Die Trolle
Krieger fest. Seine Treue gehört allein dem Geld und sonst nichts. Wir sind für ihn nur einfache Werkzeuge. Wenn wir nutzlos geworden sind, wird er uns beiseite legen. Und wir wissen bereits zu viel; vermutlich könnte das Wissen über seine Herkunft und seinen Auftrag den mächtigen Herren im Imperium schaden.
»Wollt ihr aufbrechen?«, erkundigte sich Vangeliu und sah die Trolle fragend an.
»Ja«, befand Druan. »Je eher, desto besser.«
Während sie ihre Habseligkeiten packten, beobachtete Sten Sargan, der seinen misstrauischen Blick ignorierte und sich mit Roch über Buchstaben unterhielt. Als sie sich von Vangeliu verabschiedeten, ermahnte der alte Mann Sten: »Mach der Dunkelheit in dem Kloster ein Ende, mein Junge. Es ist besser für uns alle.«
»Ja, Vangeliu, ich weiß.«
»Sollte der Geist erwachen, so stehen uns bittere Tage und grimmige Nächte bevor«, sagte der Geistseher eindringlich.
»Dann müssen wir es wohl verhindern, wie?«, fragte Sten sarkastisch, was ihm einen bösen Blick einbrachte, der jedoch schnell wieder aus den hellblauen Augen verschwand und von Schalk ersetzt wurde.
»Sichere Wege, Schlaukopf«, sagte Vangeliu grinsend, und Sten erwiderte: »Sichere Wege, Alterchen.«
Damit traten die Trolle, Sargan und Sten aus der Hütte in den Regen und die Dunkelheit und schritten den Pfad entlang, der sie nach Süden bringen sollte, wo die Sonnenpriester des Albus Sunasden heiligen Ort der Wlachaken schändeten.
46
Schlecht gelaunt stapfte Sargan hinter den Trollen her. Irgendwo hinter sich spürte er Stens Anwesenheit, doch der Wlachake sagte kein Wort. Die Tage und Nächte ihrer Wanderungen zogen sich quälend langsam dahin, denn Sten besprach nur das Nötigste mit dem Dyrier, und auch die Trolle blieben lieber unter sich. Zudem ließ der sturmgepeitschte Regen einfach nicht nach, der jede Kleidung nach kurzer Zeit durchnässt hatte. Inzwischen hatten sich alle damit abgefunden, nicht mehr trocken zu werden, nachdem sie seit der Rast in Vangelius Hütte keinen Tag mehr geschützt hatten verbringen können, geschweige denn ein Dach über dem Kopf gehabt hätten. Ein Feuer zu entzünden war bei diesem Wetter eine Kunst, die Sten zwar beherrschte, aber die kleinen, qualmenden Flammen genügten kaum, um ein wenig Wärme in die durchgefrorenen Leiber zu schicken.
Welch ein kaltes, nasses und vor allem schmutziges Land, dachte der Dyrier zum hundertsten Mal angewidert, voller unfreundlicher Menschen. Obwohl es natürlich auch Ausnahmen gab. Wer hätte gedacht, ein solches Kleinod wie die Dame Viçinia mitten unter diesen Barbaren zu entdecken? Sargan bedauerte es außerordentlich, dass er die junge Adelige nicht näher kennen gelernt hatte, aber er hatte wahrlich keinen Grund gehabt, ihre rückständige Heimatprovinz zu besuchen. Außerdem hat unser S ten hier wohl auch ein Auge auf sie geworfen, wenn ich mich nicht sehr irre. Und vermutlich wird sie dem ungewaschenen Lümmel ebenfalls ihr Herz schenken, das arme Kind. Sie ist ja nichts Besseres gewohnt … In düstere Gedanken versunken, schritt der Dyrier durch den nicht nachlassenden Regen.
Nur die kurzen Zeiten, in denen sie rasteten und er dem einhornigen Troll Roch ein wenig Schreiben und Lesen beibrachte, boten Abwechslung, ansonsten marschierten sie unablässig durch den dichten Forst, in den sie noch in der ersten Nacht eingedrungen waren, als sie den Pfad verlassen hatten. Zum Glück walzten die großen und massigen Trolle alles nieder, sodass der Weg nicht allzu anstrengend war, aber dennoch konnte es geschehen, dass man in der Dunkelheit eine Wurzel oder einen Stein übersah und stürzte, was Sargan mehrfach passiert war und zu üblen Prellungen geführt hatte. Seufzend rieb er sich über einen hässlichen blauen Fleck an seiner Hüfte und fragte sich ein weiteres Mal, ob sein Plan, mit den Trollen herumzuziehen, wirklich so gut war, wie er es sich vorher eingeredet hatte. Sicher, es gab einiges zu erfahren, und eine Störung der Handelsbeziehungen zwischen Zorpad und dem Kleinen Volk wäre seinen Auftraggebern gewiss willkommen. Andererseits erschien ihm dieses ganze Unterfangen inzwischen doch äußerst mühselig.
Als an diesem Tage die Sonne aufging, sprachen Sten und Sargan sich kurz über die nötigen Wachen ab. Dann legte der Dyrier sich hin und versuchte, trotz der Kälte in seinen Knochen Schlaf zu finden. Natürlich würde Sten während Sargans eigener Wachen wieder lange aufbleiben, um ihn nicht aus den Augen
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