Die Trolle
kleinen Gebäude, wo sie Suhai und Natiole auf den weichen Boden legten.
»He, ihr da!«, rief Sten laut und wollte sich ins Warten schicken, doch zu seiner Überraschung öffnete sich die Tür sofort, und der dunkle Umriss eines Menschen erschien im Kerzenlicht, das in der Hütte brannte.
»Wer immer ihr seid, ihr solltet besser hereinkommen, es ist eine üble Nacht, um durch den Wald zu wandern«, antwortete die Gestalt, offensichtlich ein Mann, dessen Stimme alt und brüchig klang. »Und eure Freunde auch!«
Achselzuckend trat Sten näher an die Hütte heran und neigte das Haupt vor dem Wlachaken, dessen Haar weiß und ungekämmt war. Gekleidet war der alte Mann in ein einfaches, schmutzig braunes Gewand, und an den Füßen trug er simple Sandalen. Sein Gesicht war von der Sonne gegerbt und von unzähligen Falten durchzogen, und das weiße, schüttere Haar stand in starkem Kontrast zu der braunen Haut. Sein Kinn war rasiert, ebenso die Wangen, nur an den Seiten standen weiße Haarbüschel wild ab. Als er freundlich lächelte, entblößte er ein Gebiss voller fehlender Zähne.
»Wir sind nicht allein«, sagte der junge Krieger vorsichtig, unwillig, den Alten zu sehr zu erschrecken.
Der winkte nur ab und rief: »Pah! Die Bewohner des Waldes verstecken sich vor deinen Freunden, mein Junge, und die Vögel pfeifen ihren Besuch von den Baumkronen. Denkst du, ich bin taub und dumm, nur weil ich alt bin?«
»Nein, aber …«, erwiderte Sten verwirrt.
Der Alte fiel ihm ins Wort: »Mein Haus ist klein, aber wir finden schon einen Platz für euch. Jetzt ruf sie herbei, der Wind bläst die ganze Wärme aus meinen Knochen!«
Unsicher, was er tun sollte, starrte Sten den Alten an.
Dieser seufzte und fragte: »Bist du vielleicht taub und dumm?«
»Nun … nein, keineswegs, ich frage mich nur, ob ich dich richtig verstehe.«
»Du sollst sie herbeirufen, was gibt es daran nicht zu verstehen, Junge?«, erkundigte sich der Alte neugierig.
»Gut, gut«, erwiderte Sten und rief die Namen der Trolle, die kurz danach anmarschiert kamen. Ohne mit der Wimper zu zucken, betrachtete der alte Mann die Trolle, die geduckt unter das Vordach traten.
»Hinter der Hütte ist ein Schuppen«, sagte der Alte ruhig. »Früher waren dort Tiere untergebracht, doch jetzt steht er leer. Ihr könnt euch dort ausruhen; ihr seid zu groß für mein Haus.« Die Trolle sahen verwirrt zu Sten, und erst als dieser nickte, gingen sie um die Kate herum, und quietschend öffnete sich die Tür des Bretterverschlages.
Verwirrt ließ Sten seine menschlichen Begleiter passieren, die der Alte in die Hütte führte, dann folgte er ihnen hinein und sah sich um. Ein Kerzenstummel brannte flackernd in einer kleinen Bronzeschale, und in einem steinernen Kamin glommen die Überreste eines Feuers. Ein Tisch, zwei Stühle, eine Bettstatt und einige Haken an der Wand, an denen verschiedene Gerätschaften und Kleider hingen, schienen die einzige Einrichtung zu bilden.
Sargan legte Suhai vorsichtig auf den gestampften Lehmboden, und Leica ließ sich aufseufzend neben den Verletzten sinken. Im Innern der Behausung war es mit so vielen Personen bereits eng, und die großen und breiten Trolle hätten auf keinen Fall Platz gefunden.
Der Alte ließ sich auf sein Lager nieder und wies mit einem zittrigen Finger auf den Kamin. »Ihr könnt Holz holen und es wieder entfachen, um euch ein wenig aufzuwärmen. Sobald es heller ist, sehe ich mir den da an«, erklärte er mit einem Blick auf Suhai, der leichenblass vor der Feuerstelle lag. Viçinia schickte sich an, den Worten des Alten Folge zu leisten. Sie kniete sich neben dem Kamin nieder und schichtete vorsichtig Zweige auf, um die verbliebene Glut anzufachen, während Costin nach draußen ging, um von dem trockenen Stapel unter dem Vordach einige Scheite Holz zu holen.
»Hast du einen Namen, Alterchen? Und eine Schaufel?«, fragte Sten, der es aufgegeben hatte, sich über die Abgebrühtheit des Mannes zu wundern.
»Vangeliu, Junge. Und eine Schaufel ist hinterm Haus. Was willst du damit?«
»Meinen Freund beerdigen«, erwiderte Sten und trat aus der Tür.
Flores folgte ihm. Aus dem Bretterverschlag konnten die Geschwister die gedämpften Stimmen der Trolle hören, doch worüber sie sprachen, verstanden sie nicht.
Kurze Zeit später grub und hackte Sten sich durch die Wurzeln hindurch, die ihn behinderten. Währenddessen strich Flores Natiole durch das Haar, richtete seine Kleidung und wischte Schmutz von seinem
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