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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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jemand etwas bemerkt, unbedingt melden!«
    Schweigend stapften sie durch den beständigen Regen in den dunklen Wald. Das Gewicht von Natioles Körper drückte auf Stens Schultern, doch er stemmte sich dagegen und setzte einen Fuß vor den anderen, entschlossen, seinen Freund so weit zu tragen, wie es sein musste. Niemals würde er die Leiche einem der Trolle anvertrauen, nicht, nachdem er hatte mit ansehen müssen, wie diese einen ihrer eigenen Gefährten gefressen hatten.
    Wie oft hast du mich wieder aufgerichtet, wenn ich am Boden war, Nati? Du hast mich vom Schlachtfeld getragen und mein Leben gerettet. Jetzt werde ich dich deinen letzten Weg in dieser Welt tragen.
    Wegen des Regens war es sehr dunkel im Wald, und das Marschieren war beschwerlich. Immer wieder stolperte jemand über einen Stein oder eine Wurzel, die in der Finsternis kaum zu sehen war. Selbst nachdem die Trolle die Führung übernommen hatten und die störende Vegetation einfach aus dem Weg räumten, blieb der Weg schwierig.
    Nachdem sie eine Zeit lang so gegangen waren, zischte plötzlich einer der Trolle warnend: »Feuer!«
    Sofort gesellte sich Sten zu den vier Kreaturen und fragte: »Wo?«
    »Ich rieche Rauch«, erklärte Roch, und die anderen nickten stumm. »Es kann nicht weit sein, das Wasser schluckt viele Gerüche. In diese Richtung.«
    »Ein Dorf?«, antwortete Sten und überlegte, wo sie sich befanden. Es war schwer einzuschätzen, welche Entfernung sie auf dem schnell fließenden Magy zurückgelegt hatten. Schließlich traf er eine Entscheidung und ließ Natiole sanft zu Boden gleiten.
    »Wir müssen das erkunden. Wir sollten herausfinden, ob es eine Bedrohung ist oder ob wir dort möglicherweise den Tag verbringen können. Flores? Kommst du mit?«
    Ohne zu widersprechen, gesellte sich seine Schwester zu ihm, und sie liefen schweigend in die Richtung, welche ihnen Roch gewiesen hatte. Nach einigen Dutzend Schritt konnte auch Sten den Rauch in der Luft riechen, und dann sah er eine große Lichtung im Wald, auf der ein dunkler Umriss aufragte, der sich beim Näherkommen als eine alte, windschiefe Hütte entpuppte. Dahinter zeichnete sich ein geduckter Bretterverschlag ab. Unter dem mit Tierfellen bespannten Vordach der Hütte standen Fässer, und ein säuberlich gestapelter Haufen Brennholz lehnte an einer Wand. Offensichtlich war das Gebäude bewohnt, denn aus dem Schornstein stieg der Rauch auf, den sie gerochen hatten.
    »Wir werden uns hier einquartieren«, beschloss Sten, und Flores fragte: »Ist das klug? Werden unsere Verfolger nicht an solchen Orten nach uns suchen?«
    »Wenn die Soldaten sie kennen, vielleicht. Aber wir müssen am Tage rasten, die Trolle können nicht im Licht der Sonne marschieren. Dieser Ort ist trocken und warm, und ich habe die Hoffnung, dass Zorpads Leute auf dem Magy fürs Erste unsere Spur verloren haben.«
    »Gut«, pflichtete ihm seine Schwester bei, doch als er sich abwenden wollte, packte sie ihn am Arm und hielt ihn fest.
    »Sten …«, begann sie, aber ihre Stimme versagte.
    »Ich weiß«, sagte Sten und legte seine Hand auf die ihre. »Sein Verlust ist schlimmer, als ich es ausdrücken kann. Es tut mir Leid, Flores, ich habe ihn …«
    »Nein«, unterbrach sie ihn entschieden. »Es ist nicht deine Schuld. Er hat dieses Leben selbst gewählt. Es tut einfach nur weh.«
    Stumm nickte Sten, und als die Blicke der Geschwister sich trafen, waren sie sich für einige Herzschläge wieder so nah wie in Kindertagen. Dann ging der Augenblick vorüber, und Flores zog langsam ihre Hand zurück. Mit einem letzten Blick zu seiner Schwester wandte Sten sich um, und sie kehrten zurück zu ihren Reisegefährten.
    »Eine Hütte«, erklärte Sten. »Wir werden dort den Tag verbringen.«
    »Was ist mit denen?«, fragte Costin mit einem Seitenblick auf die Trolle, die sich abseits der Menschen hielten und sie schweigend anstarrten. Nicht einmal Pard raffte sich zu einer scharfen Antwort auf. Die Schweigsamkeit der Trolle verwirrte Sten, doch er hatte nicht die Zeit, um sich damit auseinander zu setzen.
    »Wir gehen vor«, legte Sten seinen Plan dar, »und beruhigen die Bewohner. Die Trolle warten ein wenig und kommen dann nach.«
    Pard grunzte missfällig.
    »Keine Gewalt!«, befahl Sten in Richtung der großen Wesen, und Druan nickte ergeben.
    Das letzte Stück Weg bis zur Hütte war schnell zurückgelegt, dann ließen die Menschen die Trolle einige Dutzend Schritt entfernt zurück und näherten sich vorsichtig dem

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