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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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zu lassen, aber Sargan machte sich keine Sorgen darum, dass Sten ihn verraten könnte. Der Wlachake war, trotz allem, ein ehrbarer Mann und würde wohl nicht so einfach einen unbewaffneten Gegner im Schlaf ermorden, selbst wenn er die Gelegenheit dazu hätte. Einerseits respektierte Sargan dies, andererseits war es eine klare Schwäche, die er sich selbst nicht auferlegen würde. Am Ende zählt nur, wer noch auf den Beinen steht, überlegte er, schon halb im Schlaf.
    Plötzlich wachte er auf und spürte eine kalte Klinge an seinem Hals. Was?, dachte der Dyrier verschlafen. So kann man sich irren.
    »Keine Spielchen, Sargan«, warnte Sten und lächelte böse.
    »Was willst du?«, fragte der Dyrier zurück und zeigte vorsichtig seine leeren Hände.
    »Antworten. Wieso wolltest du mitkommen?«, fragte Sten.
    Sargan erwiderte: »Wir reisen schon tagelang zusammen, wieso kommst du erst jetzt auf die Idee, mir ein Messer an die Kehle zu halten?«
    »Ich sagte: keine Spielchen«, knurrte der Wlachake und drückte fester zu, sodass die scharfe Klinge bedrohlich über Sargans Haut kratzte.
    »Schon gut, schon gut. Ich will Zorpad daran hindern, seinen Teil der Vereinbarung mit den Zwergen zu erfüllen.«
    »Warum?«, fragte Sten misstrauisch.
    »Weil das die Pläne des Kleinen Volkes stört. Weil die Trolle Dinge über die Zwerge wissen, die vermutlich sonst keiner weiß. Weil ich dieses schmutzige, kleine Land bis zum nächsten Sommer sowieso nicht verlassen kann, selbst wenn ich wollte, weil die verfluchten Pässe selbst zu den besten Zeiten ungepflegte, ungeschützte, miserable Entschuldigungen für echte Handelswege sind, deswegen!«, zischte Sargan zurück und legte sich wieder hin, die Klinge an seinem Hals einfach ignorierend. Entweder er sticht jetzt zu, oder ich habe ihn richtig eingeschätzt, dachte der Dyrier mit klopfendem Herzen und hätte beinahe erleichtert aufgeseufzt, als Sten das Messer von seiner Kehle nahm.
    »Gut«, sagte der Wlachake leise. »Verstehst du, dass ich dir nicht vertrauen kann?«
    »Ob ich verstehe, dass du mich mit dem Messer an der Kehle ausfragst? Ja, sicher, das ist gerade noch an der Grenze dessen, was mein armer Geist erfassen kann«, höhnte Sargan sarkastisch. Mit einem schlechten Gewissen wird er sehr viel einfacher im Umgang sein, frohlockte Sargan, als er Stens niedergeschlagenen Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Du hast Recht«, stimmte der Krieger zu. »Ich möchte dich um Entschuldigung bitten.«
    Einen Augenblick funkelte Sargan den Wlachaken an, doch dann nickte er und gab scheinbar widerwillig nach, auch wenn er innerlich schon längst entschieden hatte.
    »Entschuldigung angenommen. Kannst du mir jetzt sagen, warum du so viele Tage gewartet hast, um mir diese Frage zu stellen?«
    »Ich habe mit mir gerungen«, erwiderte Sten und zuckte mit den Achseln. »Es ist nicht meine Art.«
    »Aber du dachtest dir, es wäre meine, und wolltest mir zuvorkommen?«, spekulierte der Dyrier, und Sten nickte entschuldigend.
    »Du bist ein Spion, du hast selbst gesagt, dass du für Geld mordest.«
    »Gemordet hast«, verbesserte ihn Sargan mit einer Lüge, die ihm einfach über die Lippen kam. »Diese Zeiten sind vorbei. Und du tötest auch.«
    »Ja, ich weiß. Wir werden bald kämpfen müssen, fürchte ich. Dann sollten wir einander zumindest so weit vertrauen können.«
    »Richtig«, stimmte ihm Sargan zu. »Du denkst, ich tue alles nur des Goldes wegen, nicht wahr? Nun denn, meine Auftraggeber bezahlen mich gut dafür, den Zwergen zu schaden und mehr über ihre Geheimnisse herauszufinden. Zorpad arbeitet mit ihnen zusammen, du und die Trolle gegen sie. Meine Wahl ist offensichtlich, oder?«
    »Vermutlich schon«, gestand der junge Wlachake ein.
    »Dann sollte zwischen uns alles geklärt sein. Wie wir nach der Angelegenheit im Kloster weiter verfahren, können wir dann ausmachen. Aber glaube mir, mein Wunsch, in Ardoly zu bleiben, ist nicht sehr ausgeprägt.«
    »Meiner auch nicht«, entgegnete Sten. Verwirrt blickte Sargan in das Gesicht des Wlachaken, das von Erschöpfung und Kälte gezeichnet war.
    »Was?«
    »Ich will nicht in Ardoly bleiben«, erklärte Sten. »Ich will in meine Heimat, ich will nach Wlachkis. Und das geht nur, wenn wir es schaffen, Zorpad zu besiegen.«
    »Verstehe.«
    »Möglich. Aber wir kämpfen nicht für Gold, nicht für irgendwelche Herren, wir kämpfen für unsere Freiheit. Du musst das nicht respektieren, aber du solltest mir auch nicht in die Quere

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