mit der Axt schlichtweg ignorierend, und schleuderte den Mann über die Köpfe seiner Kameraden gegen die Burgmauer, wo er mit einem Übelkeit erregenden Geräusch aufschlug. Mit einem Schulterzucken antwortete Sten entschuldigend: »Irgendwie schon.«
»Du steckst voller Überraschungen«, sagte Viçinia lächelnd.
Stens Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, doch ein Schrei brachte ihn zurück in die harte und blutige Wirklichkeit.
»Wir müssen zu den anderen«, meinte Viçinia drängend, und Sten nickte. Mittlerweile hatten Natiole und Costin jegliche drohende Gefahr in ihrer Nähe ausgeschaltet oder vertrieben; nun stürmten sie zu viert zu den Geiseln, von denen nur noch zwei auf den Beinen waren, die Kriegerin, die mit dem Streitkolben ihre Feinde auf Abstand hielt, und Suhai, den Sten flüchtig kannte. Der rechte Arm des jungen Adeligen war seltsam verdreht, und er hatte nur einen Schild aufgenommen, mit dem er die Schläge der Masriden abwehrte. Der alte Mann und die junge Frau lagen reglos auf dem kalten Boden; ihre Augen starrten in die nächste Welt, wo sie nun ihren Pfad finden mussten.
»Miha!«, schrie Viçinia auf, als sie die Toten sah, und die Wlachakin mit dem Streitkolben keuchte zornig: »Das war Zorpad, das Schwein. Sie hatte nicht einmal eine Waffe!«
Mit neuer Kraft stürzten sich die Rebellen auf ihre Feinde, aber Sten sah aus dem Augenwinkel, wie Zorpad auf den Stufen des Hauptgebäudes seine Krieger um sich scharte. Auf den Zinnen hatten Szarken und Masriden damit begonnen, die Trolle mit Armbrüsten und Bögen zu beschießen, und auch wenn die Geschosse noch keine Wirkung zeigten, so war Sten doch bewusst, dass sie schnell fliehen mussten. Wenn Zorpad seine Soldaten sammeln kann, dann wird auch der Zorn der Trolle nicht gegen die Masse bestehen!
»Zusammenbleiben! Zum Tor!«, rief er gellend, als plötzlich eine schlanke Gestalt hinter seinem derzeitigen Gegner auftauchte. Mit zwei unglaublich schnellen, präzisen Streichen sandte Flores den großen Masriden tot zu Boden, und Sten sah seine Zwillingsschwester mit offenem Mund an.
»Du dämlicher, verrückter …«, schrie sie und rang nach Worten.
»Hund?«, vervollständigte Sten die Beleidigung, und sie nickte.
»Wir
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