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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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habe etwas anderes damit vor. Und es lenkt mich ab.«
    »Ablenken? Wovon denn?«, fragte Sargan verdutzt, doch dann hörte er hinter sich ein grauenhaft schneidendes Geräusch.
    Als der Dyrier sich umdrehte, sagte Sten gerade: »Davon.«
    Einige Schritt entfernt hatten die Trolle sich neben den Leichnam ihres Freundes gekniet und schnitten nun dessen Fleisch vom Körper.
    Angeekelt sah Sargan zu Sten, der ungerührt seine Trophäen einsammelte.
    »Was, bei den Göttern, tun sie da?«, entfuhr es dem Rothaarigen, und er starrte Sten an, der den Trollen eisern keinerlei Beachtung schenkte.
    »Sten«, flüsterte Sargan erneut. »Was tun die Trolle da?«
    »Als ich sagte, dass sie Menschenfresser sind, da habe ich dir etwas verschwiegen, Dyrier. Sie fressen nämlich alles«, erwiderte Sten beherrscht.
    »Was?«, fragte Sargan entsetzt. »Auch Trolle? Sie sind Kannibalen?«
    »Alles. Na ja, bis auf Zraikas vielleicht, die scheinen ja nicht zu schmecken.«
    »Warum tun sie das? Wir haben doch genug Vorräte, oder nicht?«, fragte Sargan ungläubig.
    »Sie lassen ihn halt nicht zurück, dass er hier verwest, oder etwas in der Art. Frag sie doch selbst, ich bin beschäftigt.«
    Tatsächlich war es nicht leicht, die großen Reißzähne aus dem mächtigen Gebiss des Zraikas zu brechen, aber Sargan verspürte keine Lust, mit den Trollen zu reden, die ihren toten Gefährten ausnahmen wie Schlachtvieh. Die Geräusche waren Ekel erregend; immer wieder rissen die Trolle ganze Streifen Fleisch heraus und legten sie neben sich auf die feuchte Erde. Der Regen prasselte auf die grausame Szene nieder, und Sargan fröstelte, doch nicht nur wegen der Kälte.
    »Das ist widerlich!«, entfuhr es dem Dyrier, doch Sten lachte nur trocken.
    »Es sind Trolle!«

 
47
    Von dem Hügel aus hatte die kleine Gruppe eine gute Sicht auf das Kloster, das sich düster auf drei kleinen Felsplateaus erhob. Einige der hohen, schmalen Fenster waren trotz der späten Stunde noch erleuchtet, und ihr schwaches Licht zeichnete die Umrisse des trutzigen Gebäudes nach.
    Auf jedem der Plateaus war ein gedrungenes, flaches Gebäude errichtet worden. Nur das oberste der drei trug eine runde Kuppel, die vor der dunklen Felswand nur schwer zu erkennen war. Dahinter ragten die Ausläufer der Sorkaten auf, und es gab nur einen schmalen Weg, der zum Kloster führte, denn die Felsen rundherum waren steil und glatt. Ein schmaler Pfad führte über den Fels zum untersten der drei Gebäude. Wie genau man von einer Ebene des Klosters zur nächsten gelangte, konnte Sten in der Dunkelheit nicht erkennen, aber er nahm an, dass es Verbindungswege zwischen den Gebäuden gab.
    »Das ist Starig Jazek«, erklärte er den Trollen. »Unser Ziel.«
    »Gut«, brummte Pard, und Druan sagte: »Schlafen die Sonnenmagier jetzt?«
    »Zum allergrößten Teil vermutlich schon«, vermutete Sten. »Nachts gibt es keine Sonne und auch keine Rituale. Obwohl wir natürlich nicht wissen können, was in diesem Kloster geschieht.«
    »Sieht nicht leicht zu erreichen aus«, stellte Sargan fest. »Der Pfad ist gut einsehbar und die Felswand nicht einfach zu erklimmen. Vor allem nicht bei diesem Wetter und in der Dunkelheit.«
    »Wir dürfen natürlich nicht gesehen werden«, meinte Sten. »Aber an nassem Fels emporzuklettern …«
    »Nein«, beantwortete Druan die unausgesprochene Frage. »Wir müssen den Pfad nehmen.«
    Obwohl jeder der Trolle beim Kampf gegen die Zraikas verwundet worden war, konnte man schon nach einem Tag kaum noch etwas davon erkennen. Die Klauenwunden hatten sich geschlossen, selbst der üble Biss an Pards Arm sah bereits aus, als ob sein Fleisch seit Wochen heilte und nicht erst seit einer Nacht.
    Nun betrachteten die Trolle schweigend das Kloster, und Sten fragte sich, was die gewaltigen Wesen wohl dachten. Euer Ziel ist zum Greifen nahe, überlegte er sich. Bald könnt ihr in eure Heimat zurückkehren. Aber Frieden findet ihr dort auch nicht, nicht solange die Zwerge euch bekriegen. War dies den Verlust eurer Freunde wert? Oder denken Trolle anders?
    »Der Pfad. Wir müssen schnell hinaufgelangen und am Kloster sein, bevor uns jemand bemerkt. Möglicherweise gibt es Wachen. Vielleicht sollte einer, der schnell und leise ist und nicht so auffällig, vorgehen und nachschauen«, erklärte Sargan ruhig und überlegt.
    »Guter Plan. Leider kennen wir das Kloster nicht und wissen demnach nicht, wo dieser Brunnen ist, von dem Vangeliu sprach.«
    »Wir finden den schon«, raunzte

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