Die Trolle
Nicken in Richtung des Schuppens.
»Stimmt, die Trolle hätte ich fast vergessen«, grinste Sargan. »Wenn sie schlafen, sind sie so ruhig und friedlich. Wie drei Schritt große, menschenfressende Säuglinge.«
»Pard wird wütend sein, wenn er aufwacht und feststellt, dass die anderen weg sind«, prophezeite Sten. »Aber eigentlich ist er immer wütend.«
So saßen die drei unterschiedlichen Männer vor dem Feuer und warteten schweigend darauf, dass die Sonne unterging und die Welt in Dunkelheit versank, damit die gewaltigen Trolle erwachten.
Tatsächlich waren die Trolle jedoch sehr schweigsam, als sie erwachten und zur Hütte des Geistsehers kamen. Selbst Pard nahm die Neuigkeit vom Aufbruch der Wlachaken einfach mit einem Brummen auf. Erst als Sten vom Auftauchen der Elfen berichtete und von dem kurzen, sehr einseitigen Gefecht mit den Masriden, kam Leben in die vier.
»Die Krieger aus der Stadt waren hier?«, fragte Anda wild. »Wo sind sie?«
»Geflohen«, erwiderte Sten. »Bis auf die Gefallenen. Von ihnen hatten wir Pferde für …«
»Tote? Wo?«, unterbrach ihn Anda herrisch.
»Am Waldrand. Wieso?«, fragte Sten noch, doch Anda war schon aufgesprungen und durch die Tür nach draußen in den Regen gestürmt. Verwirrt sah der Wlachake zu Druan, der entschuldigend die Hände hob, und lief zur Tür. In der Dunkelheit der Nacht konnte er kaum erkennen, was Anda dort tat, aber dann ertönte ein langes, reißendes Geräusch, das Sten die Knie weich werden ließ. Ihr Geister!, dachte er entsetzt. Was tut dieses Ungeheuer da?
Die Geräusche ließen keinen Zweifel an der Antwort auf diese Frage. Offenkundig fiel Anda über die toten Masriden her und zerfetzte ihre Leiber. Wütend wandte Sten sich um und funkelte Druan an.
»Was soll das?«, herrschte er ihn an.
»Sie hat ihren Gefährten verloren«, sagte Druan leise.
»Zdam?«, fragte Sten verwirrt.
»Ja. Zdam war Andas Gefährte«, erklärte Roch, »und die Stadt-Krieger haben ihn getötet.«
Leise erhob sich Sargan, zog Sten am Arm zurück in die Hütte und schloss die Tür, um die Geräusche auszusperren, die Andas Zorn draußen verursachte. »Drückt sich bei euch Trauer immer auf diese Weise aus?«, erkundigte er sich vorsichtig.
»Zorn, Menschlein«, zischte Pard. »Sie ist zornig. Wie wir alle!«
Schweigend wartete die ungleiche Gruppe, bis Anda wieder zurückkehrte und sich schnaufend durch die Türe bückte. Obwohl es immer noch beständig regnete, hatte das Wasser längst nicht alles Blut von ihrem Körper gewaschen. Rote Bäche flossen an ihrem Leib hinab und bildeten kleine Pfützen auf dem Boden der Hütte. Der alte Vangeliu schien sich nicht daran zu stören, und auch Sten ignorierte das grausige Bild einfach.
»Es tut mir Leid«, begann er mit Blick auf Anda. »Ich wusste nicht, dass Zdam …«
»Halt dein Maul, Mensch«, fauchte sie ihn an. »Er ist tot.«
Hilflos sah Sten zu Druan, der den Kopf schüttelte. Also beschloss der Wlachake, das Thema zu wechseln, und wandte sich an Sargan: »So. Die anderen sind weg, die Trolle sind wach, jetzt kannst du reden.«
»Tja«, sagte Sargan mit einem offenen Grinsen. »Wie ich den Trollen bereits erzählt habe, ich bin kein einfacher Schreiber.«
»So weit waren wir auch schon«, warf Sten ein.
»Ich stamme aus dem Dyrischen Imperium, aber ich bin nicht aus Zufall hier. Ich wurde gesandt, um die Geheimnisse der Zwerge auszuspionieren.«
»Gesandt?«, fragte Sten erschüttert. »Von wem?«
»Das kann ich dir nicht sagen, selbst wenn ich es wollte. Vertrau mir.«
»Dir vertrauen? Du lügst und betrügst ohne Unterlass, wie soll ich dir da vertrauen?«, entgegnete Sten mit scharfer Stimme.
»Ich wollte niemanden in die Sache hineinziehen, Sten. Außerdem konnte ich nicht wissen, ob ich dir und den Trollen vertrauen kann. Wir waren Fremde, und ich kenne weder dieses Land noch die Trolle gut genug, um …«
»Du bist ein Späher des Imperiums? Ein Spion?«, fragte Sten zur Sicherheit nach, und Sargan nickte.
»Was war dein Auftrag?«, hakte der Wlachake nach.
»Mehr über das Kleine Volk herauszufinden. Sie kontrollieren den größten Teil des Handels mit deinem Land, und dies irritiert einflussreiche Leute am Imperialen Hof. Zudem erzwingen die Zwerge die Preise für Waren und Güter sowohl aus Ardoly als auch aus ihren eigenen Beständen.«
»Es geht um Geld«, stöhnte Sten, und wieder nickte Sargan.
»Ja, um viel Geld. Die Zwerge sind reich, Sten, und sie horten ihre Schätze in
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