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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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den Bergen.«
    »Wir kämpfen um unser Überleben, und die Trolle haben beinahe noch mehr zu verlieren als selbst wir, und du hast nichts als Gold im Kopf«, warf Sten dem Dyrier vor, der ihn zornig anfunkelte.
    »So? Soll ich dir eine Geschichte erzählen, Sten cal Dabrân, Sohn des Csiró von Dabrân und Schützling der Voivodin Ion-na? Meine Eltern waren arm, wirklich arm. Mein Vater war ein Tagelöhner, meine Mutter nähte und wusch für reiche Bürger. Eines Tages starb mein Vater bei einem Unfall am Hafen, zerquetscht von einer Kiste voller Gewürze. Meine Mutter konnte uns nicht ernähren, wir waren fünf Kinder, und kein Mann würde eine arme Frau mit fünf hungrigen Mäulern heiraten, also verkaufte sie mich in die Sklaverei. Ich zählte keine sieben Sommer damals. Ich hatte Glück, denn man gab mir gutes Essen, lehrte mich Lesen und Schreiben und zeigte mir einen Weg zur Freiheit. Ich diente den Herren, denen ich gehörte, ich tat alles, was sie mir auftrugen, ich stahl, spitzelte und mordete für sie, bis sie mich freiließen. Dann tat ich weiter, was man mir beigebracht hatte, doch jetzt bekam ich Gold dafür, und da meine Dienste begehrt waren, wurde ich reich. Ich habe drei Frauen, Sten, und sieben Kinder, und keines von ihnen wird jemals Hunger leiden müssen oder verkauft werden! Also erzähl mir nichts von Geld, Sten cal Dabrân, denn ich weiß genug davon!«
    Erstaunt betrachtete Sten den wütenden Dyrier, der sich nach vorn gelehnt hatte und den Krieger herausfordernd ansah. Die Blicke der Trolle wanderten zwischen den beiden Menschen hin und her, und Sten vermutete, dass die gewaltigen Wesen kaum etwas von Sargans Geschichte verstanden hatten, denn sie kannten die Verhältnisse bei den Völkern der Menschen nicht. Schließlich warf Vangeliu noch einen Scheit ins Feuer, was Funken aufstieben ließ, und seufzte: »Eine traurige Geschichte, mein Junge. Aber das scheinen die einzigen Geschichten zu sein, die es heutzutage noch gibt.«
    Für eine Weile schien jeder seinen Gedanken nachzuhängen, dann fragte Druan: »Weißt du mehr über den Ort der Sonnenmagier, Sten?«
    »Ja, wir wissen jetzt, wo sie diese Zauber wirken. Das hoffe ich zumindest, denn alle Hinweise deuten darauf hin.«
    »Wo ist er?«
    »Das Kloster Starig Jazek liegt südlich von hier, gar nicht so weit. In den Ausläufern der Sorkaten bei Baça Mare.«
    »Star…ig Jazek«, grübelte Anda. »Gibt es dort Krieger von Zorpad?«
    »Vielleicht«, räumte Sten ein. »Das weiß ich nicht. Aber wenn er dort Interessen hat, ist es durchaus möglich.«
    »Gut«, antwortete die Trollfrau mit einem düsteren Unterton in der Stimme, der Sten trotz der Wärme des Feuers frösteln ließ.
    »Du wirst uns dorthin führen? Was ist mit dem Lautmaler?«, fragte Roch neugierig.
    »Ich führe euch«, antwortete Sten. »Was mit dem da ist, weiß ich nicht, aber ich würde ihn nicht mitnehmen. Er ist eine Gefahr für uns, man kann ihm nicht trauen.«
    »Unsinn«, warf Sargan ein. »Ich habe den Trollen auf dem Marktplatz in Teremi beigestanden, und ohne mich wärst du tot, Sten. Ich …«
    »Der Dyrier ist nicht vertrauenswürdig!«, unterbrach Sten ihn scharf.
    »Er hat aber Recht«, maulte Roch. »In der Stadt hat er gesagt, dass wir dir helfen sollen.«
    »Vielleicht, weil es seinen Zwecken in diesem Augenblick genutzt hat, aber was ist, wenn sich seine Meinung ändert?«
    »Dann erledigen wir ihn«, antwortete Pard grimmig.
    »Ja«, erklärte Druan. »Er ist ein Feind der Zwerge. Doch wenn er uns verrät, dann töten wir ihn. Ganz einfach …«
    »Vielleicht ist es dann zu spät, er ist verdammt schlau«, merkte Sten an, doch die Trolle schienen sich entschieden zu haben. Für einige Herzschläge überlegte der Wlachake, ob er ihnen die Hilfe versagen sollte, dann seufzte er und gab nach. »Gut, wie ihr wollt. Aber kommt nachher nicht und beschwert euch, wenn der Spion da uns allen den Tod bringt!«
    »Ha!«, lachte Roch. »Das sagt Pard auch immer!«
    »Halt den Mund«, fauchte der riesige Troll. »Außerdem, wenn man tot ist, beschwert man sich sowieso nicht mehr!«
    Das brachte alle Trolle bis auf Anda zum Lachen, und Sten verzog das Gesicht. Sargan, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, suchte seinen Blick.
    »Mir ist nicht daran gelegen, euch zu verraten, Sten, im Gegenteil.«
    »Jetzt nicht, Dyrier, aber wenn deine Herren ihre Meinung ändern oder wenn es dir sonst irgendwie günstig erscheint, dann wirst du zur Gefahr«, stellte der junge

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