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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Boten senden und erwähnte Octeiu.«
    »Natiole hat auch mit dem Verräter gesprochen«, zischte Sten. »Das bedeutet vermutlich, dass kein Bote Désa erreicht hat und Ionna nichts von dem bevorstehenden Krieg ahnt!«
    »Wir müssen uns beeilen«, stellte Viçinia drängend fest. »Die Zeit läuft uns davon. Ich habe die neuen Rüstungen gesehen, Zorpads Soldaten werden mit ihnen viel gefährlicher sein!«
    »Ich habe noch andere Verpflichtungen«, erklärte Sten entschuldigend und nickte in Richtung der Trolle. »Aber ihr müsst so schnell es geht nach Désa reisen.«
    »Ich nicht«, warf Flores ein und sah auf Natiole hinab.
    »Was wirst du tun?«, fragte Sten vorsichtig nach.
    »Ich weiß nicht. Nach Teremi kann ich nicht zurück«, gab seine Schwester zu. »Vielleicht gehe ich in den Südosten.«
    Bevor Sten antworten konnte, rief Costin vom Ruder: »Da vorne! Eine ruhige Stelle, Sten! An die Staken!«
    Sofort sprang der Wlachake auf und ergriff eine der langen Holzstangen. Sargan tat es ihm gleich. Bisher hatte Sten den Dyrier kaum beachtet, der die meiste Zeit geschwiegen hatte, aber jetzt fragte er sich, was der rothaarige Mann eigentlich hier tat. Doch zunächst hatte er keine Zeit für Fragen, denn es galt, den Lastkahn gegen den Willen des Flusses in die Nähe des Ufers zu bringen. Hinten lehnte sich Costin mit seinem ganzen Gewicht gegen die Ruderpinne, während Sten und Sargan mit ihren Stangen hantierten. Dann endete die Gegenwehr der Strömung plötzlich, und das Boot glitt in das stillere Wasser einer kleinen Bucht, wo Sten und Sargan es leichter hatten, es bis ans Ufer zu staken.
    »Alle raus!«, rief der Wlachake und drückte den Kahn mit seinem Staken gegen die Uferböschung. Als Erstes stieg Pard über die Bordwand und hielt das Schiff dann mit seinen mächtigen Armen fest, während der Rest ihrer Gruppe von Bord ging. Druan beugte sich hinab zu Natiole und wollte nach ihm greifen, aber Sten zischte wütend: »Fass ihn nicht an, Troll!«
    »Ich wollte ihn nur …«, verteidigte sich Druan, aber Sten schüttelte entschieden den Kopf.
    »Fass ihn nicht an!«
    Schulterzuckend ging Druan von Bord, und Sten kniete neben Natioles Leiche nieder. Nach einem kurzen Augenblick schlang er die Arme um den leblosen Körper seines Freundes und hob ihn sich auf die Schulter, bevor er über die Reling sprang. Am Ufer legte er die Leiche in das feuchte, dichte Gras.
    »Was machen wir mit dem Boot?«, fragte Pard.
    Sten meinte nach kurzem Zögern: »Wir schieben es in den Fluss hinaus. Mit ein wenig Glück treibt es noch eine Strecke weiter, und unsere Verfolger wissen nicht, wo wir an Land gegangen sind.« Mit diesen Worten sprang er in das flache Wasser und schob den Lastkahn zusammen mit Pard aus der ruhigen Bucht zurück in den Fluss, wo es plötzlich von der Strömung erfasst und aus ihren Händen gerissen wurde. Mit einem letzten Schrei gab Pard dem Boot noch einen Stoß, der es weiter hinaus auf den Magy trieb, wo es innerhalb weniger Herzschläge von der Dämmerung verschluckt wurde.
    Als Sten sich umdrehte und durch das brusthohe, kühle Wasser zurück an Land watete, stellte er plötzlich fest, dass er am ganzen Leib zitterte. Seine gefühllosen Finger hatten Probleme, eine Wurzel zu greifen, um sich die Böschung hochzuziehen, bis Sargan ihm eine helfende Hand hinstreckte, die er nach kurzem Zögern ergriff.
    »Wir müssen einen Unterschlupf finden«, stellte Sten fest, als er die kleine zusammengekauerte Gruppe der Menschen sah, die durchnässt und frierend auf dem Boden hockten. »Und wir brauchen ein Feuer.«
    »Was ist mit den Soldaten?«, fragte Leica zitternd.
    »Wir haben keine Wahl«, befand Sten. »Viele von uns sind verwundet. Wir brauchen Wärme und einen Platz zum Ausruhen. Wir müssen uns verbergen, so gut es eben geht.«
    Langsam erhoben sich die Menschen und Trolle und rafften ihre Ausrüstung zusammen, wobei die meisten kaum mehr als ihre Kleidung am Leib bei sich trugen. Sargan ging neben Viçinia her, und Sten sah, dass er der jungen Frau seinen Mantel anbot, obwohl er selbst ebenfalls zu frieren schien. Viçinia schüttelte jedoch den Kopf. Mit einem Grunzen warf sich einer der Trolle Suhai über die Schulter, der immer noch bewusstlos war. Sten aber nahm Natioles kühlen Körper, legte ihn sich vorsichtig über die Schultern und wies in Richtung des Waldrandes, der sich düster vor ihnen abzeichnete.
    »Dicht beieinander bleiben«, befahl er, als er sich in Bewegung setzte. »Falls

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