Die Trolle
obwohl geflüstert geführt, schien auch Costin und den Dyrier geweckt zu haben, denn beide richteten sich auf. Costin gähnte herzhaft und streckte sich, während Sargan einen misstrauischen Blick in die Runde warf, der schließlich an Viçinia hängen blieb.
»Sten sagte, er habe andere Verpflichtungen?«, erkundigte sich die junge Frau gerade.
Costin antwortete: »Die Trolle suchen nach etwas. Zorpad hilft dem Kleinen Volk dank des Albus Sunas. Irgendetwas geschieht im Kloster Starig Jazek, und er will die Trolle dorthin führen, denke ich.«
»Was hat es eigentlich mit diesen Ungeheuern auf sich?«, wunderte sich Leica, und Costin erklärte es ihnen, so wie Sten es ihm erzählt hatte, wobei Flores ein paar der Lücken dank Natioles Geschichten ausfüllen konnte. Jeder berichtete von den Ereignissen der letzten Tage, bis alle ein ungefähres Bild davon hatten, was sie hier in dieser Hütte zusammengeführt hatte. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu den gewaltigen Wesen, die in der letzten Nacht eine so ungeheure Zerstörung angerichtet hatten.
»Sten arbeitet mit diesen Dingern Hand in Hand?«, wunderte sich Leica schließlich und schüttelte den Kopf.
Aber Viçinia warf ein: »Ohne diese Dinger wären wir wohl alle tot. Ob zum Guten oder zum Schlechten, die Trolle hier scheinen in unseren Kampf verwickelt zu sein. Sten weiß das wohl.«
»Ich glaube eher, dass Sten keine Wahl hatte«, lachte Costin. »Der größte von ihnen, der Pard heißt, ist nicht gerade ein umgänglicher Zeitgenosse.«
»Das stimmt«, pflichtete ihm Flores bei. »Die Biester sind gefährlich. Sie wollten mich töten, als sie dachten, dass sie fliehen müssen. Und ihr habt alle gesehen, was sie anrichten können. Vielleicht sollte man sie jetzt …«
Die Worte schwebten in der Luft, und die Wlachaken sahen sich nachdenklich an, doch dann erklang ein krächzendes »Nein«. Die Köpfe flogen zu Sten herum, der sich auf die Ellenbogen aufrichtete, alle ansah und sich räusperte.
»Die Trolle sind meine Verantwortung. Sie haben mir das Leben gerettet. Ich habe eine Entscheidung getroffen, und dazu stehe ich. Ihre Suche in Wlachkis ist bald zu Ende, und dann verschwinden sie wieder in den Tiefen der Erde. Bis dahin ist mein Schicksal mit ihrem verbunden!«
Flores blickte ihren Bruder zweifelnd an.
»Sie hätten mich getötet, wenn nicht der da gewesen wäre«, erklärte sie mit einem Blick auf Sargan, der eine gespielte Verbeugung in ihre Richtung andeutete.
»War mir ein Vergnügen«, sagte er und zeigte ein schiefes Grinsen. Offenbar unwillig, sich weiter an ihrer Unterhaltung zu beteiligen, rollte sich der Dyrier wieder in seine Decke und schloss die Augen.
»Ja, sie sind gefährlich, sie sind böse, und sie sind Menschenfresser. Aber was macht das schon?«, fragte Sten düster. »Sie töten, wie wir alle.«
Betretenes Schweigen folgte seinen Worten, bis Viçinia fragte: »Wie lautet dein Plan, Sten?«
»Ich muss nach Starig Jazek. Dort vollzieht der Albus Sunasgefährliche Magie. Ich habe ein Gespräch belauscht, und was ich erfahren habe, klang bedrohlich. Ich denke …«, erklärte Sten.
Aber Vangeliu drehte sich unvermittelt um und fixierte Sten mit seinen hellen, durchdringenden Augen. Dann unterbrach er ihn fragend: »Das Kloster im Süden? Das auf dem Hügel?«
»Ja, ich denke schon. Wieso?«
»Es ist ein dunkler Ort, dieses Kloster. Ich kann es spüren. Es ist wie … ja, wie eine schwärende Wunde in der Welt«, erklärte der Geistseher kryptisch.
»Eine Wunde in der Welt? Was bedeutet das?«, erkundigte sich Leica verstört.
»Die Geister meiden diesen Ort, er ist dunkel für meinen Blick.«
»Hat das mit dem zu tun, was ich gehört habe, oder fürchten die Geister einfach den Albus Sunasund dessen Macht?«, fragte Sten.
»Ich weiß es nicht. Die Sonnenpriester kümmern sich nicht um die Geister. Jedenfalls bisher nicht. Sie folgen anderen Pfaden und erklären alle Geister zu dunklen Wesen«, meinte Vangeliu achselzuckend, bevor er sich wieder dem Eintopf zuwandte und mit einem Holzlöffel in der Suppe rührte, deren Duft allmählich den Raum erfüllte.
Mit zusammengepressten Lippen sah Sten in die Runde und stellte dann fest: »Umso wichtiger ist es, diesen Ort aufzusuchen und zu sehen, was dort geschieht. Die Trolle werden den magischen Übergriffen auf ihr Volk ein Ende setzen wollen. Und vielleicht hilft es uns, wenn wir Zorpad daran hindern, seinen Teil des Handels mit dem Kleinen Volk zu
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