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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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seine Gäste zu. Auch Viçinia schlief mittlerweile, lang neben Sten ausgestreckt und den linken Arm als Kissen nutzend. Sargan, der Dyrier, lag zusammengerollt an der Wand, Seite an Seite mit Costin, und Leica ruhte neben Suhai. Noch immer hatte der junge Adelige das Bewusstsein nicht wiedererlangt, aber auch seine Wunden waren gesäubert und verbunden worden, und sein gebrochener Arm war gerichtet und geschient. Da kaum einer der Wlachaken angemessen für das regnerische Wetter gekleidet war, hatte Vangeliu sie mit einfachen, rauen Decken versorgt, in die sie sich gehüllt hatten. Die meisten hatten sich eines Großteils ihrer durchweichten Kleidung entledigt und diese an einer Leine in der Nähe des Kamins aufgehängt. Auch Flores hatte ihre Rüstung ausgezogen und vor dem Feuer abgelegt, damit sie ein wenig trocknen konnte.
    Nach der durchwachten Nacht teilte Flores’ Körper ihr mit, dass sie besser ebenfalls schlafen sollte, aber ihr Geist war zu wach und verwirrt, als dass sie Ruhe finden konnte. Der Regen trommelte gleichmäßig auf das Dach der Hütte, und das wenige Licht, das durch die Spalten und Ritzen fiel, wirkte kalt und grau. Das Unwetter war weiter nach Süden gezogen und hatte nur den dichten, beständigen Regen zurückgelassen. Nur manchmal konnte man es noch in der Ferne donnern hören.
    »Wir müssen so bald wie möglich hier weg«, stellte Viçinia plötzlich leise fest, die soeben aufgewacht war. »Wir sind in großer Gefahr.« Sie hob den Kopf von ihrem Arm und sah Flores an.
    »Und wir bringen diese Gefahr zu unserem Gastgeber, wenn wir zu lange hier bleiben«, pflichtete ihr die dunkelhaarige Kämpferin bei.
    »Ach, macht euch um den alten Vangeliu keine Sorgen«, erwiderte der Weißhaarige. »Mir passiert schon nichts.«
    Viçinia richtete sich auf die Knie auf und beugte sich besorgt über den schlafenden Sten. Offenkundig zufrieden damit, dass er fieberfrei war und schlief, wandte sie sich wieder dem Gespräch zu.
    »Wieso lebst du hier alleine, Alterchen?«, fragte Flores höflich. »Ist das nicht gefährlich?«
    »Der Wald tut mir schon nichts, mein Kind, und Menschen kommen gewöhnlich nicht hierher«, erklärte Vangeliu lächelnd.
    »Du bist ein Geistseher!«, sagte Flores verstehend, und die beiden Wlachakinnen sahen den Alten mit neu gewonnenem Respekt an.
    »Ich bin vor allem alt«, lachte der Mann und rieb sich die Nase, »aber es stimmt, der Wald und ich verstehen uns.«
    »Wir werden dich nicht lange belästigen«, versicherte Viçinia. »Sobald wir können, reisen wir weiter.«
    »Ihr belästigt mich nicht. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich leibhaftige Trolle gesehen habe. Der Wald flüsterte von ihrer Ankunft, und ich war neugierig. Sonst hätte ich doch kein Feuer entzündet, oder nicht?«, fragte er mit einem schelmischen Lachen.
    »Dann sind wir umso dankbarer für deine Gastfreundschaft«, erwiderte Viçinia ernst.
    »Gastfreundschaft ist eine Tugend unseres Volkes, die Zierde unserer Herrscher und die Pflicht eines jeden«, erklärte Vangeliu. »Es wäre eine Schande, wenn ich euch die Tür gewiesen hätte.«
    »Hast du keine Angst vor den Masriden?«, fragte Flores erstaunt.
    »Natürlich habe ich Angst, aber wie ich schon sagte: Ich bin alt. Da wirkt die Gefahr zu sterben nicht mehr ganz so groß.«
    »Wir werden vermutlich verfolgt. Reiter, Hunde, Krieger«, erläuterte Flores, und Vangeliu nickte.
    Vor dem Feuer regte sich jetzt auch Leica, die Flores erst in der Nacht kennen gelernt hatte. Sie schien mit den Schrecken der vergangenen Nacht erstaunlich gut fertig zu werden.
    »Ja, Zorpad wird mächtig wütend sein, dass ihm nicht nur Sten entkommen ist, sondern auch wir Geiseln«, pflichtete sie Flores bei. »Er wird die Höllen selbst in Bewegung setzen, um uns aufzuspüren.«
    »Vielleicht reicht das dennoch nicht«, erwiderte Vangeliu geheimnisvoll, doch als Flores stirnrunzelnd nachfragte, antwortete der alte Mann nicht, sondern rieb sich wieder nur lächelnd die Nase. Verwirrt betrachtete die junge Wlachakin das runzlige Gesicht und die wässrigen blauen Augen ihres Gastgebers, doch sie konnte darin keinen Hinweis erkennen.
    »Wir müssen rasch nach Désa. Jetzt wird Zorpad den Krieg schnell vorantreiben. Vermutlich sammelt er bereits seine Heere um sich. Ionna muss gewarnt werden!«, stellte Viçinia eindringlich fest, und alle nickten bis auf Flores, die sich noch nicht entschieden hatte, was sie als Nächstes unternehmen würde.
    Das Gespräch,

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